Widerwillig schlug ich den brandneuen Kalender auf und zog aus meinem Etui einen Füller hervor, der mit schwarzer Tinte schrieb und eine feine Feder hatte - Mr. Schindler erlaubte nichts anderes. Seufzend legte ich den alten Kalender daneben und begann die Termine einzutragen.
03. Januar - Interview mit 16 Bars
13. Januar - Friseurtermin
18. Januar - Zahnarzttermin
Es dauerte schier eine Endlosigkeit bis ich an dem jetzigen Monat angelangt war.
So... 01. Mai - Interview mit Bild
04. Mai - Friseurtermin
Ich hörte wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Danach folgte ein lautes Stöhnen und Keuchen von meinem Mitbewohner.
Ach ja, er war ja einkaufen.
Ich stand von meinem Schreibtisch auf und huschte in den Flur, wo Stefan gerade die Wohnungstür mit seinem Fuß schloss, da er beide Hände voll hatte.
Jeweils zwei - scheinbar voll bepackte Tüten - trug er mit einer Hand, sodass sein durchtrainierter Bizeps den Stoff seines dünnen, weißen Shirts spannte. Als er mich bemerkte sah er auf. Zwischen seinen Zähnen klemmte die Post.Stefan murmelte etwas Unverständliches.
"Bitte?", fragte ich und nahm ihm vorsichtig die Post aus dem Mund.
"Post für dich.", erwiderte er schwer atmend und machte sich daraufhin auf den Weg in die Küche.
Während ich den Brief öffnete, folgte ich ihm. Verwirrt schielte ich in den Briefumschlag hinein, in dem ich etwas Hartes spüren konnte. Neugierig griff ich hinein und zog einen laminiertes Kärtchen heraus.
"Was ist das?", fragte mich Stefan und begann die eingekauften Sachen auszupacken.
"Eine VIP-Karte.", meinte ich verwirrt. Dann zog ich den dazugehörigen Brief heraus.
Ich las ihn durch und konnte es nicht fassen.
"Was?", murmelte ich und wetzte sofort in mein Zimmer. Ich riss den Kalender an mich und glotzte perplex hinein. "Dieser widerwärtige Mistkerl!", fluchte ich und stampfte zurück in die Küche.
Stefan sah mich neugierig an, runzelte jedoch besorgt die Stirn, als er meine schlechte Stimmung bemerkte.
"Das ist so ein Arschloch!", schimpfte ich und hielt Stefan den Kalender vor die Nase. "Guck mal was übermorgen stattfindet.", knurrte ich.
Stefan nahm das Büchlein an sich und las.
"Konzert in Berlin.", las er laut vor. Dann sah er mich an. "Und?".
"Und?!", zischte ich. "Er hat mir nichts davon gesagt!".
"Oh.", machte Stefan und gab mir den Kalender wieder. "Und jetzt?".
"Jetzt muss ich wohl alle Termine absagen.", knurrte ich wütend. "Nur weil dieser... dieser Spast mir nichts von dem Konzert gesagt hat."
"Ruf ihn doch erst einmal an.", schlug Stefan vor und stellte die zwei neuen Flaschen O-Saft in unseren Kühlschrank.
"Hmm", grummelte ich, huschte aber danach in mein Zimmer zurück, um mein Handy zu holen.
Dieser Mistkerl!
Es dauerte ewig bis Michael endlich abnahm.
"Na, schon fertig mit dem Eintragen?", war seine Begrüßung.
"Ich bin so weit fertig, dass ich gesehen habe was übermorgen stattfindet.", schleuderte ich ihm entgegen.
"Und wo ist jetzt das Problem?", knurrte er.
"Du hast mir nichts davon gesagt und die VIP-Karte ist auch gerade erst gekommen!".
"Dachte ich hätte es dir gesagt.", entgegnete er trocken, ohne jegliche Reue.
"Nein, hast du nicht!", sagte ich vorwurfsvoll.
"Dann weißt du es ja jetzt.", erwiderte Michael.
Verdammt, ich hasse dich!
"Okay.", murmelte ich zornig.
"Ach und wir fahren übrigens schon morgen.", fügte er hinzu. "Um 12 Uhr mittags geht es los.".