Kapitel 5

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Pov. Kai:

Begeistert saß ich auf der Bank des Trainingsplatzes von Julians Mannschaft und schaute den Nachwuchsspielern des Bvb beim Training zu. Jule hatte mich gefragt und da ich diesen Sport genauso liebte wie er; musste ich nicht lange zögern.
Die Trainer und Spieler waren echt nett zu mir und hatten mich sofort begrüßt, als wäre ich Teil der Mannschaft. Bei so einem Verein mit Aufstiegschancen zu spielen wäre natürlich ein Traum für mich, aber ich wusste auch, dass es nicht sehr wahrscheinlich war aufgenommen zu werden.
Dennoch freute ich mich, dass Julian das konnte und dass er mich mitgenommen hatte. Sowas konnte man schließlich nicht jeden Tag sehen.
Julian war total konzentriert, schien alles um sich herum vergessen zu haben.
Das Einzige, worauf er sich voll und ganz fokussierte, war der Ball.
Seine blonden Haare lagen  verschwitzt und unordentlich auf seinem Kopf und fielen ihm hin und wieder in die Stirn.
Sein linkes Handgelenk zierte ein schwarzes Nike Schweißband und sein Shirt klebte schon förmlich an seinem Oberkörper, zumindest sah es von hier so aus.
Das gesamte Training über, bis ihr Trainer das Training zur Freude aller erschöpft aussehenden Spieler für beendet erklärte, hängte er dich voll und  ganz rein und gab alles.
Nachdem die Spieler nacheinander entkräftet in die Kabine schlurften, entschied ich mich, schon mal zu unseren Fahrrädern zu gehen und dort auf den Älteren zu warten.
Währenddessen spielte ich etwas an meinem Handy, bis ich von Julians Stimme; welche fragend meinen Namen sagte, von meinem Handy losgelöst wurde, es wegpackte und meinem Kumpel ansah.
"Hey", lächelte ich," Können wir los."
Er nickte, ehe er sich sein Rad schnappte und aufstieg. Ich tat es ihm gleich und schon bald fuhren wir nebeneinander her zu ihm nach Hause.
"Und?", erkundigte sich der Ältere," Wie fandest du es?"
"Echt gut", erklärte ich und klang dabei wahrscheinlich noch immer begeistert," Also das Training sah zwar echt anstrengend aus, aber ihr seid glaube ich ein richtig gutes Team."
"Und du bist wirklich total gut im Fußball", ergänzte ich lobend, sah daraufhin zu ihm.
Auf Julians Wangen bildete sich, soweit ich es erkennen konnte, ein leichter Rosaschimmer.
"Danke", murmelte er leise, was ich mit einem leichten Lächeln kommentierte, aber nichts weiter dazu sagte.
"Wer weiß, vielleicht können wir ja bald zusammen spielen", ergriff Julian nach einer Weile wieder das Wort.
Ungläubig sah ich zu ihm herüber.
"Das glaube ich nicht", widersprach ich dem Älteren," So gut bin ich nun auch wieder nicht."
"Das glaube ich nicht. Dein alter Verein war doch auch gut, so wie du es mir erzählt hast." "Ja, das stimmt schon, aber...", ich brach ab," Ich glaube nicht, dass es für den Bvb reicht. Das ist doch ein ganz anderes Niveau." Julian kommentierte das Gesagte nicht weiter, denn wir waren mittlerweile bei ihm zu Hause angekommen. Wir machten uns schnell ein paar Nudeln, nachdem wir das Haus betreten hatten, und gingen dann in sein großes Zimmer, um diese dort zu essen. Danach verfielen wir, wie sollte es anders sein, der Playstation, auf welcher wir ein paar Runden Fifa zockten. Heute war es wie verhext, denn ich verlor jede einzelne Runde mit mindestens vier Gegentoren. Niedergeschlagen ließ ich den Controller nach der fünften verlorenen Runde fallen. "Och man", fluchte ich leise und frustriert," Das kann doch nicht wahr sein." "Ohh, nicht traurig sein", lachte Julian, ehe er mich ganz plötzlich und unerwartet nach hinten auf seine Couch stieß und mich von oben bis unten durchkitzelte. In diesem Moment bereute ich es, dass ich ihm mal erzählt hatte, dass ich total kitzelig war. Ich konnte nicht anders, als zu lachen, sodass mein Bauch nach kurzer Zeit schon weh tat und ich nur schwer Luft bekam. "Hör auf Julian", hechelte ich lachend," Ich kriege keine Luft mehr... bitte." Daraufhin hörte der Ältere tatsächlich auf. Unsere Gesichter waren ich plötzlich ganz nah; ich konnte seinen  kitzelnden Atem an meinem Hals spüren, während Julians Augen tief in die meinen sahen. Langsam beruhigte sich mein schwerer Atem, während sich mein Kopf komplett auszuschalten schien und unsere Gesichter sich immer näher kamen, bis sie sich zu einem Kuss trafen. Ich konnte spüren, wie seine leicht rauen Lippen sich gegen die meinen bewegten. Ich war so perplex, dass ich es einfach zuließ und den Kuss sogar erwiderte. Doch dann fiel mir ein, was wir hier gerade taten. Ich küsste meinen wahrscheinlich besten Freund hier; einen Mann. Ruckartig löste ich mich von ihm und schaute peinlich berührt zu Boden. Auch Julian schien wieder in der Realität angekommen zu sein, denn er fuhr sich geschockt über die Lippen und sah ebenfalls zu Boden. "Oh Gott...ich", stammelte er etwas unbeholfen," Es tut mir leid...ich...weiß auch nicht. Das wollte ich nicht." "Ich...", stotterte ich ebenso perplex und hilflos," Ich glaube... es ist besser, wenn ich jetzt... gehe."  Ich konnte mit dieser Situation gerade einfach nicht umgehen, konnte sie nicht einschätzen. Ich hatte einfach gerade meinen besten Freund geküsst; einen Mann. Mich überfluteten gerade so viele Gedanken und Eindrücke, dass ich das alles nicht mehr händeln konnte und hier einfach weg musste. Unsicher stand ich auf und wollte gehen, och ich wurde von Julian, welcher mich an meinem linken Handgelenk festhielt. Als ich fragend zu ihm herunter sah, konnte ich seine feuchten, blauen Augen, welche mich flehend ansah. "Es tut mir leid", hauchte er leise. "Ich weiß. Mir auch." "Bitte sei nicht sauer.", flehte der Ältere. "Bin ich nicht.", erwiderte ich, während ich ermutigend die Hand des Blonden drückte," Wirklich nicht. Lass es uns einfach vergessen." Zustimmend nickte er. "Okay. Sehen wir uns morgen in der Schule." Nickend bejahte ich seine Frage, ehe ich ihm noch einmal zulächelte und dann das Haus meines besten Freundes verließ, um schnellst möglichst mit meinem Fahrrad nach Hause zu kommen. Meine Gedanken rasten. Während des Kusses, war das inzwischen allbekannte Kribbeln in meinem Bauch stärker geworden und hatte sich in meinem gesamten Körper ausgebreitet. Der Kuss hatte sich unglaublich schön angefühlt, keine Frage, aber ich wusste auch, dass es falsch war. Ich meine, Julian ist mein bester Freund und dazu noch ein Mann. Mir wurde, vor allem von meinem Vater und meinem Bruder immer weider beigebracht, dass es falsch war, wenn Männer und Männer oder Frauen und Frauen etwas miteinander haben. Kurz gesagt, sie waren homophob und auch der Rest meiner Familie hielt nicht allzu viel von Homosexualität. Mir persönlich war es immer egal, ob jemand hetero- bi- oder homosexuell war, doch jetzt, wo ich selbst irgendwie in dieser Situation war, war es anders. Jetzt war es mir plötzlich nicht mehr so egal wie vorher. Jetzt war es anders. Julians leicht raue und dennoch weiche Lippen auf meinen zu spüren, hatte in mir ein regelrechtes Feuerwerk ausgelöst und ich hätte ihn ehrlich gesagt noch Stunden so weiter küssen können, wenn es nicht falsch wäre; denn es ist falsch. So wurde ich zumindest erzogen, auch wenn ich selbst eigentlich nicht dieser Meinung war. Ich war einfach total verwirrt; wusste nicht, was ich von dem Kuss, was ich von mir halten sollte. Oder wie ich jetzt mit Julian umgehen sollte. Sollte ich einfach so weiter machen wie vorher? Den Kuss, wie wir es eigentlich gerade ausgemacht hatten, vergessen beziehungsweise ignorieren? Ich hatte absolut keine Ahnung. 

Oh oh, Drama babyyy
Jule, Kai, seid ihr euch wirklich sicher, dass euch der Kuss nichts bedeutet hat? 
Ich bin mir da nicht so sicher...😬🤔

Secret LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt