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Kapitel 36:
deine Entscheidung
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Plötzlich war ihr all die Farbe aus dem Gesicht gewichen. Ihre Augen wurden groß, und ihre Kinnlade klappte nach unten. Sie sah völlig fassungslos aus.

„Was?"

Ihre Stimme war nichts außer ein Wispern.

Ich trat noch einen Schritt auf sie zu. „Als ich dich gefunden habe.. da warst du allein. Da war weit und breit niemand um dich herum.. weder Zombie, noch Mensch." Stumm starrte sie mir in die Augen, und schloss ihren Mund wieder.

Sie schien fieberhaft nachzudenken, während für mich schon längst alles Sinn ergeben hatte.

In meinem Kopf hatte sich bereits jedes Puzzleteil zusammengesetzt. Wieso sie getan hat, was sie getan hat.. wieso sie sich verhielt, wie sie sich verhielt.

Adara musste halluziniert haben. Sie war stark verletzt gewesen und hatte eine Menge Blut verloren.
Also hatte sie halluziniert, und gedacht, dass sie ihre Schwester als Zombie gesehen hat. Deswegen hat sie sich das Leben nehmen wollen.. denn sie hatte den Schmerz des Verlustes nicht ertragen.

„Adara.."

Vorsichtig beugte ich mich etwas zu ihr herunter, sodass wir auf einer Augenhöhe waren. Sie schien die gleichen Gedankengänge zu haben, wie ich, denn sie starrte bedrückt nach unten. „Du warst alleine, hast du gehört? Carrie war nicht da." wiederholte ich mit etwas mehr Nachdruck. Sie schluckte schwer, und mied meinen Blickkontakt.

Für ein paar Sekunden schwieg sie, bis sie dann schließlich in leises Gelächter ausbrach. Nate warf ihr einen überraschten Blick zu, und ich tat es ihm gleich. Adara.. sie.. sie lachte. Mit ihrer rechten Hand fuhr sie sich durch ihre dunklen Haare, während ihre linke nervös an ihrem Shirt herumspielte. „Das heißt ja.." brachte sie zwischen ihrem Gelächter hervor. „Das heißt ja.. dass sie.." „Noch am Leben sein könnte." beendete ich den Satz. Ihr Gelächter endete abrupt, und sie schüttelte ihren Kopf hin und her, während sie mit ihren Augen den Fußboden fixierte. „Nein.." flüsterte sie. Sie fuhr sich erneut durch die Haare. „Nein.. das ist.." stammelte sie. Sorge überkam mich.

Sie verstummte, doch schüttelte nach wie vor ihren Kopf hin und her. „Adara.." sagte ich leise und legte meine andere Hand an ihrem Arm.

Sie riss sich von mir los, und ging einen Schritt nach hinten. „Ich kann das nicht mehr.. ich.." redete sie drauf los, während sie immer weiter nach hinten ging. „Ich.. ich.." flüsterte sie, bevor sie schließlich aus dem Speisesaal heraus stürmte.

Alles in mir schrie danach, ihr hinterher zu rennen, doch aus irgendeinem Grund bewegten sich meine Beine nicht. Vermutlich war es besser, wenn ich sie erstmal in Ruhe lies. Besorgt starrte ich ihr hinterher, und atmete tief durch. Nate stellte sich dicht neben mich, und blickte ihr ebenfalls nach.

„Die Hoffung.." setzte er plötzlich räuspernd an. „Kann dein bester Freund, oder dein schlimmster Feind sein. Ich wette für Adara ist sie sogar noch mehr als der schlimmste Feind." sagte er, während sie die Tür hinter sich mit einem Ruck zu stieß.

•••

Es vergingen 3 weitere Tage, an denen ich Adara nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, und war nicht heraus gekommen. Ich hatte mehrfach bei ihr geklopft, doch sie hatte mich knallhart ignoriert.

Heute jedoch, würde sie heraus kommen müssen.

Denn heute war der Tag, an dem sie sich entscheiden musste, ob sie hier blieb, oder ob sie ging. Ich hoffte von ganzem Herzen, dass sie blieb. Denn hier wusste ich sie in Sicherheit. Wenn sie hier war, konnte ich mir zu 100% sicher sein, dass ihr nichts geschieht. Hier hatte sie ein Dach über dem Kopf, konnte jederzeit eine warme Dusche nehmen, essen wann sie Lust und Laune hatte, und es gab eine medizinische Versorgung.

Eigentlich müsste ihr ihr natürlicher Überlebensinstinkt raten, zu bleiben. Der menschliche Körper ist darauf ausgelegt, dass zu tun, dass ihn am Leben hält. Doch Adara war nicht wie alle anderen. Sie war anders. Sie war sturr, dickköpfig und selbstbestimmt. Ich wusste genau, dass sie ihre eigenen Vorstellungen in ihrem Kopf hatte, und das sie diesen folgen würde. Bei Gott, ich hoffte so sehr, dass sie bei mir bleiben würde.

Doch vermutlich standen meine Chancen nicht gut. Immerhin hatte sie mir gegenüber bereits geäußert, dass sie nicht vorhatte hier zu bleiben.

Ich war so verdammt angespannt, dass ich nicht einen einzigen Bissen von meinem Frühstück herunter bekam. James neben mir, beobachtete mich neugierig. „Was ist denn mit dir los? Keinen Hunger?" scherzte er. Ich seufzte.

„Nicht so wirklich."

Er grinste mich schief an, und nahm einen Schluck von seinem Wasser. Bis hinter uns plötzlich ein zaghaftes räuspern ertönte. Überrascht drehten wir uns um, und als in Adara's ausdrucksloses Gesicht blickte, machte mein Herz einen Satz.

James sah sie erwartungsvoll an. „Ja?"

„Darf ich mich.. zu euch setzten?" fragte sie zögernd und sah dabei zur Seite. James schob sein Tablett zur Seite, um ihr Platz zu machen. „Nur zu." grinste er. Sie setzte sich auf den freien Stuhl gegenüber von ihm, und starrte ihn eindringlich an.

Mich beachtete sie nicht weiter.

„Ich nehme an, du suchst das Gespräch, weil unser Deal abgelaufen ist.. die 5 Tage sind rum, oder nicht?" murmelte James, während er nebenbei sein Brot in sich herein stopfte. Adara nickte. James grinste zufrieden. „Und? Wie hast du dich entschieden?" hakte er neugierig nach.

Mein Herz raste vor Nervosität.
Ich hatte eine Scheißangst vor ihrer Antwort.

Meine Handflächen wurden schwitzig, und ich sah sie hoffnungsvoll an. In meinem Kopf betete ich immer und immer wieder zu Gott.

Für einen Moment lang, sagte sie nichts. Bis sie sich schließlich erneut räusperte, und James ernst in die Augen starrte. „Ich werde bleiben."

Ich wollte am liebsten aufspringen, und ihr um die Arme fallen.

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