Und wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Vodka her

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Aftershowparty.
Halb drei.
Nachts.
Berlin.

Die Musik der Diskothek dröhnte in meinen Ohren. Am liebsten wäre ich nicht mit auf diese Party gegangen, doch Michael hatte darauf bestanden. Jedoch war er keine fünf Minuten nach unserer Ankunft in der Disko einfach so verschwunden. Noch nicht einmal Bushido fand ich in diesem Getummel wieder. Und so saß ich gelangweilt an der Bar und nippte ab und zu an meinem Colaglas.

Ob sie schon gegangen sind und mich vergessen haben?

Ehrlich gesagt hielt ich es nicht mehr lange aus. Die Musik war zu laut und einfach zu viele Menschen waren sturzbesoffen. Nachdem ich einige wenige Flirtversuche von betrunkenen Männern abgeblockt hatte, reichte es mir völlig.

Ich rutschte vom Hocker und bahnte mir den Weg durch die Menschenmassen. Auf der Tanzfläche brauchte ich gar nicht zu suchen, denn ich wusste, dass Michael ungern tanzte. So suchte ich in der Lounge nach ihm. Dort war er allerdings nicht. Ich ging weiter und kam schließlich in einen weiteren Raum, in dem es nicht ganz so voll war wie in den bisherigen. Und tatsächlich entdeckte ich meinen Chef mit einigen anderen Männern am Ende des Raums. Schon von Weitem konnte man erkennen, dass sie ebenfalls angeheitert waren. Dieses "angeheitert sein" entpuppte sich allerdings als Volltrunkenheit, als ich schließlich bei ihnen ankam.

"Wir haben dieses Konzert gefickt, Alter!", gröhlte Michael lachend und setzte die Sektflasche an, die schon so gut wie leer war.

Ob er das alles selber getrunken hat?

"Ja, Dicka!", stimmte ihm einer lallend zu.

Indem fiel Michaels glasiger Blick auf mich.

"Ronja!", rief er lallend und hielt mir mit unkontrollierter Bewegung die Sektflasche hin. "Du siehst noch so nüchtern aus! Trink 'nen Schluck!".

"Nein, danke.", bedankte ich mich und hob abwehrend die Hände.

"Komm schon.", drängte Michael. "Schmeckt doch. Guck.", er setzte sie Flasche wieder an und nahm einen großen Schluck. Dann hielt er sie mir wieder hin.

"Nein.", lehnte ich ab.

Wir fahren morgen früh wieder nach Köln. Er muss sich dringend ausruhen.

"Michael, wir sollten nicht so lange hier bleiben!", schrie ich gegen die Musik an. "Wir müssen zurück ins Hotel!".

"Nein, Alter!", meinte Michael. "Bleib mal locker!".

"Michael wirklich!", versuchte ich es noch einmal. Wer war ich? Sein Kindermädchen? Na ja, wenn ich so darüber nachdachte: Ja. Ja, ich war irgendwie sein Kindermädchen.

"Boah.", stöhnte er nachgiebig, was mich irgendwie verwunderte. "Ja okay, damit du kein scheiß Stress machst!".

Gott sei Dank.

"Jungs.", nuschelte er und machte den ersten Schritt nach vorne, wobei er beinahe das Gleichgewicht verlor.

Das wird witzig.

Vor Angst er könnte hinfallen und sich dabei verletzen, stützte ich ihn. Er hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und ließ sich widerwillig von mir dirigieren. Im Gegenzug hatte sich mein Arm um seine Taille geschlungen, während ich mit der anderen sein Handgelenk festhielt, das von meiner Schulter baumelte.

Scheiße, wieso mache ich diesen Job überhaupt? Wieso helfe ich diesem Arschloch?

Ich hätte ihn einfach irgendwo mitten in Berlin stehenlassen können. Weit wäre er nicht gekommen. Doch leider war ich ein recht großherziger Mensch. Und so half ich ihm in das Taxi zu steigen, sodass wir zum Hotel zurückfahren konnten.

Chefs liebt man nicht [Shindy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt