Kapitel 12:
Leere
___________________________________Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was alles passiert ist, nachdem ich die Waffe abgefeuert habe. Aber irgendwie, sind Ryle und ich wieder heil im Ferienhaus angekommen.
Ich konnte nicht wirklich sagen, wie ich mich fühlte. Um ehrlich zu sein, ich fühlte eigentlich gar nichts.
Da war diese Leere..Diese Leere, die mich komplett einnahm.
Sie war überall.„Adara.." setzte Ryle langsam an, und kam einen Schritt auf mich zu. Ich sah ihn nicht an. Ich hielt meinen Blick gesenkt, und starrte auf meine mit Blut und Dreck beschmierten Converse Schuhe.
„Adara." wiederholte er mit fester Stimme.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, und hob meinen Kopf ein Stück.
„Ich bin sicher, sie ist noch am Leben." wisperte er leise. So leise, dass ich ihn fast nicht hörte. Nun konnte ich die Tränen nicht länger zurück halten.
Carrie.
Alles woran ich denken konnte, war sie. Ihr blondes weiches Engels Haar, ihre hellen blauen Augen, die jedesmal strahlten wenn wir zusammen shoppen gegangen waren, ihr Lachen, wenn einer ihrer Klassenkameraden in der Pause auf dem Schulhof einen Witz erzählt hatte..
All das spielte sich immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Meine Gedanken waren voll von ihr. Es trieb mich in den Wahnsinn.
Mein Körper begann zu zittern, und in meinem Herzen wurde es kalt. Eiskalt. Mein Herzschlag beschleunigte sich, während ich immer stärker gegen die bitteren Tränen in meinen Augen ankämpfte.
Ich hatte das Gefühl, dass meine Beine jeden Moment unter meinem Gewicht, welches sich plötzlich so schwer anfühlte, nachgeben würden.
Jeder Atemzug den ich tat, tat fürchterlich weh, und ich presste mir meine Hände auf meine Brust.
Ich taumelte zur Wand, und lehnte mich dagegen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.„Adara.." flüsterte Ryle leise, und kam auf mich zu.
Ich hielt ihm meine Hand entgegen. „Nicht.." hauchte ich. Zögernd blieb er stehen und sah mich aus seinen braunen Augen besorgt an.Ich konzentrierte mich auf meine Atmung, und versuchte ruhig zu bleiben. Ich versuchte ruhig zu bleiben, während meine gesamte Welt zusammen brach. Meine Welt war schon oft zusammen gebrochen. Aber nie hatte es so weh getan, wie in diesem Moment. Trockenes Blut klebte an meiner Haut, und ich schmeckte meine salzigen Tränen auf meinen Lippen. Wie es schien, hab ich wohl doch den Kampf gegen sie verloren.
Und dann, nach ein paar Minuten, die sich für mich wie eine grauenvolle Ewigkeit anfühlten, brach Ryle das Schweigen zwischen uns.
„Gibst du sie etwa schon auf?"
Die Frage hallte immer und immer wieder in meinem Kopf umher, als er sie laut aussprach.
Langsam richtete ich meinen Blick auf ihn, und sah ihn aus meinen Tränenverschleierten Augen an.
„Nein."
Tja, da hat wohl eindeutig der Teil aus mir gesprochen, der der Tatsache nicht ins Auge sehen wollte. Der beschissenen Wahrheit.. Und doch trotz allem, gab es da tatsächlich noch eine winzige Chance von vielleicht 10%, dass Carrie überlebt haben könnte. Sie könnte geflohen sein. Sie könnte sich mit anderen zusammen irgendwo verstecken..
Hoffnung keimte in mir auf. Hoffnung, die ich wohl besser nicht haben sollte. Denn am Ende würde ich nur enttäuscht werden.
„Es ist okay zu hoffen Adara." Ryle sprach meine Gedanken aus, und kam noch einen Schritt auf mich zu. Er blieb wenige Zentimeter von mir entfernt stehen, und sah mich einen Moment zögernd an. Doch dieser Moment hielt nicht lange an, denn er legte mir sanft seine Hände auf die Schultern, und sah mir ernst und entschlossen in die Augen.
„Hoffnung ist es, die uns am Leben erhält." flüsterte er mit ruhiger Stimme.
Bis sie dich eines Tages umbringt.
Ich seufzte, und konzentrierte mich auf seine Hände, die ich auf meiner Haut spürte. Sie waren warm. Sie waren das einzig warme, was ich in diesem Moment fühlte. Vorsichtig kreiste er mit seinen Daumen über meine Schultern, und versuchte mich damit zu trösten. Und irgendwie, schaffte er das auch. Es tat gut, wenn er mich berührte. Ich wollte am liebsten nachgeben, und meinem Kopf an seiner Brust vergraben. Doch ich blieb stark.
Langsam nickte ich, und nach ein paar Sekunden gab er mich frei. Er sah an mir herab, und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper.
„Ich werde mal das Radio einschalten, und schauen, ob ich in Erfahrung bringen kann, was genau in Greenstage vorgefallen ist.." „Danke." wisperte ich.
Er schenkte mir ein Lächeln.
„Du solltest dich duschen gehen."Da hatte er recht. Doch selbst wenn ich mir das Blut und den Dreck von der Haut waschen würde, würde es mir nicht besser gehen.Mir würde es erst besser gehen, wenn ich Carrie unversehrt gefunden hatte.
***
„Die Vorräte werden langsam knapp.. wir sollten uns bald mal nach Lebensmitteln umschauen gehen." sagte Ryle etwas später zu mir, als ich frisch geduscht am Tisch in der Küche saß.
Vermutlich hatte er recht. Aber mich interessierten die bescheuerten Lebensmittel im Moment überhaupt nicht. Mich interessierte nur Carrie.
„Gibt es hier in der Nähe irgendwelche Läden?" wand er sich neugierig an mich.
Ich nickte, und starrte auf den Revolver, der auf dem Küchentresen lag. Da wir keine Patronen für ihn hatten, war er nutzlos für uns.
„Ja ein paar Meilen die Straße runter.." antwortete ich ihm. „Okay.. dann sollten wir uns auf den Weg dahin machen.." Ich nickte wie ferngesteuert.
Ich hatte beschlossen, mich an das letzte Fünkchen von Hoffnung zu klammern, das ich noch in mir trug. Das war besser als aufgeben. Außerdem musste es weiter gehen. Wenn Carrie wirklich noch irgendwo da draußen in ihrer menschlichen Form war, musste ich sie suchen.
Ich überlegte fieberhaft. „Aber erst müssen wir tanken gehen." stammelte ich grübelnd.
Ryle grinste, und nickte. „Aye Aye captain"
Ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu grinsen.„Ahh da haben wir's doch.." sagte er plötzlich. „Genau das hab ich vermisst." fuhr er fort, und spielte damit auf mein Grinsen an.
Ich schmunzelte vor mich hin, und erhob mich schließlich. „Na schön.. lass uns tanken und essen suchen gehen."
(Zu diesem Zeitpunkt habe ich tatsächlich noch gedacht, dass das leicht werden würde..)
Jap, ich war dumm und naiv.
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RESIST.
Science FictionDie 18 jährige Adara wünscht sich nichts mehr, als die Welt untergehen zu sehen. Doch man sollte aufpassen, was man sich wünscht, denn es könnte wahr werden.. Zwischen einem neuartigen Virus, der den Großteil der Menschheit in Zombieartige Kreature...