Ich huschte den langen Flur herunter und erreichte endlich Raum 144, in dem sich das Tonstudio befand. Zweimal klopfte ich an, dann öffnete ich die Tür und trat ein.
Michael saß mit zwei Kollegen vor dem PC. Scheinbar hatten sie gerade etwas aufgenommen und bearbeiteten dies jetzt an dem Computer.
Alle drei drehten sich zu mir um.
"Morgen.", keuchte ich außer Atem. "'tschuldigung.... Mein Wecker... er ging nicht... Ich hab.... verschlafen.".
In meiner Hand hielt ich einen Becher Kaffee, den ich schnell in der Cafeteria besorgt hatte, damit mein Chef nicht auf deinen Morgenkaffee verzichten musste. Mit zittrigen Beinen stolperte ich zu ihm hin und überreichte ihm den Becher.
"Schon okay.", sagte er nur tonlos und verzog keine Miene. Dann trank er einen Schluck aus dem Becher. "Danke für den Kaffee.".
Was? Er brüllt mich nicht an? Beschwert sich nicht über meine Verspätung?... Was ist momentan bloß mit ihm los?
"Hast... du denn... noch etwas für mich... zu tun?", fragte ich immer noch keuchend.
Michael schien zu überlegen. Dann sprach er den blonden Mann an, der neben ihm auf dem Schreibtischstuhl saß.
"Kannst du den fertigen Song noch mal abspielen?", fragte Michael.
"NWA?", fragte der Blonde zurück.
Michael nickte.
Wenige Klicks waren erforderlich und schon erfüllte Michaels Song den Raum. Wieder einmal war ich fasziniert von seiner Stimme. Ich mochte das Dunkle, das Raue in ihr.
"Wie gefällt dir das?", hörte ich Michael fragen.
Erst dachte ich, er würde mit einen der Männern reden, doch als sein erwartungsvoller Blick auf mich fiel wusste ich, dass er doch tatsächlich mich meinte.
"Ähm.", machte ich.
Ist das eine Falle? Wieso fragt er mich das? Ihn hat meine Meinung doch nie interessiert.
"Es ist toll.", antwortete ich voller Bescheidenheit. "Wirklich gut.".
Michael nickte nur einmal kurz. Daraufhin schien ihm noch etwas einzufallen.
"Ich habe übrigens die Fotos von dem Shooting erhalten.", meinte er. "Es müssen ein, zwei Gute ausgewählt werden, die auf das Cover und die Plakate kommen.