Kapitel 11

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Pov. Kai:

Die nächsten zwei Schultage verbrachte ich zu Hause, verschanzt in meinem Zimmer unter drei Decken, die ich mir bis zur Nasenspitze hochgezogen hatte. Ich hatte mich mit einer Erkältung von der Schule abgemeldet, auch wenn der Grund für meine momentan schlechte Verfassung ein völlig anderer war. Er war blond und hieß Julian. Während meine Mutter und meine Schwester zumindest etwas Verständnis aufbringen konnten, waren Jan und mein Vater der Meinung, ich solle mich mal nicht so anstellen. Diese Tatsache machte mich nur noch trauriger, denn ich wusste, dass sie genauso reagieren würden, wenn sie wüssten, was de wirkliche Grund war; obwohl eigentlich wäre ihre Reaktion nur noch schlimmer. Aber es war auch egal, denn ich würde es ihnen eh nicht sagen. 

"Kai, willst du nicht mal was essen?"; fragte meine Mutter mich, nachdem sie am Abend in mein Zimmer gekommen war und mich mit einer Mischung aus Mitleid und Besorgnis an. "Du hast schon seit vorgestern nichts richtiges mehr gegessen." Brummend schüttelte ich den Kopf. "Keinen Hunger", nuschelte ich in mein Kissen; war mir nicht sicher, ob man das überhaupt verstehen konnte. "Komm schon, Kai", beharrte sie," Du musst was essen." Weil ich nichts antwortete, kam sie näher, setzte sich auf die Bettkante und strich mir vorsichtig über meinen Rücken. "Kai", wiederholte sie meinen Namen einfühlsam," Ich merke doch, dass mit dir etwas nicht stimmt. Ich bin deine Mutter und ich merke, wenn du erkältet bist oder wenn dich noch etwas anderes bedrückt. Und ich weiß, dass du nicht nur wegen deiner Erkältung hier liegst. Magst du mir nicht mal erzählen, was mit dir los ist?" Als Antwort vergrub ich meinen Kopf nur noch tiefer in die Kissen. "Okay"; seufzte sie leise," Ich kann dich nicht zwingen, aber wenn du doch reden willst, kannst du immer zu mir kommen." Ich spürte, wie sie aufstand und das Zimmer verlassen wollte. "Danke Mama", nuschelte ich und lugte mit einem Auge vom Kissen hervor, sodass ich sie ansehen konnte. Traurig lächelte sie mich an. "Gerne." Es folgte eine kurze Pause, in de sie mich einfach nur von oben bis unten musterte. "Vielleicht möchtest du ja doch noch zum Essen kommen. Ich würde mich freuen." Dann schloss sie die Tür hinter sich und ich konnte hören, wie sie wenig später mit meinem Vater diskutierte. Über mich. "Du bist viel zu hart zu ihm", meinte meine Mutter gedämpft. "Du lullst ihn zu sehr ein"; konterte ihr gegenüber," Er ist fast erwachsen; er muss selbst mit seinen Problemen klar kommen. Das schaffen Jan und Lea doch auch." "Für Kai ist das nicht einfach mit dem Umzug", argumentierte meine Mutter weiter," Ihm fällt das alles schwer und ich finde, da sollten wir ihn unterstützen und zwar alle." "Pff, der Junge ist einfach verwöhnt von dir; das ist das Problem." "Ich verwöhne ihn nicht; ich bin ihm eine gute Mutter und du solltest vielleicht mal überlegen, ob du Kai ein guter Vater bist." Damit schien das Gespräch beendet, denn ich hörte, wie meine Mutter wütend die Treppe herunter ging. Traurig atmete ich aus. Das letzte, was ich wollte, war, dass meine Eltern sich wegen mir stritten. Auch wenn sie dachten, dass sie es geheim halten konnten; ich hatte schon des Öfteren mitbekommen, wie sie sich wegen mir in der letzten Zeit gestritten hatten und meine Mutter mich immer und immer wieder verteidigte. Ich atmete noch mal tief durch, ehe ich aufstand, mir die Tränen wegwischte und im Bad schnell mein Gesicht wusch. Dann ging ich runter und ging langsam in das Esszimmer. Ich wollte meiner Mutter eine Freude bereiten und zum Abendessen kommen, auch wenn ich weder Hunger hatte noch Lust auf die superschlauen Sprüche von Jan und meinem Vater hatte. "Na, hat der werte Herr es auch mal einrichten können?", begann mein Vater sofort zu sticheln. Augenblicklich bereute ich meine Entscheidung, gekommen zu sein und nicht einfach im Bett geblieben zu sein.  Meine Mutter stieß meinem Vater in die Seite und zischte ihm ein 'Jetzt lass den Jungen endlich in Ruhe' zu. Empört schüttelte er daraufhin den Kopf, beließ es aber dabei. Mein Appetit, welcher eh schon kaum vorhanden war, schrumpfte auf ein Minimum, doch ich zwang mir trotzdem etwas rein, um nicht noch mehr Streit und Drama zwischen meinen Eltern zu verursachen. Immer wieder spürte ich, wie die besorgten Blicke meiner Mutter und die verständnislosen und wütenden Blicke meines Vater auf mir lasteten und mich förmlich zu durchbohren schienen. Ich wollte dieser Situation so schnell wie möglich entfliehen. Es herrschte eine unglaublich angespannte Stimmung während dem Essen und ich war daran Schuld. Umso erleichterte war ich, als meine Schwester endlich begann, von ihrer Arbeit zu erzählen und so alle in ein Gespräch verwickelte. So waren zum Glück alle abgelenkt und der Fokus war weg von mir. Keine Ahnung, ob sie das mit Absicht gemacht hatte, um mir zu helfen oder ob es einfach so war, aber es war mir in diesem Moment auch egal. Ich sollte mich definitiv später bei ihr bedanken. Sie hatte mich gerade gerettet.
Trotzdem war ich wirklich froh, als wir fertig waren mit Essen und ich mich, nachdem ich mit beim Abräumen geholfen hatte, wieder in mein Zimmer zurückziehen konnte und mich unter meiner Bettdecke zu verkriechen. Doch ich fürchte, lange würde diese Technik nicht mehr funktionieren, denn morgen schrieb ich eine Geschichtsklausur und bei dem Drachen wollte ich lieber nicht fehlen. Ich war eh schon auf seiner Abschussliste und weil es mir in den letzten Tagen so schlecht ging, hatte ich nicht wirklich viel Zeit mit Lernen verbracht. Meine Leistung würde also sowieso nicht gut werden, da konnte ich nicht noch mit Abwesenheit glänzen. So wie ich meinen Lehrer kenne, würde er die Klausur für mich zum Nachschreiben nur noch schwerer machen und da konnte ich wirklich drauf verzichten. Außerdem würde ich den Stoff in drei oder vier Tagen auch nicht mehr in meinen Kopf bekommen. Es nützte also nichts. Ich musste morgen zur Schule. Ich werde morgen diese dämliche Klausur schreiben müssen. Und ich werde mit der Gefahr rechnen, morgen Julian über den Weg zu laufen. Julian. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte, wenn wir uns im Flur  zufällig sehen sollten. Sollte ich überhaupt etwas sagen? Aber ignorieren konnte ich ihn auch nicht. Auf der anderen Seite werde ich ihm wahrscheinlich nicht mal in die Augen sehen können. 

*So, das ist das letzte Kapitel des Lesenachmittags/abends.
Leider hatte Wattpad irgendwie ne Störung oder so...🤷‍♀️
Manche Kapitel haben sich von selbst wieder zurückgezogen....keine Ahnung woran das lag.
Naja, ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen🥰
Vielleicht wiederholen wir es ja bald mal wieder.
Ich habe mir auch überlegt, morgen noch ein Kapitel zu veröffentlichen, weil da ja auch noch Ostern ist.
Liebe Grüße und bis morgen❤❤

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