Juni
Am Tag seines Geburtstags schlief Draco aus.
Er wusste es, ohne auf die Uhr geschaut zu haben, denn sein Kopf fühlte sich schwer und seine Brust leicht an, und die Art, wie das Sonnenlicht durch den Seetang auf dem Seegrund gefiltert wurde, war heller als sonst, sonnenblumengelb statt gedämpft und trüb. Es kräuselte sich auf seinem Bett und tanzte auf seiner blassen Haut. Er hob seine Hand und sah zu, wie das Licht durch seine Finger glitt.
Wieder ein Jahr vorbei. Weitere dreihundertfünfundsechzig Tage. Weitere zwölf Monate. Die Zeit glitt durch seine Finger, wie der Sand einer Sanduhr. Es hatte ihn schon früher erschreckt, wie schnell sein gestohlenes Leben weiterging, als hätte es den Krieg nicht gegeben, als wäre die Zeit von Hunderttausenden von Menschen nicht brutal verkürzt worden, während er weiterstolperte.
Draco atmete tief durch, die Hand fiel auf seine Brust.
Achtzehn Jahre. Vor ihm erstreckten sich die verantwortungsvollen und anstrengenden Jahre des Erwachsenseins, und obwohl er das Gefühl hatte, neu geboren worden zu sein, ein schreiendes Kind in einer so neuen und unbekannten Welt, fühlte sich Draco gleichzeitig wie derselbe Junge, der am 1. September vor all den Jahren seine zitternden Hände in den Ärmeln seiner Robe versteckt hatte. Die Last der Pflicht hatte ihn immer niedergedrückt, erst sein Name, dann das Mal, und obwohl er mit beidem belastet blieb, lag an diesem Morgen etwas in der Luft, das ihn freier atmen ließ. Seine Zukunft lag vor ihm, eine unendliche, kurvenreiche Straße, aber Draco schwor, dass am Ende ein Lichtschimmer, etwas Hoffnung auf ihn wartete.
Es war ein seltsames Gefühl, eines, das er schon so lange nicht mehr gespürt hatte, aber es war unvergesslich und nicht zu ignorieren. Ein träges Lächeln umspielte seine Lippen.
Draco gönnte sich noch ein paar Sekunden im Bett, die Behaglichkeit und Wärme waren ihm fremd, aber willkommen, bevor er es nicht länger rechtfertigen konnte und aufstand. Es war ein Wochenende, Anfang Juni, der Sommer war im vollem Gange. Er knöpfte sein Hemd zu, dann hielt er abrupt inne, als er im Spiegel den dunklen, offensichtlichen Fleck auf seinem Unterarm sah, wo der Ärmel nach oben gerutscht war.
Fröstelnd starrte er ihn an. Bevor er den Blick abwandte, richtete er sein Hemd und krempelte beide Ärmel bis zu den Ellbogen hoch. Die Creme, die Blaise ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, lag verschlossen in seiner Schublade, und Draco kehrte die Schutzzauber um, nahm die Dose und setzte sich auf sein Bett. Er drehte seinen Arm, die Haut war blass, das Mal dunkel, und er starrte es nur ein oder zwei Augenblicke lang an, bevor er begann, die Creme aufzutragen, und genoss es, wie jede Linie unter seinen Fingern verschwand.
Es war ein seltsames Gefühl, ein Kribbeln, als die Magie wirkte. Es fühlte sich an wie eine zweite Chance.
Draco legte sie zurück in seine Nachttischschublade, verschloss sie wieder und zog sich seine Schuhe an, bevor er ging. Er wusste, dass sich niemand für seinen Geburtstag interessieren oder sich daran erinnern würde, aber er konnte das leicht euphorische Gefühl in seinem Magen nicht abschütteln, den Sieg, dass er bis hierher überlebt hatte, dass es endlich aufwärts ging.
Der Gemeinschaftsraum war fast leer, als er ihn auf dem Weg zum Frühstück durchquerte. Wenn das Sonnenlicht, das sein Zimmer durchflutete, etwas aussagte, waren die meisten Leute draußen oder unten in Hogsmeade. Wenigstens würde das Schloss heute ruhig sein.
Draco fand Blaise sofort, als er die Große Halle betrat, setzte sich neben ihn und nahm sich etwas zu essen. Sein Freund würdigte ihn keines Blickes, sondern schob ihm lediglich eine schwarze Dose zu.
„Alles Gute zum Geburtstag.", sagte Blaise, bevor er mit seinem Frühstück fortfuhr.
Draco starrte das Geschenk an. Er nahm es und steckte es in seine Tasche. „Danke."
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Wanderer deutsch
FanficÜbersetzung von Wanderer Die Originalgeschichte ist von Everliah/Moonysfreckles Sie trifft eines Nachts auf ihn, ohne zu wissen, dass diese zufällige Begegnung in einem Hogwarts Korridor das Leben von ihnen beiden retten wird. Dies ist eine Nachkrie...