Kapitel 12

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Pov. Julian:

Müde und absolut nicht ausgeschlafen oder erholt betrat ich am morgen die Schule. Seit gestern konnte ich an nichts anderes mehr denken als an Kai. Ich bekam dieses verdammte Bild von Kai nicht aus dem Kopf. Wie er da so verzweifelt stand und weinte und ich war einfach weggegangen. Hatte mich verpisst anstatt für ihn da zu sein und ihn sich nochmal in Ruhe erklären zu lassen. Weil ich mir eingeredet hatte, dass ich das nicht können würde, dass es zu viel für mich gewesen wäre. Ich könnte mich jetzt noch ohrfeigen dafür. Wahrscheinlich hätte ein vernünftiges Gespräch uns Beiden einige Tränen erspart. Aber mit Gesprächen und vor allem mit dem klitzekleinem Wort vernünftig hatten wir es beide ja nicht so. In den letzten Tagen hatte ich Kai nicht in der Schule gesehen; wahrscheinlich war absichtlich zu Hause geblieben, um mich nicht sehen zu müssen. Auch wenn ich am liebsten selbst zu Hause geblieben, aber momentan standen viele wichtige, fürs Abi relevante Klausuren an, sodass ich wohl oder übel zur Schule musste. Aber Spaß machte mi die ganze Sache nicht. Am liebsten würde ich mich, wie Kai es wahrscheinlich die ganze Zeit getan hatte, im Bett verkriechen und nichts und niemanden mehr sehen wollen. Ich hatte zwar schon mal Liebeskummer, aber so schlimm war es wirklich noch nie gewesen. Man sollte meinen, ich erfülle das Klischee eines Teenagers, der zum ersten Mal Liebeskummer voll und ganz, doch das störte mich nicht. Jedes Mal, wenn ich an Kai dachte und mich auch nur eine winzige Kleinigkeit an ihn erinnerte, schmerzte mein Herz, als wenn jemand mir einen Dolch in meine Brust rammen würde. Es fühlte sich grausam an und es war kaum auszuhalten. Ich quälte mich förmlich durch jede einzelne Stunde und war froh, wenn ich wieder zu Hause war. Und wenn ich mich trauen würde, würde ich noch mal mit dem Jüngeren reden, doch ich traute mich nicht. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte, wie ich ihm alles erklären sollte. Wie ich es aushalten sollte, ihn nochmal so traurig zu sehen. 

Pov. Kai:

"Na, Kai. Wie war die Schule?"; fragte meine Mutter mich, nachdem ich mich an den Esstisch gesetzt hatte. Heute war Donnerstag, das heißt, dass meine Mutter schon früher zu Hause und sowohl meine Geschwister als auch mein Vater waren noch auf Arbeit, sodass wir allein waren und ich so etwas meine Ruhe hatte. Ich zuckte lediglich mit den Schultern, hatte jetzt eigentlich keinen Bock auf ein Gespräch. "Magst du mir nicht mal erzählen, was passiert ist, dass du seit Tagen so Liebeskummer hast?"; fragte sie dann einfühlsam und legte mir eine Hand auf die Schulter. Überrascht sah ich sie an. Woher wusste sie, dass ich Liebeskummer hatte? Hatte ich mich verplappert? Oder war ich einfach viel zu auffällig gewesen? "Nun guck nicht so. Ich bin deine Mutter; ich spüre, wenn etwas mit dir nicht stimmt. Und außerdem war ich auch mal jung. Glaubst du, ich hatte noch nie in meinem Leben Liebeskummer? Also, möchtest du mir erzählen, wer sie ist und was zwischen euch passiert ist?" Niedergeschlagen senkte ich den Kopf. Ich wusste nicht, ob es wegen der Tatsache war, dass ich mir jetzt eine Ausrede ausdenken musste oder weil sie direkt von einem Mädchen ausging. "Ich...Mama, es ist nicht so einfach." Leise seufzte sie, ehe sie sich gegenüber von mir an den Tisch setzte und ihre Hand auf die meine legte. "Ich habe Zeit.", meinte sie leise und sah mich auffordernd an. Auch ich musste nun seufzen. Jetzt hatte ich wohl keine andere Wahl; ich musste ihr irgendeine Lüge auftischen. "Ich habe sie in der Schule kennengelernt"; begann ich zögerlich zu erzählen," Wir haben uns gut verstanden und haben uns ineinander verliebt." Geduldig hörte mir meine Mutter zu, gab mir Zeit, wenn ich welche brauchte und ich kam mir vor, wie jemand, der gerade von seiner Freundin betrogen wurde und sie bei seiner besten Freundin auskotzte. "Aber das ist doch schön. Was ist das Problem?" "Ihre Eltern...sie...sie haben uns bei ihr im Zimmer erwischt...als wir uns geküsst haben." "Und sie haben nicht gut reagiert?" Kopfschüttelnd beantwortete ich ihre Frage. "Sie haben.... mich angeschrien und rausgeschmissen. Ich bin nicht gut genug für sie... haben sie gesagt und seitdem meidet sie mich. Sie sagt... ich soll mich von ihr fernhalten, damit ihre Eltern sie nicht auch noch rausschmeißen." "Und seit dem herrscht Funkstille zwischen euch und du weißt nicht, was du machen sollst?"; schlussfolgerte sie mit mitleidigem Blick. "Ja", flüsterte ich, während ich meine Tränen kaum noch zurückhalten konnte. Ich hatte mir mit Absicht eine Geschichte ausgedacht, die der Wahrheit nahe war, sodass ich mir vielleicht noch einen nützlichen Rat von ihr erhoffen konnte, wie ich das mit Julian klären konnte, ohne dass sie von der Sache mit Julian wusste. Ohne etwas zu sagen zog sie mich in ihre Arme. "Das tut mir so leid." Ich heulte einfach in ihre Arme und ließ alles raus. Es tat gut, es mal jemandem erzählt zu haben auch wenn die Story etwas abgewandelt war, so entsprach immer noch vieles der Wahrheit. "Ich weiß, dass das schwer für dich und wahrscheinlich auch für sie ist, aber du musst nochmal mit ihr reden. Ihr müsst das unbedingt klären, sonst geht das ewig so weiter. Und wenn ihr beschließt, getrennte Wege zu gehen, dann ist das so, aber dann hast du wenigstens Gewissheit und kannst damit abschließen." Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, nickte ich. "Du hast recht", nuschelte ich etwas unverständlich," Ich schreibe ihr gleich mal, ob sie allein ist und ob wir nochmal kurz reden können." Aufmunternd lächelte meine Mutter mich an. "Mach das." Schnell nahm ich sie noch einmal in den Arm. "Danke Mama"; lächelte ich dankbar," Danke für deinen Rat und dass du da bist." "Gerne"; lächelte sie noch immer," Das konnte man sich aber auch wirklich nicht mehr mit ansehen." "Tut mir leid." Ich hatte mich in den letzten Tagen wirklich etwas kindisch verhalten und damit meiner gesamten Familie aber vor allen Dingen meiner Mutter das Leben schwer gemacht.

Hier kommt, wie versprochen, noch ein Kapitel.😊
Und noch immer Funktstille zwischen den beiden Vollidioten, aber wer weiß, vielleicht hat das Gespräch mit seiner Mutter Kai ja etwas weitergebracht🤔🥺
Einen schönen Tag und schöne Restferien wünsche ich euch❤🥰

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