14 Jahre später
Stefan und ich heirateten. Nun hieß ich Ronja-Sophie Rodhe und war stolz darauf den Familiennamen meines Mannes zu tragen. Er hatte es auch geschafft, dass ich Germanist und Kunstgeschichte auf Lehramt studierte und schließlich an der gleichen Gesamtschule wie er unterrichtete. Bereuen tat ich es definitiv nicht.
"Hast du die Liste für deine Klasse schon aufgehängt?", fragte ich meinen Mann quer durch das Lehrerzimmer.
"Mist.", fluchte er und begann in seiner Tasche herumzukramen.
Ja, Elternsprechtage waren wirklich nicht gerade angenehm, doch es musste getan werden, selbst wenn die Lehrkräfte an diesen Tagen mehr als gestresst waren.
"Hier ist sie.", seufzte Stefan erleichtert und hob sie hoch. "Wenn ich dich nicht hätte.", meinte er zu mir und huschte dann rasch aus dem Lehrerzimmer.
Lächelnd sah ich ihm nach.
Dieser Mann ist perfekt. Vielleicht nicht für andere, aber definitiv für mich.
Allmählich war es Zeit mich in meine Klasse zu begeben und die ersten Eltern mit ihren Kindern zu empfangen.
Ich klemmte mir meine Tasche unter den Arm und ging hinunter zu meinem Klassenraum. Neugierig sah ich auf die Terminliste, die an dessen Tür klebte.
"14.00 Uhr - Jamie Lange.
14.15 Uhr - Gian-Luca Köster.
14.30 Uhr - Robert Schindler.
..."Ich seufzte innerlich.
Schindler. Dieser Name weckt Erinnerungen.
Lange blieb mir jedoch nicht, um von der Vergangenheit zu träumen, da bereits Jamie mit ihrer Mutter erschien.
Die Unterhaltung war kurz. Kaum waren die beiden verschwunden, klopfte auch schon der nächste Schüler mit seiner Mutter an. Auch dieses Gespräch verlief im geplanten Zeitraum.
Die Nächsten ließen sich allerdings Zeit. Ungeduldig trommelte ich mit meinen Fingern auf der Holzplatte des Tisches herum. Die Uhr in der Klasse verriet mir, dass es bereits 14:39 Uhr war.
Wo bleiben die denn? Kann die Mutter nicht mal schneller fa-.
Indem klopfte es an der Tür.
Na endlich!
"Herein!", rief ich und sortierte gleichzeitig die Zettel mit den Noten der verschiedenen Schüler.
Aus dem Augenwinkel sah ich die beiden Gestalten, die sich nun in meine Richtung bewegten.
"Setzen Sie sich.", meinte ich, ohne aufzusehen.
Dies ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Als ich nun den Zettel von Robert Schindler gefunden hatte blickte ich auf.
Oh scheiße!
Ich sah in das Gesicht meiner Vergangenheit. Anscheinend hatte sie mich eingeholt.
Kein anderer saß mir gegenüber, als der berühmte Michael Schindler und direkt neben ihm sein Sohn. Michael hatte sich nicht verändert. Sein Gesicht hatte ein paar Falten bekommen, doch ansonsten war alles so geblieben wie früher. Seine Haare, sein Bart, alles.
Ich schluckte.
"Guten Tag.", hauchte ich und sah Michael mit großen Augen an.
Scheinbar war ich nicht die einzige, die überrascht war, denn auch Michael machte große Augen.
"R... Ronja?", stammelte er.
Ich lächelte und nickte.
"Hallo, Michael.".
Wer hätte ahnen können, dass Robert Schindler unbedingt Michael Schindlers Sohn war?
"Ronja Schieber.", sagte Michael verblüfft und lächelte.
"Nein.", unterbrach ich schnell und hob meine Hand mit dem Ehering hoch. "Ich heiße jetzt Rodhe. Ronja-Sophie Rodhe.".
Michael schüttelte den Kopf und lächelte immer noch ungläubig.
"Kaum zu glauben, dass du wirklich Lehrerin geworden bist. Das hätte ich nie von dir erwartet.".
"Stefan hat mich überredet.", erklärte ich.
Michaels Lächeln verschwand ein wenig.
"Du hast ihn also wirklich geheiratet?", fragte er.
Ich nickte.
"Und du?", stellte ich eine Gegenfrage. "Wie lange bist du jetzt schon verheiratet?".
Michaels Gesicht verzog sich.
"Seit zwei Jahren geschieden.", meinte er.
"Oh, das tut mir leid.".
Michael schüttelte mit dem Kopf.
"Die Ehe war das Beste, was passieren konnte.", offenbarte er und sah dann voller väterlicher Liebe zu seinem kleinen Sohn hinab. "Ohne die Ehe mit meiner Ex-Frau würde mein Sohn jetzt nicht hier sein.".
Michael hob seine Hand und wuschelte seinem Sohn durch die dunkelbraunen Haare, die er eindeutig von ihm geerbt hatte. Dann wandte er sich wieder zu mir.
"Und wann ist es bei euch so weit?", fragte er und deutete mit dem Kinn auf meinen gewölbten Bauch.
"In etwa vier Monaten.", antwortete ich.
"Glückwunsch.", sagte Michael. "Junge oder Mädchen?".
"Mädchen.", erwiderte ich. "Lydia wird sie heißen.".
Michael lächelte. Sein Blick war tief. So tief, wie am Anfang unserer Beziehung, die jetzt schon über zehn Jahre vorbei war.
"Du hast dich verändert.", hauchte er nachdenklich.
"Und du bist immer noch der Alte.", erwiderte ich. "Aber das ist gut so.".
THE END
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Ich hoffe euch hat es dieses Mal gefallen! Lasst gerne eure Kommentare da, ich würde mich freuen.
Liebe Grüße
Woopdiwoop