Konzert

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"Ich.... seh'.... s.... Fern... sehen.", kam es bei mir an.

Ich runzelte die Stirn und presste meine Hand gegen mein freies Ohr.

"Was?!", schrie ich in das Smartphone hinein und drückte es mir näher ans Ohr.

"Ich sehe es gerade im Fernsehen!", schrie Stefan ins Telefon hinein, sodass ich ihn endlich verstehen konnte.

Wieso telefoniere ich auch, wenn ich neben der Bühne stehe?

Das Gegöhle wurde lauter. Michael musste schon in das Mikrofon schreien, damit überhaupt etwas bei den Konzertbesuchern ankam.

"Hör mal, ich ruf' dich später noch einmal an!", schrie ich Stefan entgegen.

"Was?!", kam es zurück.

"Ich sagte, ich rufe dich später noch einmal an!".

"Ah.", machte er. "Okay! Bis dann!".

"Bis dann!".

Indem beendete ich das Telefonat und schob mein Handy wieder in meine Jeans. In diesem Moment beendete Michael auch sein letztes Lied, das er auf dem heutigen Konzert spielen wollte.

Da ich direkt hinter dem Vorhang war, konnte ich Michael genau beobachten.

Er trug eine hellblaue Jeans und weiße Nikes. Über sein weißes Oversizeshirt hatte er eine schwarze Lederjacke getragen, die er jedoch nach den ersten fünfzehn Minuten des Konzerts abgelegt hatte. Völlig verschwitzt wusch er sich mit einem Handtuch über die Stirn und hing es sich dann über die Schultern.

"Danke, Zürich!", rief er außer Atem in das Mikro hinein und gleich darauf folgte ein ohrenbetäubendes Jubeln. "Ihr ward ein krasses Publikum!".

Voller Stolz lächelte ich.

Dafür hat sich deine ganze Arbeit gelohnt, Schindler.

"Heute Abend.", schnaufte Michael und tupfte erneut seine Stirn trocken. "Möchte ich einer ganz besonderen Person danken.".

Das Jubeln und Gegöhle verebbte etwas, sodass Michael nicht mehr schreien musste.

"Ohne sie hätte ich es nicht so weit geschafft.", fuhr Michael fort. "Sie begleitet mich jetzt schon seit etwa zwei Jahren-.".

Oh scheiße, nein.

"und hat mich in dieser Zeit mehr als nur gut unterstützt. Ich stände heute nicht hier, wenn diese Person mit ihrem Organisationstalent und ihren Ratschlägen nicht gewesen wäre.".

Indem drehte sich Michael in meine Richtung und sah mich an. Er hob seinen Arm und deutete mit der flachen Hand auf mich, obwohl keiner von den Besuchern mich sehen konnte.

"Meine Freundin und Assistentin, Ronja.", sagte er voller Stolz.

Ein Klatschen und Jubeln ging durch die Menge.

"Komm' zu mir, Baby.", bat Michael in das Mikro hinein. Sein Blick heftete ununterbrochen auf mir. Auch den Arm nahm er nicht herunter.

Ich schüttelte mit dem Kopf. Eine Hitze breitete sich in mir aus und ich wurde knallrot.

"Komm' schon.", versuchte es Michael noch einmal.

Du lässt auch nicht locker!

Widerwillig setzte ich einen Fuß vor den anderen, bis ich schließlich auf der Bühne stand. Die Scheinwerfer warfen ein grelles, viel zu heißes Licht auf mich. Das Gegröhle wurde immer lauter und lauter.

Michael kam mir drei Schritte entgegen, ehe er voller Stolz seinen Arm um meine Schulter legte und mich fest an sich drückte. Dann gab er mir einen langen, liebevollen Kuss auf die Wange.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm, als er sich von mir gelöst hätte. Sein sanfter Blick ruhte auf mir. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde noch breiter.

"Ich liebe dich, Baby.", sagte er in das Mikro hinein.

Nun war es völlig um die Menge geschehen. Die Lautstärke des Gegröhles und der Jubelrufe nahm noch weiter zu.

Als ich den Mund öffnete, hielt mir Michael das Mikro hin.

"Ich liebe dich auch.", erwiderte ich.

Mein Freund senkte das Mikro und küsste vollster Zufriedenheit meine warmen Lippen. Daraufhin wandte er sich wieder seinem Publikum zu.

"Danke, Zürich. Und gute Nacht!".

Chefs liebt man nicht [Shindy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt