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Kapitel 32:
Sag ja
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Nervös stand ich vor der Tür des Zimmers, in dem Adara sich befand. Ich hatte keine Ahnung wie James Gespräch mit ihr verlaufen war, denn er hatte mir nichts gesagt. Typisch.

Ich richtete mein Shirt und atmete noch ein paar mal tief durch, bis ich schließlich die Tür öffnete und hinein trat. Überrascht stellte ich fest, dass Adara sich nicht in ihrem Bett befand.

Sie stand am Fenster, und starrte emotionslos nach draußen, wo die Sonne schien und die Menschen am arbeiten waren. Ihre Lippen waren blass, und sie bemerkte mich gar nicht.

Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir, und stellte mich neben sie. „Ganz schön viele Leute was?" warf ich in den Raum. Darauf erwiderte sie nichts.

Sie wirkte seltsam abwesend, und lies die Menschen keine Sekunde aus den Augen. Dabei zitterte ihre Hand merkwürdig. Verunsichert sah ich sie an, und legte schließlich meine Hand langsam um ihre.

Sie war kalt und rau. Im ersten Moment schien sie sich zu entspannen, doch im nächsten entzog sie sich mir hastig. Überrascht sah ich sie an, als sie mir nun in die Augen starrte.

Sie hatte sich verändert. Ich weiß nicht was geschehen war, aber sie hatte sich eindeutig verändert. Wie, wusste ich ebenfalls nicht.

Noch nicht.

„Wie fühlst du dich?" hakte ich leise nach. Sie seufzte und löste sich aus ihrer Starre. „Ich weiß nicht. Irgendwie fühle ich nichts.."

Das war zwar nicht die Antwort mit der ich gerechnet hatte, aber was hatte ich auch erwartet? Immerhin wollte sie sich ziemlich offensichtlich das Leben nehmen. Und ich hatte sie daran gehindert.

Ob sie nun wütend auf mich war?

Andererseits war sie völlig verwirrt gewesen..

„Soll ich dich mal ein bisschen rumführen?" Stumm sah sie mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Bis sie schließlich seufzte. „Wenn's sein muss. Aber bitte mach es kurz."

Überrascht und verwirrt zugleich sah ich sie an. „Wieso?" „Weil ich eh nicht vorhabe, zu bleiben." antwortete sie.

Diese Antwort traf mich tief. Ich wollte nicht, dass sie ging. Ich hatte sie doch grad erst wieder ..

„Wieso?" meine Stimme war nur ein hauchen. Sie sah mich erneut mit einem undurchschaubaren Blick an. „Darum eben." Ich seufzte, und schwieg eine Weile. Bis ich mich räusperte. „Okay. Ich wette ich kann dich umstimmen mit dem Rundgang." Dann hielt ich ihr meine Hand hin. „Na komm." lächelte ich. Sie blickte meine Hand stumm an, und ging einfach an ihr vorbei.

Als sie los lief bemerkte ich, wie wackelig sie auf den Beinen war. Sorge überrannte mich. „Wenn du dich lieber noch ausruhen willst, können wir das auch morgen mache- „Nein. Es geht mir gut." fiel sie mir ins Wort. Ich seufzte widerwillig. „Na schön.. dann folge mir." wies ich ihr an, und öffnete die Tür.

Als wir durch die langen Flure gingen, sah sie sich beeindruckt um. „Willkommen in Survivals Heaven." grinste ich, während sie aus dem Flur Fenster einen Blick nach draußen auf die riesige Grünfläche warf, die mit angebauten Gemüse und Obst bewachsen war. Sie erwiderte nichts.

„Das Gebäude in dem wir uns hier befinden, ist das Hauptgebäude. Wir sind in der sechsten Etage, die einzig und alleine als Krankenstation gilt. Die unteren 4 Etagen enthalten die Schlafräume." erklärte ich ihr, während wir weiter voran gingen.

Sie schwieg nach wie vor.

„Und ganz unten befinden sich die Waffen und Nahrungsmittellager, sowie die Küche und die Speisesäle." „Verstehe." erwiderte sie.

Langsam gingen wir die Treppen nach unten, bis wir uns im Erdgeschoss befanden, dessen Flur auf der einen Seite offen war, und mich an eine riesige Terrasse erinnerte. Schweigend gingen wir von Raum zu Raum, die um diese Uhrzeit alle leer waren, da die Menschen am arbeiten waren.

Meine Gedanken kreisten dabei immer wieder zu dem Tag, an dem wir getrennt wurden. Neugierig begutachtete ich Adara von der Seite.

„Sag mal.." setzte ich langsam an, und blieb an dem Holzgeländer stehen. Adara sah mich erwartungsvoll an, und stellte sich neben mich. „Was ist eigentlich aus.." „Diana geworden?" beendete sie meinen Satz. Ich nickte. „Sie ist Tod. Wurde bei lebendigen Leibe gefressen." schoss es trocken aus ihr.

Geschockt erstarrte ich einen Moment.
„Wann.. wann war das?" „Nur wenige Minuten nachdem wir uns getrennt haben."

Mir lief ein Schauer über den Rücken.

Ich war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass die beiden zusammen irgendwohin geflüchtet waren.. ich wäre niemals davon ausgegangen, dass Adara die ganze Zeit über alleine gewesen war.

Ich hatte mich immer mit dem Gedanken getröstet, dass sie ja nicht alleine war - sie hatte ja noch Diana. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht.

„Das tut mir leid." entfuhr es mir mitfühlend. Daraufhin grinste sie nur schief. „Mir tut es schon lange nicht mehr leid."

Verwirrt sah ich sie an, und dachte einen Moment darüber nach, was ihre Worte wohl bedeuten könnten.. Bis ich schließlich die nächste Frage stellte. „Warst du etwa die ganze Zeit alleine?"

Wind kam auf und pustete ihr ihre dunklen Haare aus dem Gesicht, die in einem Jahr ziemlich gewachsen waren.

„Die meiste Zeit." gab sie mir zur Antwort. „Warst du nicht einsam?" „Man gewöhnt sich dran." erwiderte sie mit einem seltsam traurigen Lächeln auf den Lippen. „Du musst nicht mehr alleine sein, Adara.." sagte ich ernst, und drehte mich zu ihr rum.

„Ach nicht?" „Nein." sagte ich bestimmt. „Du kannst einfach hier bleiben.. hier ist es sicher, und du bist niemals mehr alleine." „Das ist nicht so einfach, wie du vielleicht denkst." murmelte sie, und sah dabei dem Sonnenuntergang zu, der den Himmel in wunderschöne Farben tauchte.

„Doch." widersprach ich ihr. „Doch das ist es." Ich ging einen Schritt auf sie zu. „Sag einfach ja.."

Überrascht sah sie zu mir hoch.

„Sag einfach ja, und bleib bei mir.. wir haben uns gerade erst wiedergefunden, ich will dich nicht schon wieder gehen lassen." sagte ich ehrlich.

Sie gab mir zwar keine Antwort, aber dafür lächelte sie. Und das reichte mir völlig aus.

Plötzlich kamen uns auf dem Gang Allen und Marcus entgegen. Ich grüßte die beiden, doch als Marcus Adara entdeckte, blieb sein Blick an ihr hängen, und er kam neugierig zum stehen.

„Hey.. dich kleine Schlampe kenne ich doch.." säuselte er plötzlich.

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