Kapitel 24

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Pov. Julian: 

Ungläubig schnellte mein Blick zu meinem jüngsten Bruder, welcher den Kopf gesenkt und die Zähne in der Unterlippe vergraben hatte. Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, schien er gemerkt zu haben, was er da gerade gesagt hatte. Und dass er das Versprechen, niemandem von unserer Beziehung zu erzählen, gebrochen hatte. Denn meine Eltern wussten jetzt von uns und genau das war es, was wir nicht wollten. Jetzt war es doch nur noch eine Frage der Zeit, bis sich der nächste verplappern würde und Kais Eltern davon erfuhren.
Auch Jannis sah zu Boden, wusste er doch, was das jetzt bedeutete. Auch wenn er nicht wusste, warum wir unsere Beziehung geheim gehalten haben beziehungsweise es versucht haben.
Kai, der bis gerade eben noch geschockt zu Jascha gesehen hatte, wendete seinen Blick nun zu mir. Tränen schimmerten in seinen Augen und ich konnte ihm ansehen, dass er am liebsten aufspringen und sich in der nächsten Ecke verkrümeln würde, in der keiner ihn finden würde.
Sein Blick spricht Bände und ich kann förmlich hören, was er denkt. Doch auf die Frage, was machen wir denn jetzt, weiß auch ich keine gute Antwort.
Schüchtern blickte ich dann zu meinen Eltern.
Sie hatten sich bei ungläubig abgesehen, bevor sie dann zu uns sahen.
"Ihr seid zusammen?", vergewisserte sich mein Vater mit irritiertem Ton und noch irritiertertem Gesichtsausdruck. Unsicher nickte ich.
"Aber...aber warum habt ihr uns denn nicht davon erzählt?", wollte meine Mutter verwirrt wissen; konnte wohl nicht verstehen, warum wir das alles  verheimlicht hatten.
"Das ist nicht so einfach Mama", brachte ich leise hervor. Was sollte ich denn auch sagen? Ich konnte ihr ja schlecht alles erzählen. Kai würde dich verständlicherweise total hintergangen fühlen, auch wenn er hier neben mir saß.
"Aber warum denn? Du weißt doch, dass wir dich voll und ganz akzeptieren. Wir sind deine Eltern." Sie klang dabei etwas enttäuscht und traurig; ich konnte es ihr nicht verübeln."Mama, es liegt nicht daran, dass ich euch nicht vertraue oder ich mich für Kai schäme, es ist nur..." "Es ist meine Schuld", unterbrach Kai mich mit leiser Stimme und noch immer gesenktem Blick. Nun war ich es, der verwirrt aussah. Was hatte Kai jetzt vor? Kurz drückte ich seine Hand, ehe Kai zögerlich weiter sprach. "Es ist wegen mir. Meine Eltern sind nicht so.... tolerant wie ihr." Ich konnte den Jüngeren zwar nicht sehen, doch ich hörte an seiner Stimme, dass er weinte oder zumindest kurz davor war. Flehend sah ich daraufhin zu meinen Eltern. Hoffentlich würden sie es nicht noch schlimmer machen und Kai noch schlechter fühlen lassen als er es wahrscheinlich eh schon tut. "Och Kai", brachte meine Mutter nach einer kurzen Pause mitleidig hervor," Das tut mir so leid. Aber ich kann dir versichern, dass wir kein Problem damit haben und ehrlich gesagt finde ich, dass ihr beiden super zueinander passt." Schüchtern hob Kai den Kopf; seine Mundwinkel hoben sich minimal an. Ihm schien das Ganze echt unangenehm zu sein. "Danke"; nuschelte er unsicher, bevor er sich möglichst unauffällig mit dem Pulloverärmel die Tränen wegwischte. Aufmunternd drückte ich seinen Oberschenkel; versuchte ihn so etwas zu unterstützen und für ihn da zu sein. "Wenn du möchtest, können wir auch mal mit deinen Eltern reden"; bot mein Vater an, doch Kai schüttelte augenblicklich den Kopf. "Nein, das ist nicht nötig", lehnte er schon fast panisch ab," Nein, ich glaube das ist nicht nötig." "Bitte tut uns den Gefallen und behaltet es für euch", sprang ich für Kai ein; in der Hoffnung, die eiden würden es jetzt einfach so akzeptieren. Den Rest würde ich ihnen später in Ruhe erklären. Das wollte ich Kai jetzt nicht noch zumuten. "Okay, wenn ihr das wollt", stimmten meine Eltern zu," Aber wenn doch noch mal irgendwas sein sollte, sagt ihr uns Bescheid." Wir beide nickten. "Machen wir." "Ich glaube, ich muss jetzt auch mal nach Hause"; warf mein Freund mit dünner Stimme ein. Er wollte jetzt wahrscheinlich nichts anderes, als nach Hause in sein Zimmer. "Ja klar, soll ich dich fahren?"; schlug mein Vater vor," Es ist schon dämmrig, dann musst du doch nicht mehr mit dem Fahrrad fahren." "Nein danke"; lehnte Harvy wieder höflich ab," Ich fahre schnell mit dem Fahrrad." Nachdem Kai alle Verabschiedungen über sich hatte ergehen lassen müssen. Ich ging noch kurz mit ihm raus, um noch in Ruhe mit ihm reden zu können. 
"Es tut mir leid Harvy", murmelte ich in die Dämmerung hinein, nachdem wir draußen bei dem Fahrrad meines Freundes angekommen waren," Ich könnte Jascha wirklich ohrfeigen. Der bekommt von mir später noch was zu hören, das kannst du mit glauben."
"Schon gut"; nuschelte der Jüngere, mied allerdings noch immer Blickkontakt mit mir," Lass Jascha in Ruhe, er hat das nicht mit Absicht gemacht."
"Hoffentlich", brummte ich leise, ehe ich den letzten halben Meter zwischen ins überwand und zwei Finger unter seinem Kinn platzierte, damit ich dieses etwas anheben konnte und Kai mich ansehen musste. Seine grünen Augen waren noch total glasig und sahen so verzweifelt aus.
Aber wir konnten es jetzt leider nicht mehr ändern.
"Hör zu Schatz", begann ich wieder, während ich ihm tief in die Augen sah," Meine Eltern werden nichts sagen und Jascha trichtere ich das auch nochmal ein. Alles ist gut, okay?" Zögernd nickte Kai, bevor er sich einfach in meine Atme fallen ließ.
Wie ein Ertrinkender hielt er sich an mir fest, als wäre ich der Letzte Halt, den er noch hatte.
"Shh, es wird alles gut.", sprach ich beruhigend auf den Jüngeren ein.
"Es tut mir leid....dass das alles so kompliziert ist.... wegen mir."
"Hey, nein, dir muss nichts leid tun. Es ist alles gut."
"Ich liebe dich", schluchzte er leise.
"Ich dich auch", lächelte ich aufmunternd, während ich ihm sachte die Tränen aus dem Gesicht.
"Ich sorge dafür, dass die alle ihren Mund halten, vesprochen."
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Kais Lippen.
"Ich glaube,  deine Eltern machen das auch so."
Lächelnd nahm ich ihn daraufhin wieder in den Arm.
Bestimmt fünf Minuten standen wir dort und hielten uns einfach im Arm. Es war wie eine Kraftquelle.
"Bis morgen", murmelte der Jüngere dann irgendwann, ehe er sich von mir löste.
"Bis Morgen Schatz. Ich liebe dich."
"Ich dich auch."

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