Genüsslich streckte ich mich und hüpfte dann gut gelaunt aus meinem weichen Bett, das ich zwar ungerne verließ, es aber trotzdem tun musste. Immerhin war es bereits kurz nach elf.
Ich putzte mir die Zähne, duschte ausgiebig und zog mich dann rasch an. Natürlich bestand mein Outfit aus einer grauen Jogginghose und einem weitgeschnittenen Hoodie, den mir Stefan einmal zum Geburtstag geschenkt hatte, mit der Aussage, dass ich jetzt endlich etwas Gemütliches im Kleiderschrank hätte.
Zum Frühstück aß ich nur Müsli und pflanzte mich dann auf die Couch. Etwas gelangweilt schaltete ich den Fernseher ein.
Gibt es nur noch Fernsehen von und für Asoziale?
Ich konnte nur über die Sendungen den Kopf schütteln. Lange hielt ich es nicht aus. Stattdessen beschloss ich meine E-Mails zu checken und setzte mich vor den PC.
"1 ungelesene Nachricht"
Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch, als ich den Namen des Verfassers las.
"Schindler, Michael"
Wow, er hat mir tatsächlich eine Mail geschrieben. Ob es wohl um das Shooting geht?
Leider hatte er die Mail ohne Betreff gesendet, sodass ich den Anlass nicht vorher sehen konnte. Neugierig öffnete ich die Nachricht.
"Hi Ronja,
wegen dem Shooting am Montag: Sei bitte um 12 Uhr am Eingang des Gebäudes in der Seestraße 184. Von dort aus werden wir dann abgeholt.
Genieße deinen freien Tag. Bis Montag.Michael"
Gleich nachdem ich das letzte Wort gelesen hatte, wurde die Tür aufgeschlossen.
Was macht Stefan schon hier? Wollte er nicht den ganzen Tag in der Uni bleiben?
Ich stand von meinem Schreibtisch auf und ging in den Flur, wo sich Stefan gerade seine Lederjacke vom Körper streifte und sie ordentlich an die Garderobe hing. Überrascht sah er auf, als er mich bemerkte.
"Was machst du denn schon hier?", fragte er verwundert und zog seine Schuhe aus.
"Ich habe heute frei bekommen.", antwortete ich.
"Von wem?", fragte er.
"Na von Michael, wem sonst?".
"Hast du jetzt einen neuen Chef, der Michael heißt?", witzelte er.
"Ha ha.", machte ich, musste aber schmunzeln. "Nein, ich rede von Michael Schindler höchst persönlich.".
"Krass.", sagte Stefan und ließ einen Pfiff erklingen.
"Ja, ich war auch überrascht.".
"Wo ist denn der Harken bei der Sache? Er wird dir doch sicherlich nicht nur so frei geben, weil er ein netter Kerl ist, der er offensichtlich NICHT ist.".
Unwissend zuckte ich mit den Schultern.
"Er meinte, ich würde gute Arbeit leisten.", meinte ich.
"Pff.", machte er und nickte. "Das will ich doch wohl meinen. Aber wenn das ihm erst jetzt aufgefallen ist, tut er mir wirklich leid. Da frage ich mich, wie er so erfolgreich werden konnte. An seiner Intelligenz hat es ja scheinbar nicht gelegen.".
Ich musste kichern.
"Was?", fragte Stefan und grinste breit. Er wusste genau, weshalb ich lachte.
"Hey, du redest über meinen Chef.".
"Ja.", entgegnete er. "Und ich halte mich schon zurück.".
Ich schüttelte mit dem Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. Indem wandte sich Stefan zur Küche.
"Wenn du mich fragst, ist da irgendetwas faul.", sagte er und ging in die Küche hinein. "Dein Chef ist ein Arschloch. Er hat etwas vor, das weiß ich.".