Fotos und Fehler

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"Das ist gut.", warf ich in den Raum hinein und deutete auf das Foto, auf dem Michael lässig an einer Mauer stand.

Ich mochte sein Outfit, das aus einer schwarzen Hose, knallroten Nikes und einem weinroten T-Shirt bestand, über das er eine schwarze Lederjacke trug.

"Okay.", murmelte er und speicherte es mit einem Klick in dem Ordner "Favos", in dem wir alle Fotos sammelten, die uns für das Cover und die Plakate geeignet schienen.

Dann klickte er weiter. Indem trank ich mein Glas Cola aus, was er scheinbar gleich bemerkte.

"Möchtest du noch etwas trinken?", fragte er mich.

"Danke, nein.", antwortete ich.

Ist das ein komisches Gefühl hier zu sitzen und ihn nicht einmal bedienen zu können.

Michael klickte weiter.

"Was ist mit dem?", fragte er und legte fragend den Kopf schief.

"Hm.", machte ich in einem kritischen Ton. "Also ich würde es eher nicht verwenden.".

"Okay.", erwiderte Michael und klickte weiter.

Er hört wirklich auf mich. Wieso? Meine Meinung hat ihn nie auch nur ein kleines bisschen interessiert! Wieso jetzt auf einmal?!

"Wir sollen uns für welche entscheiden, die schon im Ordner sind.", erklärte ich, mit dem Blick auf die Uhr.

"Ja.", bestätigte er. "Immerhin machst du gerade Überstunden.".

Ohhhhh ja! Es ist gleich halb neun! Um sieben Uhr hätte ich frei gehabt, Schindler!

Leider musste ich auch zugeben, dass ich gar nicht bemerkt hatte wie schnell die Zeit vergangen war. Michael war wirklich wie ein anderer Mensch. Höflich, anständig, humorvoll - etwas was ich bisher mehr als selten bei ihm gesehen hatte.

Schnell einigten wir uns auf zwei Fotos, wobei sich Michael eher an mir orientierte.

"Soll ich dich nach Hause fahren?", fragte er mich und schaltete seinen Computer aus.

"Nein.", antwortete ich. "Ich fahre mit dem Bus. Ich will dir keine Umstände machen.".

"Tust du nicht.", entgegnete er. "Immerhin hast du schon ein paar Überstunden gesammelt und das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.".

"Trotzdem, danke.".

Als ich mich erhob, machte es Michael mir gleich. Dabei wurde etwas von seinem Parfüm in die Luft gewirbelt. Es roch unglaublich gut. Beinahe schien es mich zu benebeln, mich in Tranche zu versetzen.

"Na gut.", gab er nach.

Ich lächelte ihn an, was er komischerweise erwiderte. Erst jetzt fiel mir auf, wie wunderschön sein Lächeln eigentlich war. Gerne würde ich es öfter sehen.

Womöglich hätte ein Dritter in dem Raum dieses magische Knistern bemerkt, das entstand, als sich unsere Blicke trafen. Katzengrüne Augen sahen in Dunkelbraune.

Er hat wirklich tolle Augen. Wieso ist mir das noch nie aufgefallen? Und wieso ist mir auch noch nie aufgefallen wie gut er doch aussieht?

"Das in Berlin-.", hauchte Michael und senkte seinen Blick kurz auf meine Lippen. "war ein Fehler, oder?".

"Ich glaube schon.", flüsterte ich ebenso sanft und leise wie er.

"Okay.", sagte er zärtlich. Dann hob er, wie in Hypnose seine Hand und strich mit seinem Daumen einmal federleicht über meine Wange.

Seine Berührung elektrisierte. Ich spürte wie mein Herz zu pochen begann und sich ein wohliges Grummeln in meinem Bauch ausbreitete. Und als Michael sich herunterbeugte und seine warmen, samtweichen Lippen auf meine legte, war es ganz um mich geschehen.

Chefs liebt man nicht [Shindy FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt