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Kapitel 26:
Allein
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„Los los los, sie kommen!"

Diana's Worte trieben mich immer schneller voran. Ich kam mir vor wie bei einem der dämlichen Jäger-Spiele die man als kleines Kind mit seinen Freunden spielte. Nur dass ich diesmal nicht die Jägerin war, sondern die Gejagte.

Ich musste aufpassen dass ich mit meinen Schuhen nicht zwischen den Wurzeln hängen blieb, die sich aus dem feuchten Waldboden erhoben, und mir immer wieder Fallen stellen wollten.

Ich rannte und rannte und rannte - und trotzdem waren sie uns noch dicht auf den Fersen.

„Scheiße, Scheiße, Scheiße!" fluchte Diana.

Jep, absolute Oberkacke.

„Lauf schneller!" rief Diana mir zu. „Ich versuch's ja!" gab ich verzweifelt von mir. „Ob die anderen es schaffen?" fragte sie mich verunsichert, während sie schwer keuchend über eine Wurzel sprang.

„Hoffen wir's."

Plötzlich griff aus einem der Büsche neben uns, eine Hand nach Diana. Sie packte sie am Zopf, und zog sie blitzschnell nach hinten.

Diana entfuhr ein panischer Schrei, und sie lies ihre Waffe auf den Boden fallen. Entsetzt hielt ich an, und starrte auf den Zombie, der nun aus dem Busch hervor kam. Es handelte sich hierbei um ein ganz entsetzliches weibliches Exemplar, bei dem sich die Haut vom Schädel löste.

„Adara! Hilf mir!" brüllte sie panisch, und riss mich damit aus meiner kurzen Schockstarre. Hastig bückte ich mich, und griff nach ihrer Waffe, die im nassen Gras lag. Ich schnappte sie mir, und schoss dem Zombie kurzer Hand in den Kopf, der Dianas daraufhin frei gab, und regungslos zu Boden fiel.

Diana atmete erleichtert auf, und stützte sich atemlos auf ihren Beinen ab. „Gott sei dank.." keuchte sie. Ich nickte, und keuchte ebenfalls schwer. „Ja.. lass uns besser schnell weiter." erwiderte ich, und setzte zum Gehen an.

Bis plötzlich ein lauter Knall ertönte, und Diana erneut laut aufschrie. Panisch drehte ich mich zu ihr rum, und erblickte dann das grauenhafte Szenario.

3 Zombies kamen plötzlich aus dem Gebüsch hervor, und hatten von einer Sekunde zur nächsten, ihre Zähne in ihren Arm gedrückt.

Diana schrie auf vor Schmerzen, während ihr Tränen in die Augen traten, und Blut über ihre Haut lief.

Völlig geschockt starrte ich sie an, und hob erneut die Waffe. Ich drückte auf den Auslöser, doch es ertönte nur ein leises klicken. Verwirrt starrte ich auf die Waffe in meiner Hand, und versuchte es erneut. Bis es mir schließlich schmerzlich bewusst wurde..

Das Magazin war leer.
Das vorhin war der letzte Schuss gewesen.

„Scheiße!" fluchte ich verzweifelt.

„Adara!" weinte Diana fürchterlich, während die Zombies sie schließlich zu Boden drückten, und sie lebendig verspeisten.

Sie rissen ihr das Fleisch von den Knochen, wobei mir ihr warmes Blut entgegen spritzte, und sich ihr Körper vor Schmerzen krümmte. Ich stand wie versteinert da, und rührte mich nicht vom Fleck.

Diana hob ihren zitternden Kopf an, und sah mir in die Augen. „Geh." wies sie mir an.

Ich rührte mich nach wie vor nicht vom Fleck.

„Jetzt lauf endlich!" brüllte sie mir wimmernd entgegen, und ich zuckte zusammen.

Als die Zombies ihr schließlich die Arme vom
Körper rissen, und ich ihre weißen Knochen knacksen hörte, drehte ich mich geschockt um, und rannte so schnell ich konnte davon.

Dianas schmerzverzogene Schreie hallten durch den ganzen Wald, und trieben mich voran. Tränen flossen aus meinen Augen, während ich verzweifelt versuchte die verstörenden Bilder aus meinen Augen zu bekommen - vergebens. Die Übelkeit staute sich in mir an, und ich konnte durch meinen Tränenverschleierten Blick kaum etwas erkennen.

Alles was ich tat, war weiter und weiter zu rennen.

Nach weiteren 10 Minuten jedoch, fiel mir auf, dass die Zombies mir nicht länger folgten, was wahrscheinlich an Diana lag. Beim Gedanken an ihren Körper und wie er wohl jetzt aussehen musste, entleerte sich dann mein Magen, und ich kotze direkt auf den Weg vor mir. Ich röchelte und hustete, während ich weiter bitterlich schluchzte und zu Boden ging.

Als ich dann jedoch erneut ein lautes Stöhnen hinter mir wahrnahm, rappelte ich meinen zitternden Körper wieder auf, und schleppte ihn weiter voran.

Das hier war wahrlich eine Jagd..
und auf dem Spiel stand mein Leben.

***

Nach grauenvollen weiteren 20 Minuten, war ich dann endlich aus dem Wald heraus. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, und es wurde stockdunkel um mich herum.

Ich konnte Ryle und die anderen bisher nirgends ausmachen. Völlig erschöpft lies ich mich auf der Straße nieder, und versuchte meinen Atem zu beruhigen. Jetzt konnte ich nichts tun, außer zu warten. Also tat ich genau das.

Ich winkelte meine Beine an, und wartete.

Es verging eine halbe Stunde.
Und dann eine Stunde.
Und danach eine weitere halbe Stunde.

Nichts passierte.
Niemand kam aus dem Wald.
Weder ein Zombie, noch ein Mensch.

Mittlerweile lächelten mir die hellen Sterne am klaren Nachthimmel entgegen, und umso heller sie leuchteten, umso mehr erlosch die Hoffnung in mir.

Sie würden nicht mehr kommen.

Mit zitternden Beinen stand ich auf, und ging langsam auf den Waldrand zu.

„Ryle?!" rief ich so laut ich konnte.

Keine Antwort.

„Derrick?! Fallon? Pete? Cove?!"

Keine Antwort.

Tränen traten in meine Augen, die sich mittlerweile ziemlich ausgetrocknet anfühlten.

„Leute?"
Das war nun mehr ein verzweifeltes wispern, als wie ein lautes Rufen. Meine Stimme versagte.

Ich stand noch ein paar Sekunden lang reglos auf der Stelle, bis ich das schluchzen nicht mehr zurück halten konnte, und schließlich zusammen brach.

Meine Knie schlugen auf, als sie auf das harte Beton der Straße trafen, und mein ganzer Körper bebte.
Ich schmeckte meine salzigen Tränen auf meiner Zunge, und presste meine mit Dreck und Blut beschmierten, zitternden Hände auf mein Gesicht.

Danach lies ich einen lauten, verzweifelten Schrei los, der durch die Bäume hallte, und ein paar Vögel verscheuchte.

Ich war allein.

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