Wütend kam ich zu Hause an. Die Wohnungstür flog mit einem lauten Knall zu. Meine Handtasche landete in der Ecke und meine Jacke schmiss ich einfach vor die Kommode.
Ich stampfte in das Wohnzimmer, wo Stefan gerade auf dem Sofa saß und Fernsehen guckte. Seufzend ließ ich mich neben ihn fallen und hievte meine Füße auf den Wohnzimmertisch.
Stefan griff unbeeindruckt in die Chipstüte und sah mich dann kauend an.
"Stressiger Tag?", fragte er ausdruckslos und schob sich noch einen Chip in den Mund.
Erneut seufzte ich. Mein Blick glitt zum Fernseher. Es lief Boxen - meine Lieblingssportart, doch auch das konnte mich irgendwie nicht aufheitern.
"Frag nicht.", seufzte ich und griff in die Chipstüte, die er mir hingehalten hatte.
"Oooooookay.", meinte er und wandte sich wieder zum Fernseher.
Ein Weilchen saßen wir so auf dem Sofa. Aßen Chips. Guckten Boxen.
"Er ist so ein Arschloch.", schimpfte ich schließlich und griff erneut frustriert in die Chipstüte.
"Dein Chef?", harkte Stefan nach und sah mich an.
"Wer sonst?", erwiderte ich mit vollem Mund.
Stefan schmunzelte, griff in die Tüte.
"Was ist dieses Mal los?", fragte er und steckte sich einen Chip in den Mund.
"Wir streiten uns nur.", seufzte ich. "Nur weil es momentan nicht so gut läuft.".
"Ach ja?".
Ich nickte.
"Hm.", machte Stefan und runzelte kurz mit der Stirn. "Und... wieso?".
Er ist eifersüchtig auf dich.
Dieser Gedanke ließ mich kurz grinsen. Ich schüttelte mit dem Kopf, da ich es selber gar nicht glauben konnte.
"Was?", fragte Stefan und erwiderte das Grinsen.
"Gar nichts.", meinte ich. "Er ist nur-.", ich stoppte.
"Jaaa?".
"Er ist nur eifersüchtig.".
"Auf wen?".
Mein Grinsen wurde breiter. Ich warf Stefan einen tiefen Blick zu. Es dauerte einen Moment bis er es verstand. Überrascht blinzelte er. Dann hob er seine Augenbrauen und deutete auf sich.
"Auf mich?".
Ich nickte.
"A-aber. Wieso?", fragte er verwirrt.
Meine Lippen presste ich zu einem schmalen Strich zusammen.
"Er findet, wir schreiben viel zu viel.", beantwortete ich seine Frage.
"Hä?", machte Stefan verwirrt. "Das ist doch bescheuert. Du wirst doch wohl mit mir schreiben dürfen? Es ist ja nicht so, dass du ihn damit betrügen würdest.".
"Tja.", machte ich und zuckte mit den Schultern. "Das sieht er scheinbar anders.".
Mein Mitbewohner schüttelte verständnislos mit dem Kopf, legte die Chipstüte beiseite und stützte sich mit seinen Unterarmen auf seinen Knien ab.
"Und jetzt?", fragte Stefan.
Unwissend zuckte ich mit den Schultern.
"Keine Ahnung.", meinte ich. "Ich will nichts ändern.".
"Hmm. Hmm.", brummte Stefan.
"Ich will ihn aber auch nicht verletzen.", murmelte ich nachdenklich. "Aber ich will mich auch nicht zwischen euch entscheiden müssen.".
Erneut brummte Stefan verständnisvoll und nickte mit dem Kopf, während sein Blick gedankenverloren auf dem Tisch ruhte.
"Das wirst du wohl müssen.", meinte Stefan. "Du sollst ja glücklich werden. Und so wie es ist, wirst du nicht glücklich.".
"Ich weiß.".
Ich seufzte und strich mir meine Haare zurück.
"Vielleicht sollte ich mir eine Wohnung suchen.", meinte er auf einmal. "Du könntest mit Michael hier wohnen und du wärst nahe bei deiner Arbeit. Außerdem stellen wir das mit dem Kontakt etwas ein, damit ihr nicht mehr so oft Streit habt.".
Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht.
"Was hältst du davon?".