Fröhlich pfeifend hüpfte ich die Treppen des Gebäudes hinauf, um zu dem Studio zu gelangen. Den Aufzug nahm ich lieber nicht. Zwar hielt ich in einer Hand Michaels morgendlichen Becher Kaffee und in der anderen zwei Ordner, in denen sich die protokollierten Verkaufszahlen von Michaels letztem Album befanden, doch ich hatte zu viel Angst wieder stecken zu bleiben.
Mit dem Ellbogen drückte ich die Klinke herunter und öffnete die Tür des Studios mit meinem Fuß.
"Guten Morgen.", begrüßte ich Bushido, aber vor allem Dingen Michael mit einem freundlichen, gut gelaunten Grinsen auf den Lippen. Als ich jedoch meinen Blick in das Gesicht meines Freundes warf, runzelte ich verwirrt die Stirn.
Michaels Augen funkelten mich böse an. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt, sodass sich der Stoff seines Shirts durch den angespannten Bizeps spannte. Zurückgelehnt saß er auf der Ledercouch, neben ihm Bushido.
"Was ist los?", fragte ich Michael, stellte die Sachen auf dem Holztisch ab und machte die Tür zu.
"Was sollte das gestern?", brummte er.
"Hm?", machte ich. "Gestern haben wir uns nicht gesehen, ich hatte frei, weißt du noch? Du hast mir extra frei gegeben.".
"Ich habe dir aber nicht frei gegeben, damit du dich mit einem anderen Typen treffen kannst.", fauchte er zornig.
Anderer Typ?.... Stefan!... Aber Moment, Bushido weiß doch gar nichts über unsere Beziehung!
Mein unsicherer Blick fiel auf Michaels Sitznachbarn.
"Er weiß es.", meinte mein Freund kühl. "Ich habe ihm erzählt, dass wir zusammen sind.".
Ich nickte kurz.
"Das war nur Stefan.", verteidigte ich mich. "Wir sind Freunde.".
"Das sah mir aber nicht gerade nach Freundschaft aus.", bellte er zurück.
"Wir haben uns nur umarmt!", sagte ich lautstark. "Ich werde doch wohl einen Freund umarmen dürfen!".
Michael drehte seinen Kopf beleidigt weg. Sein Blick war starr von mir weg gerichtet. Ich erkannte, dass er seine Zähne zusammendrückte, da die Kiefermuskeln unter seiner Haut zum Vorschein kamen.
Ab diesem Zeitpunkt war es sinnlos mit ihm zu diskutieren. Er hörte eh nicht zu. Trotzdem versuchte ich es:
"Michael, da läuft nichts zwischen mir und Stefan. Wirklich nicht.".
Keine Reaktion seinerseits.
Aufgebracht stöhnte ich laut auf.
"Weiß du was, vergiss es!", zischte ich. "Mit dir zu diskutieren ist genauso sinnvoll, wie wenn man 'nem Blinden nach 'nem Weg fragt!".
Ich machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Studio.