Kapitel 15

429 29 0
                                    

Pov. Kai:

Als ich zu Hause ankam, hatte meine Familie sich gerade zum Essen hingesetzt. Schnell striff ich Jacke und Schuhe ab, ehe ich ins Esszimmer eilte.
"Na? Auch mal da?, ", stichelte Jan sofort.
"Entschuldigung", meinte ich sofort, eher an meine Eltern gewandt," Ich habe Julian noch beim Lernen geholfen. Er schreibt morgen ne wichtige Klausur."
"Schon gut", erwiderte meine Mutter," Schau einfach, dass du beim nächsten Mal pünktlich bist."
Schnell nickte ich.
Meine Eltern legten viel Wert darauf, dass wir zumindest am Abend alle gemeinsam essen, weil das die einzige Mahlzeit war, an der wir alle da waren.
Damit war das Thema erledigt und wir gingen endlich zum Essen über. Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich überhaupt war, hatte ich seit dem Frühstück tatsächlich nichts mehr gegessen. "Was grinst du denn so wie ein Honigkuchenpferd?"; wollte mein Bruder belustigt wissen, doch ich wusste, dass er es eigentlich gar nicht ernst meinte und im Inneren total sauer auf mich war; keine Ahnung was ich jetzt schon wieder getan hatte. Wahrscheinlich fühlte er sich mal wieder vernachlässigt. "Darf ich das nicht?", stellte ich gereizt die Gegenfrage," Soll ich lieber anfangen zu heulen?" Was ging ihn das schon wieder an? Okay, es war auch ein sensibles Thema; schließlich konnte ich ihnen nicht die Wahrheit sagen, aber es ging ihn trotzdem nichts an. "Hört jetzt auf", ging mein Vater wütend dazwischen," Wir wollen hier nur in Ruhe essen und ihr habt nichts besseres zu tun als Streit anzufangen. Es reicht." "Euer Vater hat recht", pflichtete unsere Mutter ihrem Ehemann bei," Hört auf rumzusticheln. Lasst uns lieber in Ruhe essen."
Ich murmelte ein kurzes 'Sorry', ehe ich mich schweigend meinem Essen zuwendete und der Unterhaltung zwischen Lea und meinem Vater lauschte. Immer wieder spürte ich Jans giftige Blicke auf mir, doch ich ignorierte diese gekonnt. Was hatte ich ihm jetzt schon wieder getan? Konnte er mich nicht einfach mal in Ruhe lassen? Warum musste er mir das Leben so schwer machen?
Seit wir hier waren waren Jan und ich nahezu keinen Tag ohne Streit ausgekommen.
"Kai?", riss mich Leas Stimme aus meinen Gedanken," Hörst du mir überhaupt zu?"
"Hmm? Was?", ich schüttelte den Kopf. "Sorry, ich war in Gedanken."
"Ich habe dich gefragt, ob wir morgen in meiner Mittagspause zusammen in der Stadt was essen", wiederholte sie ihre Frage lachend," Bei dieser einen Pizzeria da."
"Ähh ja können wir machen", antwortete ich etwas perplex," Ich würde morgen Nachmittag vielleicht noch mit Jule....äh Julian zum Fußball gehen, aber essen gehen klingt wirklich gut."
Fuck, jetzt habe ich mich verplappert. Am ersten Tag. Innerlich könnte ich mich ohrfeigen. Meine Zunge blutete schon fast, weil ich so fest darauf biss. Aber zum Glück schien keiner meinen Versprecher bemerkt zu haben. Ich musste unbedingt besser aufpassen.
"Super", freute sie sich," Dann treffen wir uns um eins da, okay?"
Nickend stimmte ich ihr zu.
Las wir fertig waren, räumten wir alle zusammen ab und danach verabschiedete ich mich in mein Zimmer, um die Hausaufgaben, die in den letzten Tagen liegen geblieben waren, zu erledigen.
Doch so wirklich konzentrieren konnte ich mich nicht.
Immer wieder musste ich auf den Tag zurückblicken und jedes Mal musste ich wie bescheuert grinsen.

Pov. Julian:

"Sag mal Julian; was zur Hölle ist denn mit dir passiert?", fragte mich mein jüngerer Jannis überrascht, weil ich den ganzen restlichen Tag mit Dauergrinsen durch die Gegend rannte.
Wahrscheinlich ein starker Kontrast zu den letzten Tagen, in denen ich wahrscheinlich eher aussah; wie sieben Tage Regenwetter.
"Ach nichts", lächelte ich, obwohl klar war, dass nicht nichts ist.
"Komm schon", bohrte er weiter, nachdem er in mein Zimmer gekommen war und sich einfach auf mein Bett hatte fallen lassen.
In meinem Zimmer roch es noch leicht nach Kais unverwechselbarem Parfum; zumindest bildete ich mir das ein.
"Du kannst mir nicht erzählen, dass nichts mit dir ist. So ein krasser Stimmungsumschwung innerhalb von zwei Stunden. Das muss doch was passiert sein."
"Jannis, da ist nichts, wirklich.", beharrte ich weiter.
Ich wollte ihm nicht von Kai und mir erzählen ohne vorher mit Kai darüber gesprochen zu haben. Das wäre einfach unfair ihm gegenüber.
"Jule", quengelte der Jüngere," Komm schon. Ich erzähle es auch nicht weiter."
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass er wohl nicht locker lassen würde und er gerne mich nie morgen früh hier sitzen und mich ausfragen würde.
Mich geschlagen gebend seufzte ich auf.
"Du lässt eh nicht locker oder?", fragte ich ihn, obwohl ich die Antwort sowieso schon kannte.
Schmunzelnd schüttelte Jannis den Kopf.
"Na gut, aber du musst mir versprechen, niemandem davon zu erzählen okay? Zumindest noch nicht."
Jannis nickte und hob verschwörerisch die Hand. "Indianerehrenwort."
"Okay, also, du kennst doch Kai oder?"
Nicken.
"Der ist doch neu auf deiner Schule, oder?", erkundigte er sich.
Nickend bejahte ich seine Frage.
"Klar kenne ich den. Er ist doch relativ oft hier und ihr lernt zusammen."
Wieder nickte ich.
Kai und Jannis sind zwar gleich alt, doch Jannis geht auf eine andere Schule, sodass er Kai nur von seinen Besuchen hier kennt.
"Was ist mit ihm?"
"Also....wir..., stotterte ich etwas unbeholfen; irgendwie fiel es mir schwer, die richtigen Worte zu finden.
"Ihr seid zusammen", vervollständigte der Jüngere meinen Satz unbeeindruckt.
Überrascht sah ich ihn an. Woher wusste er das? War ich so auffällig?
"Komm schon, jetzt tu nicht so überrascht", lachte er über meinen Gesichtsausdruck," Jeder Blinde mit nem Krückstock hat bemerkt, dass du verknallt bist und dein Dauergrinsen heute sagt ja wohl alles."
"Aber bitte sag es noch niemandem", bat ich ihm eindringlich und ernst, konnte mein Grinsen jedoch nicht ablegen.
"Warum?", wollte er etwas irritiert wissen, weshalb ich leise aufseufzte.
"Es ist ein bisschen kompliziert."
"Warum?"
Nein, ich konnte ihm auf keinen Fall erzählen, was das Ganze so kompliziert machte. Zumindest noch nicht. Denn es fühlte sich an, als würde ich Kai verraten. "Ich kann es dir noch nicht erzählen. Irgendwann mache ich es, aber du musst mir versprechen, dass du noch niemandem von uns erzählst, okay?" Etwas widerwillig nickte mein jüngerer Bruder. "Okay", gab er letztendlich nach," Aber irgendwann, wenn du mir das erzählen kannst, will ich alles genau wissen; mit jedem kleinsten Detail." "Versprochen", lachte ich, ehe ich das Thema auf etwas anderes lenkte. Ich hatte Angst, dass ich doch noch irgendwie etwas erzählen würde, was ich eigentlich noch gar nicht erzählen wollte.

Secret LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt