Kapitel 22

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„Elly!“ erschrocken riss ich meine Augen auf und sah gleich in Sofies besorgtes Gesicht. „Geht es dir gut?“ stöhnend hielt ich mir die Hand an den Kopf, während ich mich langsam aufrichtete. „Mir geht es blendend.“ murmelte ich aufgebracht. Ich hatte nicht vergessen, wieso mein Körper gerade den Geist aufgegeben hatte.

„Wieso siehst du so aus, als würdest du gleich jemanden töten?“ „Weil ich das tun werde.“ die Kopfschmerzen ignorierend, stand ich mit Sofies Hilfe auf. „Ich sagte doch, dass du ein paar Tage-“ „Ich habe nicht von Darek gesprochen.“ unterbrach ich sie, auch wenn ich ihm am liebsten eine reinhauen würde, damit es ihm so ging wie mir. „Von wem dann?“ es war nicht zu übersehen, dass Sofie mehr als verwirrt war.

Ich hätte ihr sagen können, was ich vorhatte, aber ich tat es nicht und ging zu meinem Wagen. „Elly, warte!“ meine beste Freundin ignorierend, stieg ich ein und fuhr los. Im Rückspiegel sah ich, wie sie ihr Handy nahm und es sich gleich ans Ohr hielt. Es war mir ehrlich gesagt völlig egal mit wem sie redete. Nichts und niemand würde mich von meinem Plan abbringen.

Es war nicht sonderlich schwer herauszufinden wo Gina wohnte. Ich musste nur ein paar Anrufe tätigen und stand eine halbe Stunde später vor ihrem Wohnblock. Kaum hatte ich den Wagen geparkt, stieg ich auch schon aus und ging auf den Eingang zu. „Wir gehen jetzt erst einmal nach oben und wechseln deine Windel.“ ich sah mir gerade die Namensschilder bei den Klingeln an, als ich sie hörte und mich zur Seite drehte.

Gina kam auf den Wohnblock zu, aber sie war nicht alleine. Nein, sie schob einen Kinderwagen vor sich her. Als sie mich bemerkte, verdrehte sie genervt ihre Augen, lief aber doch auf mich zu. „Was willst du hier?“ fragte sie mich abfällig. Wie ferngesteuert sah ich in den Kinderwagen und gleich einem grünen Augenpaar entgegen, das mich freudig anstrahlte.

„Wie alt ist er?“ verliess die Frage meinen Mund, bevor ich überhaupt nachdenken konnte. „Sechs Monate.“ ich musste nicht gross nachrechnen um zu wissen, dass es Zeitlich haargenau passte. „Ihr habt mir also nur etwas vorgemacht. Du wusstest, dass ich daneben stehe, als dich Isaac angerufen hat.“ ich nahm meinen Blick von dem kleinen Knirps und sah Gina an, die gehässig auflachte. „Natürlich. Du checkst wirklich überhaupt nichts, oder?“ theatralisch seufzte sie auf und warf sich die langen Haare über die Schulter.

„Isaac und ich waren verlobt, aber wir hatten eine offene Beziehung. Wir hatten Spass mit den Menschen, auf die wir gerade Bock hatten. Du warst einfach zu dumm um zu kapieren, dass er nur mit dir gespielt hat. Du warst für ihn eine billige Affäre. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Wir kannten uns zwanzig Jahre.“ versuchte ich ihr zu erklären, dass ich Isaac kannte und ihn niemals so eingeschätzt hätte. Ich hätte es doch merken müssen, wenn er ständig mit einer anderen ins Bett ging, geschweige denn, wenn er wirklich noch mit Gina zusammen war.

„Ich kann nichts dafür, dass du dich so von ihm verarschen lässt. Er hat sich extra eine Wohnung zugelegt, damit er die Frauen in Ruhe vögeln kann. Denkst du wirklich, dass du die Einzige in seinem Leben warst?“ sie riss mir gerade das Herz heraus und es interessierte sie nicht einmal. „Ich gebe zu, dass wir wirklich Schluss gemacht haben, aber wir konnten nie wirklich die Finger voneinander lassen und nach zwei Jahren, als er eben bei dir ausgezogen ist, sind wir wieder zusammengekommen. Unser Sexleben war besser den je mit all den kleinen Affären die wir hatten.“ ich versuchte wirklich stark zu sein, vor allem, weil ich vor so einer Person nicht in Tränen ausbrechen wollte, aber ich schaffte es einfach nicht.

„Du solltest den Menschen nicht vertrauen, vor allem deinem kleinen Freund Darek nicht, denn immerhin wusste er davon.“ das war es für mich. Ohne auch nur noch ein Wort zu sagen, oder sie anzusehen, drehte ich mich um und rannte zu meinem Wagen. Ich wollte einfach nur noch weg von hier.

Eleanor - ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt