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Kapitel 30:
Ryle
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Ich hatte sie so lange nicht mehr gesehen.

Mir war klar gewesen, dass sie noch am Leben war. Ich war niemals davon ausgegangen, dass sie tot sei. Niemals. Nicht eine Sekunde lang hatte ich so gedacht. Sie jetzt wieder zu sehen.. das löste so viel in mir aus. Freude, Trauer - Sorge. Im Moment war es am meisten Sorge. Ihre linke Hand hatte sie auf ihren blutenden Bauch gepresst, während sie mit der rechten die Waffe auf mich richtete. Die Waffe, mit der sie sich eben das Leben nehmen wollte, wenn ich sie nicht dabei unterbrochen hätte.

Dabei schwankte sie gefährlich hin und her, und ich befürchtete dass sie jeden Moment ohnmächtig werden würde.

Wenige Meter vor ihr, kam ich zum stehen.
„Adara.." setzte ich vorsichtig an, und wollte noch einen Schritt auf sie zu gehen. „Keinen Schritt weiter!" rief sie mir entgegen, während sie Schwierigkeiten hatten, ihre Augen offen zu halten.

Ich hoffe, sie wurde nicht gebissen.

Ich verharrte in meiner Position, und als sie die Waffe fester umklammerte, hob ich langsam die Hände in die Luft. Vermutlich erkannte sie mich in ihrem Zustand nicht mal.

„Adara.. ganz ruhig.." setzte ich mit leiser Stimme an. „Ich bin's.. Ryle." Plötzlich lachte sie, und schüttelte ihren Kopf hin und her. „Nein.." murmelte sie. „Nein.. bist du nicht.. du.." Sie kam einen Schritt auf mich zu. „Du bist nicht echt.." stotterte sie.

„Doch.. doch ich bin echt." versicherte ich ihr.

„Verschwinde.." rief sie, und taumelte zurück. Natürlich tat ich das nicht. Ich hatte sie gerade erst gefunden, und sie brauchte eindeutig medizinische Hilfe. Sonst würde sie sterben. Sie würde verbluten.

Ich fasste neuen Mut, und ging langsam auf sie zu. Sie wehrte sich nicht. „Wurdest du gebissen?" fragte ich sie vorsichtig. Sie lachte erneut und warf ihren Kopf hin und her. Vermutlich sollte das ein Nein bedeuten.

„Carrie.." begann sie plötzlich zu stammeln.

Als ich sie genauer betrachtete, erkannte ich, dass sie geweint haben musste. Außerdem klebte überall an ihr Blut. Es war schwer zu sagen, ob es ihr eigenes war, oder das eines anderen.

Bald trennten uns nur noch 2 Schritte.

„Adara.." setzte ich mitleidig an.

Sie so zu sehen, machte mich unglaublich traurig.
Es riss mich in Stücke. Sie wich zurück, bis sie mit ihrem Rücken an einen Baumstamm prallte. „Geh.. geh weg.." nuschelte sie, und drückte mir die Waffe mit ihren zitternden Händen an die Brust.

„Adara du kannst kaum noch stehen.. wir müssen dich verarzten lassen." erklärte ich ihr. Sie schüttelte mit dem Kopf. „Nein.." wisperte sie, und schloss erneut für einen Moment ihre Augen.

Vorsichtig legte ich meine Hand um ihre Waffe, und nahm sie ihr ab. Schwach wie sie war, lies sie es geschehen. „Adara, ich bringe dich an einen sicheren Ort." versprach ich ihr.

Nun sah sie mir zum ersten Mal in die Augen.
Als sich unsere Blicke kreuzten, hielt ich geschockt die Luft an. In ihren Augen spiegelte sich so viel Schmerz und Leid wieder, dass sich mein Herz in meiner Brust zusammen zog.

Ich fragte mich, was sie wohl in dem Jahr in dem wir uns nicht gesehen hatten, alles durchgemacht hatte.

Sie schüttelte den Kopf, und Tränen flossen aus ihren Augen. „Bitte.." flehte sie wimmernd. „Bitte, töte mich.." Ich erschauderte am ganzen Körper bei ihrer Bitte. Sie meinte das völlig ernst.

Danach schloss sie ihre Augen, und sackte auf der Stelle zusammen. Ich reagierte blitzschnell und drückte ihren reglosen Körper schützend an mich.

Vorsichtig zog ich ihr Shirt nach oben, und als ich die schlimme Schürfwunde entdeckte, sog ich scharf die Luft ein. Ich zog ein Tuch aus meinem Rucksack, und drückte es fest auf sie, bevor ich sie hochhievte, um sie zum Truck und zu den anderen zu tragen.

„Ich brauche hier Hilfe!" rief ich den anderen so laut ich nur konnte zu.

RESIST. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt