Kapitel 7

31 4 0
                                    

Es kam mir vor wie Minuten, in denen ich reglos bei der Treppe stand und die Flammen ansah, die anfingen sich ihren Weg die Treppe nach oben zu bahnen, doch in Wahrheit ging es keine fünf Sekunden, bis ich mich umdrehte und die Treppe nach oben rannte um in meinem Zimmer mein Handy zu nehmen und die Feuerwehr anzurufen.

Am liebsten wäre ich jetzt völlig in Panik verfallen und hätte jedes Zimmer nach Brody abgesucht, aber ich wusste, dass ich nicht mehr aus diesem Zimmer raus konnte. Ich konnte nur hoffen, dass er in der letzten halbe Stunde, die ich in meinem Zimmer war, das Haus verlassen hatte um sich weiter zu betrinken.

Wenigstens musste ich mir um Myles und Joel keine Sorgen machen. Myles ging ja zu Sofie und Joel hatte ein Abendessen bei seinen Eltern und würde erst morgen Abend nach der Arbeit nach Hause kommen.

„9-1-1, wie kann ich helfen?“ kam es von einem Mann aus meinem Lautsprecher. „Das Haus brennt und ich weiss nicht wo mein Bruder ist.“ verzweifelt hielt ich mir die Hand an den Kopf. „Miss, ganz ruhig. Wo befinden Sie sich gerade?“ „Im zweiten Stock in meinem Schlafzimmer. Bitte, Sie müssen jemanden schicken.“ „Ist ihr Name Eleanor Shaw?“ „Ja.“ „Sind Sie alleine Zuhause?“ das hatte ich ihm doch gerade gesagt.

„Nein, vor einer halben Stunde war mein Bruder im Wohnzimmer, von wo das Feuer jetzt kommt. Myles und Joel sind nicht Zuhause.“ mein Blick schoss aus dem Fenster, als ich Sirenen hörte. „Miss, die Feuerwehr wird gleich bei Ihnen sein. Ich habe ihnen gesagt, dass Sie im Zimmer sind und ich möchte, dass sie sich vor das Fenster stellen, damit sie Sie sehen können.“ „Ich stehe schon vor dem Fenster.“ sagte ich, während ich es öffnete und mich etwas nach draussen lehnte, damit ich wieder etwas besser Luft bekam.

Hustend lehnte ich mich etwas nach vorne, wobei mir nicht entging, dass sich mein Zimmer mittlerweile auch mit Rauch füllte. „Miss, ich habe Ihre zwei Mitbewohner über den Brandt informiert. Ihren Bruder konnte ich aber nicht erreichen. Die Polizei wird sein Handy orten, damit wir wissen wo er sich aufhält.“ erschrocken drehte ich mich um, als ich einen lauten Knall hörte.

Es war so, als würde mein Hirn mit einem Mal aussetzen. Den Anruf mit dem Notruf beendete ich einfach und steckte mein Handy in meine hintere Hosentasche, ehe ich auf die Fensterbank kletterte. Ich sah sehr wohl die unzähligen Feuerwehrmänner, wie die mit ihren Schläuchen versuchten das Feuer zu löschen und auch die, die zu mir kamen. Ich hörte auch, wie sie mir zuriefen, dass ich zurück gehen sollte, aber ich tat es nicht. Mein Körper handelte völlig irrational und liess mich aus dem Fenster springen.

Ich hatte erwartet, dass ich mir die Beine brechen, oder den Kopf anschlagen würde, aber nichts davon traf ein. Zwar fiel ich nach meiner Landung zur Seite und schlug mit der Schulter auf den harten Asphalt an, aber es bereitete mir keinerlei Schmerzen. Ich lag keine zwei Sekunden auf dem Boden, da kamen schon mehrere Männer zu mir. „Miss Shaw?“ „Es geht mir gut.“ hustend richtete ich mich auf und wurde gleich auf die Füsse gezogen.

Sie liessen es nicht einmal zu, dass ich einen Blick auf mein Zuhause werfen konnte und brachten mich gleich zum Krankenwagen, der am Strassenrand stand. „Wo ist mein Bruder?“ widerwillig legte ich mich auf die Trage und liess es zu, dass man mir eine Maske auf Mund und Nase hielt. „Wo ist mein Bruder?“ wiederholte ich meine Frage, wobei man mich nun nicht mehr so deutlich hören konnte. „Ich werde gleich nachfragen.“ dankend sah ich den Mann an, der auch gleich den Krankenwagen verliess.

Mein Blick fiel auf meinen Arm, als der Sanitäter eine Manschette anbrachte und etwas an meinen Finger steckte, worauf wir gleich ein schnelles Piepen hörten. „Haben Sie sonst noch Schmerzen?“ wortlos schüttelte ich meinen Kopf und beobachtete ihn dabei, wie er irgendetwas auf sein Klemmbrett schrieb.

Auf einen Schlag realisierte ich, was hier überhaupt los war und fing unkontrolliert an zu zittern. Ich lag in diesem Krankenwagen, weil mein Zuhause in Flammen stand. Ich wusste nicht, wieso es angefangen hatte zu brennen und was alles beschädigt war. Ganz zu Schweigen davon, dass ich keine Ahnung hatte wo mein Bruder war.

Eleanor - ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt