Kapitel 42:
du hast dich verändert
___________________________Sobald wir draußen waren, wand James sich wütend Adara zu. „Was ist da drinnen passiert?" Sie wischte sich das Blut aus dem Gesicht, und zuckte mit den Schultern. „Ich hab den Typen umgelegt. Das ist passiert." antwortete sie lässig.
Ich schluckte schwer, beim Gedanken daran, was in der letzten halben Stunde alles geschehen war.
„Ich hätte dich nicht aus den Augen lassen sollen.." seufzte er erschöpft. Adara reckte das Kinn in die Höhe, und verschränkte die Arme vor den Körper. „Ich brauche keinen verdammten Babysitter. Das müsste dir doch mittlerweile eigentlich bewusst sein.." James nickte. „Ja, ich weiß, aber trotzdem, du hättest drauf gehen können. Typen wie er- „Sind unberechenbar. Was glaubst du, wieso ich ihn getötet habe? Hätte ich es nicht getan, hätte er Ryle getötet." schnitt sie ihm das Wort ab.
Ernst musterte ich sie. Da hatte sie vermutlich recht. Ich war in keiner guten Position gewesen, um ihn zu töten. Und um ehrlich zu sein, war ich auch nicht besonders scharf drauf, Menschen zu töten.
Aber zum Glück hatte Adara mir diese Bürde abgenommen. Sie hatte ihm ohne eine Sekunde lang zu zögern, das Messer in den Hals gerammt. Sie hat mir in diesem Moment sogar etwas Angst gemacht.. Sie hat mir Angst gemacht, weil sie keine hatte.
Sie hat den Typen umgelegt, wie als würde sie einen Fernseher anschalten. Ohne Reue und Gewissen.
James erwiderte nichts mehr, sondern schien nachzudenken, was er ihr darauf antworten sollte. „Glaub mir James, aber ich war lang genug auf mich alleine gestellt, in dieser Gottverdammten Welt. Ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen. Dafür brauche ich keine.. keine Männer." Das letzte Wort betonte sie besonders abgeneigt.
Danach stürmte sie auf unseren Wagen zu, und schmiss ihren Rucksack auf die Rückbank. „Ich fahre." zischte sie mir zu, und schmiss sich auf den Fahrersitz. James und ich, starrten ihr mit großen Augen hinterher, während Wayne nur laut pfiff. „Wow.. die kleine hat Temperament." grinste er, und schlug James auf die Schulter.
„Ich fahre dann mal lieber bei euch mit."
•••
Kurz nach Sonnenuntergang, waren wir zurück. Und kurz vor Mitternacht, hatten wir dann alle Vorräte im Lager verstaut. Heute war ein guter Tag, doch trotz allem würden wir morgen nochmal aufbrechen. „Wir müssen diese Glückssträhne ausnutzten, denn sie wird nicht lange anhalten" hatte James gesagt.
Vermutlich hatte er recht. Es lief nie lange gut. Auch wenn wir viel Obst und Gemüse selbst anbauten, so wuchs unsere Gemeinschaft jedoch ständig.
Wir brauchten diese Vorräte umbedingt.
Langsam nahm ich meinen Blick von den lodernden Flammen des Lagerfeuers, und sah zu Adara, die schweigend neben mir saß, und eine Zigarette rauchte. Gott, ich hasste es, diese Teile zwischen ihren Fingern zu sehen. Doch noch viel mehr hasste ich diesen leeren Blick in ihren Augen.
Diesen leeren, ausdruckslosen Blick, ohne jegliche Emotion. Wenn ich sie ansah, war es fast, als würde ich durch sie hindurch sehen. Sie war ein verschlossenes Buch für mich. Früher war das anders gewesen. Früher hatte ich ihr jede Emotion von den Augen ablesen können.
„Du warst heute echt gut." murmelte ich leise. Sie drückte den kurzen Zigarettenstummel an ihrem Schuh aus, und blickte mich danach an. Eine Antwort gab sie mir jedoch nicht.
„Weißt du.." setzte ich an. „James hat seine Frau und seine Tochter beim Ausbruch des Viruses verloren." Neugierig sah sie mich an. „Nimm es ihm nicht übel, dass er so ist, wie er ist. Er ist ein guter Anführer. Er macht sich einfach nur Sorgen.. und er hat Angst."
„Wovor?" fragte sie leise. Ich seufzte. „Davor, dass es wieder passiert." antwortete ich ihr.Sie stieß einen leisen Seufzer aus, und nickte. „Davor haben doch alle Angst.." flüsterte sie. Mit diesem Satz erweckte sie Neugierde in mir. „Was meinst du?" hakte ich nach. Doch auch darauf gab sie mir keine Antwort. Sie winkelte die Knie an, und vergrub ihren Kopf darauf. Ihre dunklen Haare leuchteten im Licht des Feuers rötlich, und sie drehte eine ihrer Haarsträhnen mit ihrem Finger hin und her.
„Du hast dich verändert, Adara." schoss es ehrlich aus mir. „Natürlich habe ich das. Mein altes ich hätte diese Welt nie überlebt." wisperte sie.
Dieser Satz lies mich schwer schlucken, und ich richtete meinen Blick wieder auf das Feuer. „Ja.. wir haben uns alle verändert. Wir haben uns verändert, weil wir es mussten." Sie nickte zustimmend.
„Aber du.." fuhr ich fort, und beschloss, sie doch wieder anzusehen. „Du hast dich besonders verändert." Nun drehte sie ihren Kopf ebenfalls zu mir. „Wie meinst du das?" Ich fuhr mir durch mein dunkles Haar, und fixierte ihren Augen mit meinem Blick. „Du.. du scheinst furchtlos, und unberechenbar.." Plötzlich entdeckte ich ein kleines, trauriges lächeln auf ihren Lippen.
„Ich weiß weder, was du denkst, noch was du fühlst. Du bist wie ein verschlossenes Buch für mich, Adara Jones. Ein Buch, welches ich gerne lesen würde."
Sie sah mir für einen Moment lang schweigend in die Augen. Bis sie sich schließlich räusperte, und erhob. „Gute Nacht, Ryle Miller." warf sie mir zu, und ging danach in Richtung Hauptgebäude davon.
„Gute Nacht, Adara." wisperte ich leise.Doch was wir beide in dem Moment noch nicht wussten, ist, dass heute niemand von uns eine gute Nacht erleben sollte.
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RESIST.
Science FictionDie 18 jährige Adara wünscht sich nichts mehr, als die Welt untergehen zu sehen. Doch man sollte aufpassen, was man sich wünscht, denn es könnte wahr werden.. Zwischen einem neuartigen Virus, der den Großteil der Menschheit in Zombieartige Kreature...