Kapitel 2

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Pov. Julian:

Nach einem langen und anstrengenden Schultag wartete ich an unserem vereinbarten Treffpunkt und wartete auf Kai, während ich etwas am Handy spielte.
Ich war irgendwie froh, dass er meinem Vorschlag zugesagt hatte und ich so noch etwas Zeit mit ihm verbringen und ihn so näher kennen lernen konnte.
Denn irgendwie gefiel er mir; seine Schüchternheit und die braunen Locken.
Ja, er war schon echt süß.
Für mich war schon lange klar, dass ich auf Männer stand. Als ich dreizehn war, hatte ich das erste Mal bemerkt, dass ich mich mehr zu Männern hingezogen fühlte. Ich hatte es schnell akzeptiert und auch meine Familie hatte keinerlei Probleme mit meiner sexuellen Orientierung; ihnen war das völlig egal. Aber von Verliebt sein konnte man bei Kai definitiv noch nicht sprechen. Ich fand ihn ganz süß, aber mehr dann auch nicht. Aber wer weiß, was sich noch alles so ergeben würde?

"Julian?", wurde ich von Kais leiser Stimme wieder zurück in die Gegenwart geholt. Sofort drehte ich mich zu ihm um und erblickte sein lächelndes und dennoch unsicheres Gesicht von Kai. "Hey", lächelte ich," Na wie war dein erster Tag hier?" Schulterzuckend lief er neben mir her, während ich den Weg in Richtung Stadt ansteuerte. "Die Klasse ist ganz okay. Aber ich wäre trotzdem lieber in meinem alten zu Hause geblieben." Verständnisvoll nickte ich. "Das kann ich verstehen. Aber hey, dann hätten wir uns nicht kennengelernt und du hättest jetzt nicht den besten Guide, der dir das wunderschöne Dortmund zeigt." Aufmunternd stupste ich ihn an, um die drückende Stimmung aufzulockern. Dies schien auch ganz gut zu klappen, denn Kai lächelte amüsiert.
"Danke, dass du mir hier ein bisschen was zeigst", meinte der Jüngere dann," Sonst wäre ich echt aufgeschmissen." "Klar."
In der Innenstadt angekommen zeigte ich ihm einige Sachen und Läden, bevor wir uns in einer kleinen Pizzeria, die ich ganz gerne mochte, etwas zu Mittag bestellten.
"Du hast echt nicht zu viel versprochen", schmatzte der Jüngere, bevor er sich ein weiteres Stück seiner Pizza Hawaii in den Mund schob.
"Das freut mich", lächelte ich," Dann können wir ja jetzt öfter hierher kommen."
"Auf jeden Fall", stimmte er mir zu.

"Danke für den schönen Tag", bedankte er sich, nachdem wir unseren kleinen Trip beendet hatten und nun auf unsere Busse warteten.
"Gerne. Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen und dir die Eingewöhnung hier etwas erleichtern."
"Das hast du wirklich. Danke nochmal."
"Kein Ding."
"Dann sehen wir uns morgen?", fragte er leicht unsicher, als sein Bus in Sichtweite war.
"Klar. Weißt du, wo du Unterricht hast?"
Nickend bejahte er.
"Das haben mir die Jungs aus meiner Klasse schon gezeigt. Aber wir können ins ja in der Pause treffen."
"Klingt gut."
Wir verabschiedeten uns schnell, ehe Kai in seinen Bus einstieg und zu sich nach Hause fuhr.

Pov. Kai:

"Bin wieder da", rief ich durch die Wohnung, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen und mir Schuhe und Jacke vom Körper gestriffen hatte. Augenblicklich kam meine Mutter zu mir gelaufen und sah mich vorwurfsvoll an. "Wo warst du denn? Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht." "Ich war noch mit jemandem in der Stadt", erklärte ich beruhigend," Sorry, dass ich vergessen habe dir zu schreiben." "Mit wem warst du denn in der Stadt?", fragte sie verwundert; hatte wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass ich so schnell Anschluss finden würde. "Mit Julian", meinte ich, während ich mir kurz durch die wirren Locken fuhr," Er hat mir heute geholfen, zum richtigen Raum zu finden und dann hat er mir noch angeboten, mir etwas die Stadt zu zeigen." Verstehend nickte sie. "Geht er in deine Klasse?" Kopfschüttelnd verneinte ich ihre Frage. "Er ist einen Jahrgang über mir. Aber er ist wirklich nett und hilfsbereit." "Das freut mich", lächelte sie, ehe sie kurz ihre Arme um meinen Körper legte und mir durch meine Haare strich. Das machte sie schon immer und ich hasste es schon immer. "Und wie war der Rest so? Wie ist deine Klasse?", wollte sie wissen. "Ja, war ganz in Ordnung", meinte ich schulterzuckend," Aber meine alte Klasse war besser." Mit einem Mal wurde meine Laune wieder schlechter. Auch wenn wir erst seit ein paar Tagen offiziell hier wohnten, vermisste ich meine alten Freunde in meinem alten zu Hause schon richtig. Mir war es mit Abstand am schwersten gefallen, wegzuziehen. Meine Geschwister waren bereits fertig mit der Schule und hatten hier relativ schnell Arbeit gefunden. Und meine Eltern waren sowieso froh über den neuen Job meines Vaters, sodass sie sich sehr über den Umzug freuten. Meine Mutter hatte auch eine Stelle als Tierarzthelferin gefunden. Ich meine, ich freue mich ja für sie, aber mir fiel das alles eben nicht so leicht. Durch meine Unsicherheit und Schüchternheit war es für mich schwer, mich in einer komplett neuen Umgebung einzufinden und auf andere Leute zu zu gehen.

Mitfühlend strich meine Mutter mir über die Wange. Auch ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert; er war mitfühlend, verständnisvoll und auch ein bisschen schuldbewusst. "Ich weiß, das ist alles nicht leicht für dich und es tut mir auch leid, dass du jetzt so viel durchmachen musst. Aber du weißt, dass Papas neuer Job dafür sorgen wird, dass es uns besser geht." "Ich weiß"; nuschelte ich leise. Das Letzte, was ich wollte, war, dass meine Mutter Schuldgefühle hatte, weil es mir wegen des Umzugs nicht gut ging. Mir war bewusst, dass der neue Job meines Vaters besser war als der alte und dass es uns dadurch auch besser gehen würde, aber mir fiel es trotzdem unglaublich schwer. "Komm", wechselte meine Mutter nach kurzem Schweigen das Thema," Ich habe dir etwas zu essen gekocht." Nickend folgte ich ihr in die Küche und setzte mich an den bereits gedeckten Tisch. Staunend und freudig beobachtete ich wie meine Mutter mir mein Lieblingsessen vor die Nase stellte. "Danke Mama", bedankte ich mich freudig bei ihr," Das sieht echt richtig toll aus." "Das freut mich", lächelte sie," Dann lass es dir schmecken." Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und begann ,genussvoll zu essen.

Nachdem ich fertig gegessen hatte, half ich meiner Mutter noch etwas beim Aufräumen, bevor ich nach oben in mein Zimmer verschwand und dort noch etwas meine Sachen aus den Kartons in meine Regale räumte. Bis jetzt war es eher so semi gemütlich in meinem Zimmer, denn es stand lediglich mein Bett und mein Schreibtisch und ein kahles Regal. Der Rest war noch sicher in Kisten verstaut. Aber hoffentlich würde ich es bald schaffen, es komplett einzuräumen, sodass ich mich wenigstens hier halbwegs wohl fühlen konnte.

Und hier ist das zweite Kapitel! Ich weiß, es ist alles noch nicht allzu spannend, aber das kommt noch. I promise!😇
Und hier konntet jetzt schon mal einen kleinen Einblick in Julians Gefühle und Gedanken gewinnen. 
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und natürlich, falls ihr noch welche habt, einen schönen Start in die Osterferien. 
🥰 

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