Abschluss
Nach zwölf Jahren war es soweit. Ich hatte meine Abschlussprüfungen alle mit Bestnote bestanden und durfte heute mein Zeugnis, mein Abitur, entgegennehmen. Dano war als Lehrer selbstverständlich dabei. Leider aber auch meine Eltern. Ich versuchte einfach mich möglichst von ihnen zu entfernen.
Als ich mich für die Zeugnisvergabe fertig machte, konnte ich es eigentlich immer noch nicht fassen, dass ich ab nächster Woche ein freier Mensch war. Nicht mehr jeden Tag um sechs aufstehen. Nicht mehr an Hausaufgaben oder Klausuren denken. Keine nervigen oder gemeinen Mitschüler. Keine nervigen, unsympathischen und unlustigen Lehrer mehr. Nach zwölf Jahren Struktur wurde man einfach so ins eiskalte Wasser geworfen. Ich hatte ehrlich keinen Plan, was ich genau nach meinem Abi machen wollte. Sowieso stand erstmal der Urlaub mit Dano in Island an. Aber danach? Eine Ausbildung? Oder doch ein Studium? Aber in welche Richtung? Oder sollte ich mir doch lieber offizielle Trainerlizenzen besorgen und als Coach in einem Gym arbeiten? Oder vielleicht sogar mein eigenes aufmachen? Puh.
Ich klebte mir vorsichtig die Wimpern an mein Auge. Zu meinem Glück funktionierte es heute ausnahmsweise direkt. Als ich mit meinem Makeup zufrieden war, streifte ich mir behutsam das Kleid über. Das Lilane, welches ich zu dem Ball damals getragen hatte, existierte nicht mehr, da Marlisa ja unbedingt einen Wutanfall haben musste. Aber ich hatte einen schönen Ersatz gefunden. In dunkelblau.
Ich ging ins Wohnzimmer und fand meine Eltern vor. Schick gemacht, aber streitend. „Nein, sie soll Jura studieren! Einen Anwalt kann man immer gebrauchen."
„Einen eigenen Arzt auch", widersprach mein Vater. Als sie mich sahen, verstummten sie. „November, Schätzchen", lächelte mich mein Vater gekünstelt an. „Wir haben gerade über deine Zukunft gesprochen."
„Habe ich gehört. Und ich werde weder Jura" Ich sah meine Mutter böse an. „Noch Medizin studieren."
„Ach Gottchen. Schatz, was haben wir da bloß erzogen? So ein faules Ding."
Ich schluckte meine Wut runter. Und solche Menschen waren Eltern. Einige sollten es mit der Fortpflanzung einfach lassen. Na ja, ihnen muss man zugute halten, dass ich ungeplant und offensichtlich auch ungewollt war und bin. „Können wir jetzt einfach losfahren?", fragte ich genervt. „Ugh, Candice. Deine Art gefällt mir nicht. Benimm dich gefälligst und sei keine Enttäuschung für die Familie", gab meine Mutter angewidert von sich und tackelte an mir vorbei. Ich verdrehte die Augen. War ich froh, sobald ich die beiden los war. Lieber jeden Tag mit Dano über Kleinigkeiten streiten, als mit denen noch einen weiteren Tag zu verbringen.An der Schule angekommen, stieg ich sofort aus dem Auto und wartete keine Sekunde auf meine Eltern. Ich ging schnurstracks ins Gebäude und begrüßte ein paar Jungs aus meiner ehemaligen Klasse. Unauffällig hielt ich nach Dano Ausschau. In der Masse fand ich ihn allerdings nicht.
„Lass uns nebeneinander setzen", schlug Ben vor. Wir setzten uns in die erste Reihe, da diese als einzige noch halbwegs frei war. Die Schulleitung trat nach vorn, an das Rednerpult und begann ihre Rede. Sporadisches Gelaber von wegen wie stolz sie auf uns sei und wie toll unser Jahrgang doch war. Wir klatschten und Dano trat auf die Bühne. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich hatte ihn zwar schon das ein oder andere Mal in Anzug gesehen, aber das? Das toppte alles. Er sah so unfassbar heiß aus. Mir wurde extrem warm. Mein Gesicht fing an zu glühen. Auch er hatte eine Rede vorbereitet. Mir entging nicht, dass er ab und zu zu mir guckte und lächelte. Ein Kribbeln breitete sich in mir aus.
Sündhaft so gut auszusehen.
Die Zeugnisse wurden vergeben und der Numerus Clausus jeweils vorgelesen.
„Candice November Hamillton, eins Komma zwei."
Die Anwesenden klatschten und ich stolzierte auf die Bühne. Lächelnd nahm ich mein Zeugnis, mein letztes Schulzeugnis, entgegen und schüttelte jegliche Hände der Lehrer. Dano scannte mich von oben bis unten ab und biss sich unauffällig auf seine Unterlippe.Nach der Zeugnisvergabe quatschten noch Eltern miteinander. Eigentlich hätte es noch eine kleine Feier gegeben, aber ich wollte nach Hause. Zu Dano. Und endlich frei sein. Einfach abhauen und meine Eltern nie wieder sehen. Als sich die Masse in die Aula drängte, suchte ich verzweifelt nach Dano. „Suchst du jemanden?", fragte eine Männerstimme gefährlich nah an meinem Ohr. Als ich mich umdrehte, fing ich an zu grinsen. „Wollen wir abhauen? Jetzt gleich?"
Dano überlegte. „Wo sind deine Eltern?"
„Die müssten schon in der Aula sein. Wieso?"
„Okay, dann lass schnell weg, bevor die uns sehen." Er ergriff meine Hand und zog mich nach draußen. Kam bestimmt für die anderen auch gar nicht komisch, wenn ein Lehrer eine Abiturientin aus dem Gebäude schleifte. Ich rannte so schnell ich konnte hinter Dano her. Auf hohen Schuhen war das gar nicht so einfach. An seinem Auto angekommen, atmete ich durch. „Hast du alles?" „Ja, lass uns schnell weg hier."
Dano fuhr in einem Affenzahn wieder nach Hause. Quietschend kam er in seiner Garage zum Stehen. Erschöpft ließ er seinen Kopf gegen die Lehne knallen. „Und jetzt?", fragte ich. Er sah mich an. „Lass uns jetzt einen ganz entspannten machen. Keine große Aufregung. Einfach. Chillen."
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Forever Teachers Pet (Lehrer x Schülerin)
Romance~Fortsetzung von „Teachers Pet"~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nova hat sich getrennt und Dano ist am Boden zerstört. Er versucht alles, um seine große Liebe wieder für sich zu gewinnen. Irgendwann gibt Nova nach, denn ihre Liebe zu ihrem Lehrer ist...