Pov. Kai:
Überglücklich und erleichtert lehnte ich mich auf Julians Bett, auf dem ich inzwischen saß, zurück, sodass mein Rücken leicht die Wand hinter mir berührte. Ein breites Grinsen zierte meine Wangen. Ich konnte kaum glauben, was in den letzten zwanzig Minuten passiert war. Julian und ich waren jetzt einfach zusammen. Wir waren ein Paar. Zwar auf sehr vielen und zugegebenermaßen auch unnötigen Umwegen, aber wir hatten es geschafft.
"Was grinst du so wie ein Honigkuchenpferd", fragte Julian lächelnd, obwohl ihm die Antwort eigentlich klar sein müsste.
"Warum wohl Jule", antwortete ich lachend, war mir nicht bewusst, dass ich ihm gerade einen Spitznamen gegeben hatte. Es war mir einfach so herausgerutscht.
"Jule?", wiederholte mein Gegenüber belustigt.
"Sorry", brachte ich peinlich berührt und mit brennenden Wangen hervor, nachdem ich meine Worte realisiert hatte.
"Alles gut", erwiderte der Ältere," Ich finde den Spitznamen schön, Harvy."
"Harvy?", hakte ich ungläubig nach.
Also Jule konnte man ja noch irgendwie verstehen, aber Harvy? Klar, es kommt von meinem Nachnamen, aber komisch fand ich es trotzdem.
"Ja aus 'Kai' kann man ja keinen Spitznamen machen, also muss dein Nachname herhalten", erklärte Jule schulterzuckend.
Mit einem geschmunzeltem Okay beendete ich die Diskussion um die Spitznamen. "Ich bin so froh, dass wir es jetzt endlich geschafft haben"; seufzte Jule; seine Stimme triefte nur so vor Erleichterung. Sofort packte mich ein schlechtes Gewissen, schließlich war ich derjenige gewesen, der für diese ganzen Hürden bis zum jetzigen Zeitpunkt gesorgt hatte. "Tut mir leid"; nuschelte ich schuldbewusst. "Was?"; fragte Jule irritiert," Was tut dir denn leid?" "Na, es ist ja meine Schuld, dass wir so viele Umwege gehen mussten und..." "Hör auf so was zu denken"; unterbrach Jule mich harsch, ehe er mich in seine Arme zog. "Du bist nicht schuld. Du kannst schließlich nichts dafür, dass deine Eltern so sind wie sie sind. Es ist alles gut." "Aber...", wollte ich widersprechen, kam allerdings nicht zu Wort. "Hör jetzt auf"; grätschte der Ältere wieder dazwischen," Es ist alles gut; du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Jetzt ist doch alles gut. Wir haben alles geklärt und sind jetzt zusammen. Oder?" Zögerlich nickte ich. "Na siehst du"; meinte er lächelnd und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. "Aber was machen wir mit meinen Eltern?" Diese Frage, welche mir schon seit unserem Kuss vorhin unter den Nägeln brannte, konnte ich dann doch nicht zurückhalten. "Ich meine deine Eltern sind ja tolerant und alles aber meine.... da können wir nicht einfach ankommen und sagen 'Hey und übrigens wir sind jetzt zusammen'." Wieder bahnten sich ein paar Tränen ihren Weg meine Wangen herunter. Ich konnte es nicht aufhalten, denn dieses Thema beschäftige mich einfach zu sehr. "Hey", sprach Julian beruhigend auf mich ein und schlang seine Arme noch fester um mich," Ich verstehe das. Wir müssen es ihnen ja auch nicht sagen. Zumindest nicht jetzt sofort. Wir können uns Zeit lassen." Zweifelnd und mit feuchten Augen sah ich zu ihm auf. "Du meinst, die Beziehung geheim halten? Julian zuckte die Schultern. "Das musst du entscheiden", erwiderte er einfühlsam," Ich unterstütze dich bei Beidem." Kurz überlegte. Ich würde mich definitiv nicht trauen, ihnen von unsere Beziehung zu erzählen. Nicht, weil ich mich vor Julian schämte, sondern, weil ich schlicht und ergreifend Angst hatte; vor ihrer Reaktion.
"Ich.... ich will nicht, dass sie es erfahren.", stotterte ich leise " Also erstmal." Verständlich nickte Jule, doch mich plagte trotzdem ein schlechtes Gewissen. Er ging mit seiner Familie so offen um und ich wollte ihn verstecken. "Das hat nichts mit dir zu tun", schob ich schnell hinterher," Ich liebe dich und ich schäme mich auch nicht dafür oder so, aber meine Eltern schmeißen mich sonst raus und...-" Sanft legte der Ältere mir seinen Zeigefinger auf die Lippen und stoppte mich so in meinem Reden. "Ich weiß", flüsterte er leise," Ich bin dir auch nicht böse und kann das voll und ganz verstehen, wirklich." "Wirklich?"; vergewisserte ich mich nochmal mit feuchten Augen, während ich etwas unsicher zu ihm aufsah. "Wirklich"; bestätigte er lächelnd. Auch auf meinen Lippen bildete ich sich jetzt ein leichtes und dennoch ehrliches Lächeln. Glücklich schmiegte ich mich wieder an ihn, ehe wir uns wieder einmal innig küssten. "Wir sind so kitschig"; lachte ich leise, während ich meinem Freund über den Oberarm strich. "Stimmt", stimmte er mir zu," Aber ich finds schön." "Ich auch."Wir verbrachten den ganzen Nachmittag auf seinem Zimmer; entweder wir kuschelten oder wir spielten Fifa. Zeitweise auch beides zusammen, auch wenn sich das teilweise als etwas schwierig gestaltete. Mittlerweile war es bereits halb sieben und wenn ich keinen Ärger bekommen wollte, weil ich zu spät zum Abendessen kam, dann sollte ich jetzt wohl los. Bei uns hängt der Haussegen wegen mir schon schief genug; das musste ich jetzt nicht noch provozieren. "Ich glaube ich muss jetzt langsam mal los, Jule", sagte ich zu meinem Freund, welcher sich bis gerade eben noch über seinen Fifa-Sieg gefreut hatte. "Wirklich jetzt schon?"; schmollte er leise, ehe er sich wieder zu mir auf sein Bett setzte. "Ja, sonst gibt es zu Hause wieder Stress wegen Abendessen", erklärte ich leise, nachdem ich meine linke Hand an die Wange des Blonden gelegt hatte. "Okay"; seufzte er leise, wirkte aber nicht ganz zufrieden. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn ich ei ihm übernachtete hätte. Okay, ich wäre davon jetzt auch nicht abgeneigt, aber ich wollte einfach nicht, dass sich meine Eltern wegen mir noch mehr stritten als sie es jetzt schon taten. "Wir sehen uns morgen in der Schule"; wisperte ich leise. Doch auch dort werden wir unsere Beziehung geheim halten müssen. Zu groß ist die Gefahr, dass uns jemand sieht und meine Eltern oder Geschwister dann irgendwie Wind davon bekommen könnten. Meine Stimmung schlug wieder schlagartig um. Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen. Gott, wann war ich bitte so dermaßen emotional geworden? Das war ja schon fast peinlich.
"Was ist los?", wollte Jule besorgt wissen, schien meinen Stimmungsumschwung sofort bemerkt zu haben.
"Ich...ich musste gerade daran denken, dass.... wir uns jetzt ja auch in der Schule verstecken müssen.....wir können nur hier....normal sein", nuschelte ich undeutlich, Julian konnte mich wahrscheinlich kaum verstehen.
"Na und? Dann machen wir uns halt hier eine schöne Zeit."
Auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, musste ich leise auflachen.
"In deinem Zimmer?"
Jule zuckte nur mit den Schultern.
"Warum nicht.", meinte er locker," Wir müssen doch so viel lernen und du musst mir bei meiner Vorbereitung aufs Abi helfen."
"Idiot", lachte ich bei seiner Ausrede und stupste ihm etwas in die Seite, ehe ich wieder ernster wurde.
"Du hast recht", stimmte ich ihm zu und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.
"Das habe ich doch immer", schmunzelte der Ältere verschmitzt und zog mich wieder an sich heran.
"Bis morgen", flüsterte er an meine Lippen, bevor ich diese miteinander vereint.
"Bis morgen", erwiderte ich leise," Ich liebe dich."
"Ich dich auch, Harvy."
Nach einem letzten kurzen Kuss verabschiedete ich mich endgültig von Jule. Sonst hätte ich wirklich einfach bei ihm geschlafen.
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Secret Love
FanfictionWeil sein Vater einen neuen Job angenommen hat und die Familie Havertz umziehen muss, kommt Kai auf eine neue Schule. Dort lernt er Julian kennen, welcher eine Stufe über ihm ist, und verguckt sich nach einer Zeit in seinen Kumpel. Julian geht es n...