Kapitel 25

400 10 0
                                    

Dano

„Liebe Leute", rief ich gegen den großen Haufen an wild gewordenen und stinkenden Achtklässlern. „Alles, was ihr nicht in der Stunde schafft, ist zu Donnerstag Hausaufgabe."
„Aber da schreiben wir eine Arbeit!", protestierte Felix. „Dann schreib schneller und werd hier fertig."
Seufzend ließ ich mich auf den Stuhl fallen. Warum war ich noch gleich Lehrer geworden?
Die Schüler wurden ruhig und ich konnte in Ruhe ein paar Klausuren meiner Zwölfer korrigieren, bis mein Handydisplay aufleuchtete. Mit einem Seitenblick versuchte ich die Nachricht zu lesen. Vergeblich. Ich nahm mein Gerät in die Hand und musste lächeln, als ich Novas Namen sah. Auch mein Sperrbildschirm ließ mich jedes Mal grinsen. Nova und ich, wie unsere Nasenspitzen sich berührten und wir uns in unseren Hochzeitsgewändern anlächelten. In kaum einem Foto war ich jemals so glücklich gewesen, wie in diesem Moment.
«Wann hast du Schluss? Muss dir was erzählen»
Na.
«20 Minuten, dann kann ich raus.»
«Ich warte am Parkplatz auf dich ❤️»

Gedankenverloren lief ich zum Parkplatz. „Herr Hardwig!" Ich drehte mich überrascht um. Eine Fünftklässlerin. „Hi, Maria. Was gibt's?"
„Ähm, ich wollte fragen, wann diese eine Infoveranstaltung ist."
„Welche meinst du?"
„Äh..." Sie überlegte. „Ist auch egal. Tschüss!" Und sie rannte davon.
Ähm. Okay.
Kinder sind mir unerklärliche Wesen.
Als ich das Auto meiner Perle entdeckte, ging ich zielstrebig auf sie zu. Schwungvoll öffnete ich die Beifahrertür und rammte diese fast in das daneben stehende Auto. „Ups. Hallo mein Schnuffelchen", neckte ich sie und stieg ein. „Schnuffelchen?", fragte sie leicht angewidert und startete den Motor. „Was dagegen?" Ich küsste sie. „Du stinkst nach Kinderschweiß."
„Achtklässler sind brutal." Ich schnallte mich an. „Also... Was wolltest du mir erzählen?"
Sie grinste mich schüchtern an.
Owei.
Wieso hatte ich Angst, dass sie mir gleich sagen würde, dass sie schwanger war?
Oder sich hat tattowieren lassen?
Oder... sich ein Intimpiercing hat machen lassen!
„Erzähl ich dir Zuhause. Du wirst es toll finden."
Lächelnd sah ich sie an. Nova sah einfach immer atemberaubend aus. Auch wenn sie sich nur auf die Straße konzentrierte. Behutsam nahm ich ihre Hand, die auf dem Schaltknüppel lag. „Guck mal, wir sind schon soo lange verheiratet-" „Seit nicht mal einen Monat", korrigierte sie mich. „und der Ring funkelt immer noch so doll, wie am Anfang", stellte ich fest und begutachtete ihren Klunker. „Er wird von meiner Liebe zu dir poliert." Sie prustete los. „Okay sorry, das war sehr kitschig."
„Allerdings."
„Schnuffelchen aber auch", relativierte sie ihre Aussage. „Wohl wahr."

Zuhause angekommen befreite sich Nova von ihren Klamotten und ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Wie ein Hund lief ich ihr hinterher und sammelte ihre Kleidungsstücke auf. „Also... Was wolltest du mir erzählen?", lenkte ich neugierig das Thema auf ihren Teaser von vorhin. Strahlend drehte sie sich zu mir um. In meiner Besessenheit, Novas Klamotten aufzusammeln, hatte ich gar nicht bemerkt, dass sie in einem Dessous vor mir stand. Meine Augen klebten auf ihren perfekten Brüsten. „Ich habe mich heute früh in der Fahrschule angemeldet." Sie sah mich hibbelig an. Ihre Hände aufgeregt zu Fäusten geballt. Ich wusste, was sie gleich sagen würde, hakte aber weiter nach. „Und?", fragte ich in die Länge gezogen. Ich wartete nur darauf, dass sie mich fragte, wann wir shoppen gingen.  „Ich fange bald den A-Schein an! Sobald ich eine komplette Schutzausrüstung habe, soll ich mich melden und dann bekomme ich meine Fahrstunden. Muss natürlich noch die paar extra Theoriestunden gesondert für Motorrad machen, aber das ist nicht das Problem."
„Oh mein Gott", seufzte ich erleichtert und umarmte sie stürmisch. Überglücklich quiekte sie und hüpfte auf und ab. Als sie sich aus der Umarmung löste und mich mit ihrem perfekten Lächeln ansah, weckte dieser Anblick ein Gefühl in mir, welches ich nur allzu oft spürte, wenn ich sie so glücklich sah.
Mein Hände ruhten an ihrem unteren Rücken, während ihre Arme locker auf meinen Schultern lagen. Ihre Klamotten hatte ich bei der Umarmung fallen gelassen. Scheißegal.
Wahre Liebe.
Das war das Gefühl, was ich fühlte. Oder?
Ich wusste es nicht, schließlich war sie die erste, die das in mir auslöste. Oder war es einfach noch dieses blinde Verliebtsein? Aber nach fast drei Jahren Beziehung sollte das doch abgeflacht sein.
Oder?
Liebte ich sie überhaupt wirklich?
Natürlich!
Was für eine Frage.
Nein, ich war mir sicher. Sie ist meine wahre Liebe. Und wird es immer sein. Egal, was noch zwischen uns kommen sollte.
„Dano?", riss sie mich aus meinen wirren Gedanken. „Was überlegst du?"
„Ich... habe nur überlegt, wann wir zum Motorradgeschäft fahren, um dir die Klamotten zu kaufen", log ich notgedrungen. Ich konnte ihr schlecht sagen, dass sich gerade einen anstürmenden negativen Gedankenstrudel angebahnt hat. Nova sah mich argwöhnisch an. „Das ist es nicht. Dano. Lüg mich nicht an."
Ich seufzte. „Was ist los?"
„Nichts, ich-"
„Doch, irgendwas ist. Und wenn du es mir nicht jetzt sagen möchtest oder kannst, ist das okay. Ich warte auf dich." Sie küsste mich und verschwand im Bad.
„Fuck", fluchte ich so leise vor mich hin, dass selbst ich es kaum verstand. Wieso konnte mich diese Frau bloß so gut lesen?

Forever Teachers Pet (Lehrer x Schülerin) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt