Pov. Julian:
Es brach mir einfach das Herz, zu sehen, wie Kai litt und sich nahezu die Augen aus dem Kopf heulte. Und ich Idiot hatte ihm auch noch Vorwürfe gemacht und ihn beleidigt. Ich hatte ihn als feige und egoistisch bezeichnet und ihm damit mehr als nur unrecht getan. Er war einer der stärksten Menschen, die ich kannte. Ich wüsste nicht, was ich an seiner Stelle tun sollte, wenn ich so Stress mit meiner Familie hätte; wegen etwas, für das ich gar nichts konnte. Und egoistisch war schon mal überhaupt nichts. Er hatte mich nur schützen wollen und es lediglich gut gemeint. Auch wenn ich der Meinung war, dass es mehr gebracht hätte, wenn er einfach mit mir das Gespräch gesucht und mir alles in Ruhe erklärt hätte. Das hätte uns Beiden zumindest einiges an Verzweifelung und Tränen gespart. Aber es machte keinen Sinn, jetzt über etwas zu diskutieren, das schon der Vergangenheit angehörte.
Nachdem Kai sich halbwegs beruhigt hatte und auch ich mir unauffällig, die Tränen, die ich verloren hatte, weggewischt hatte, begann Kai langsam zu erzählen. Und zwar ganz von vorne.
"Weißt du noch an dem Wochenende, das ich bei dir war?" Stumm nickte ich.
"Am Sonntag waren wir doch auf der Lichtung und da haben wir uns geküsst. Und ich weiß auch nicht wie, aber Jan war da und er hat uns gesehen. Als ich dann nach Hause gekommen bin hat er es mir gesteckt und dann später beim Abendbrot auch meiner Familie erzählt und.... naja den Rest kennst du ja."
"Und weil du Angst hattest, dass mir etwas passiert, hast du gedacht, wenn du dich von mir trennst und dann unerreichbar für mich wirst, dann passiert mir nichts, oder?" Nickend bejahte er meine Frage. "Es tut mir ja auch leid, dass ich dich damit verletzt habe und ich kann auch verstehen, wenn du jetzt nicht mehr mit mir zusammen sein möchtest oder nichts mehr mit mir zu tun haben willst, aber ich habe einfach keinen anderen Ausweg gesehen. Ich dachte, dann wird alles gut. Also zumindest für dich."
"Hey, darüber musst du dir absolut keine Gedanken machen. Natürlich will ich noch mit dir zusammen sein. Wenn ich das nicht wollen würde, wäre ich ja wohl kaum hier, oder?" Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht des Jüngeren ab. "Stimmt auch wieder."
"Wir kriegen das schon wieder hin."; versprach ich, ehe ich ihn in einen innigen Kuss verwickelte, in welchen ich all meine Gefühle steckte. Ich hatte einfach das Gefühl, dass er diese Nähe gerade brauchte, um ein bisschen Kraft tanken zu können.
"Ich liebe dich", nuschelte er leise, so leise, dass ich es kaum hören konnte.
"Ich dich auch.", flüsterte ich im gleichen Tonfall, ehe ich mich etwas von ihm löste, um in seine total verweinten und roten Augen sehen zu können.
Sachte fuhr ich über die Wange des Jüngeren und wischte so ein paar Tränen weg.
"Aber du musst mir versprechen, dass du vorsichtig bist, okay?", ergriff Kai dann wieder mit ängstlicher Stimme das Wort," Wenn Jan oder mein Vater erfahren, dass wir noch zusammen sind, dann..."
Er brach ab.
"Ich passe auf, versprochen", versicherte ich ihm, während ich versuchte, beruhigend zu lächeln. Dann sah ich ihn aber wieder etwas ernster an. "Aber dafür musst du mir auch was versprechen." Verwundert sah er mich an. "Versprich mir, dass du wieder in die Schule und zum Training gehst. Maik glaubt dir zwar, aber so langsam wird er unruhig. Ich will nicht, dass er dich raus schmeißt."
Sofort nickte er. "Mach ich", versprach er lächelnd," Ich rufe später mal Lea an und frage sie, ob sie mir heimlich ein paar Schulsachen vorbei bringen kann. Sie ist die Einzige, die sich auch nur ein bisschen Sorgen um mich gemacht hat und mich ab und zu mal angerufen hat." Traurig senkte er den Blick. "Und deine Mutter?"; fragte ich vorsichtig nach, doch er zuckte nur mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Ich glaube sie hat eigentlich auch nichts dagegen, aber ich glaube sie hat Angst, dass die Familie sich noch mehr spaltet, als sie es jetzt schon ist, wenn sie jetzt auch noch was dazu sagt." "Ehrlich gesagt kann ich sie auch ein bisschen verstehen"; gab ich zu, während ich damit begann, Kai einige Haarsträhnen wegzustreichen, die sich auf seine Stirn verirrt hatten. "Ich auch. Aber ich würde trotzdem gerne nochmal mit ihr sprechen."
"Ruf sie doch einfach mal an, hm? Ich hatte den Eindruck, dass sie dich auch ganz schön vermisst nd sich totale Sorgen um dich macht. Immerhin weiß sie ja nicht mal wirklich, wo du bist und wie es dir geht." "Du hast recht", stimmte er mir dann zu," Ich melde mich später mal bei ihr, wenn ich Lea anrufe." "Wenn wir jetzt wieder zusammen sind, möchtest du dann vielleicht mit zu mir kommen. Ich verspreche dir auch, dass wir immer vorsichtig sind und uns immer versichern, dass uns gerade niemand zusieht, wenn wir aus dem Haus gehen oder so." Ich war mir absolut nicht sicher, ob Kai zustimmen würde; schließlich wäre das ja auch irgendwie eine Gefahr für das Versprechen, das ich ihm eben gegeben hatte. Unsicher sah ich ihn an, doch Kai nickte nur. "Das hört sich gut an"; gab er mir recht," Dann sitze ich Joel und seinen Eltern auch nicht länger auf der Tasche." Glücklich über seine Zustimmung verwickelte ich ihn wieder in einen Kuss. "Das freut mich. Ich bin mir auch sicher, dass meine Eltern dich wie immer mit offenen Armen empfangen werden. Wir werden ihnen vielleicht die Situation erklären müssen, aber wenn ich ihnen eintrichtere, dass wir nicht wollen, dass sie mit deinen Eltern reden, dann werden sie das auch nicht tun. Also es sei denn, du willst das, dann machen sie das bestimmt für uns." Augenblicklich schüttelte Kai energisch den Kopf. "Auf keinen Fall. Das kann ich nur mit ihnen selbst klären.", lehnte er ab, ehe er noch etwas mit leiserer und deutlich trauriger klingenden Stimme hinzufügte;" Wenn es da überhaupt noch etwas zu klären gibt."
"Natürlich gibt es da noch was zu klären"; versuchte ich ihn wieder etwas aufzubauen," Und wenn du dich nicht wieder mit deinem Vater und Jan verstehst, weil sie einfach bescheuert sind, dann halt mit Lea und deiner Mutter, hm? Die sind doch viel wichtiger." "Stimmt", lächelte er leicht. Vorsichtig stand ich auf und zog ihn an der Hand mit mir.
"Komm, wir gehen zu Joel und erklären ihm alles und dann gehen wir nach Hause."
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Secret Love
FanfictionWeil sein Vater einen neuen Job angenommen hat und die Familie Havertz umziehen muss, kommt Kai auf eine neue Schule. Dort lernt er Julian kennen, welcher eine Stufe über ihm ist, und verguckt sich nach einer Zeit in seinen Kumpel. Julian geht es n...