Kapitel 35

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„Und er sagt dir nichts?“ frustriert schüttelte ich meinen Kopf und nahm einen Schluck vom Cocktail. Anstatt bei Sofie zuhause im Bett zu liegen und alles zu vergessen, sass ich mit Alex in einer Bar. Alles hatte ich ihm erzählt, denn es war auch unmöglich ihm etwas zu verschweigen, immerhin hatte ich ein blaues Auge.

„Er sagt mir einfach nichts. Nein, stattdessen hat er Myles erzählt, wer dafür verantwortlich ist.“ wieder trank ich aus dem Glas. „Ich mochte ihn noch nie.“ verwundert über Alex' Worte, legte ich meinen Kopf etwas schief und sah ihn an. „Hast du vergessen, dass er dich geschlagen hat? Und es ist jetzt schon das zweite Mal, dass du wegen ihm verletzt wurdest.“ so ganz stimmte das nun auch wieder nicht. „Es war nicht seine Schuld.“ „Das sehe ich anders.“ kopfschüttelnd richtete sich Alex im Stuhl auf und umfasste mit seinen Händen das Bierglas.

„Einer wollte dich umbringen, weil Darek seinen Vater festgenommen hat und dieser dann im Knast gestorben ist. Und die jetzt, weiss Gott wie viele es sind, haben es auf dich abgesehen, weil Darek, keine Ahnung wer, nicht aus dem Knast lassen möchte. Es ist also klar, dass das alles seine Schuld ist.“ „Er kann doch nichts dafür, dass er auf solche Menschen stösst. Das ist sein Job, Alex. Woher möchte er wissen, wer ihn danach bedroht und wer nicht.“ versuchte ich Darek zu verteidigen. Alex konnte aber auch sagen was er wollte, ich würde meine Meinung nicht ändern. Darek hatte keine Schuld an nichts.

„Er sollte es dir aber trotzdem sagen. Es geht hier um dich, Elly. Du hast ein Recht zu erfahren, womit du es zu tun hast.“ seufzend nickte ich. „Ich kann ihn ja wohl schlecht verprügeln. Ich möchte es wissen, aber was soll ich machen? Er ist der Meinung, dass ich es nicht zu wissen brauche. Wieso auch immer.“ wieder nahm ich mein Glas in meine Hand, nur um gleich den Inhalt in einem Zug zu leeren. Besorgt über mein Verhalten, sah mich mein Stiefbruder an, als ich bei der Kellnerin einen neuen Drink und vier Shots bestellte.

„Hat er sich wenigstens schon gemeldet?“ „Er schreibt mir ständig und hat mich auch mehr als einmal angerufen, aber gerade möchte ich ihn nicht sehen. Nicht, solange er mir keinen Namen nennt.“ dankend sah ich die Kellnerin an und überreichte ihr einen Geldschein. Kaum war sie weg, schob ich zwei der Shotgläser zu Alex und nahm einen in die Hand. „Männer sind Idioten.“ „Hey!“ beleidigt sah mir Alex dabei zu, wie ich den Shot leerte und gleich den zweiten hinterher kippte. „Willst du nicht? Okay.“ schulterzuckend nahm ich auch noch den zweiten Shot von ihm, während er mich mit geöffnetem Mund ansah.

„Halte mir ja keinen Vortrag.“ warnte ich ihn gleich. „Ich weiss sehr wohl, dass Alkohol nichts bringt, aber gerade brauche ich das einfach.“ hauptsächlich um irgendwie meine Kopfschmerzen loszuwerden und mich von dieser ganzen Scheisse abzulenken. „Wie läuft es eigentlich mit deiner Freundin?“ versuchte ich vom Thema abzulenken. „Ich habe keine Freundin. Wie kommst du darauf?“ verstört und belustigt zugleich sah mich Alex an und trank endlich seinen Shot. Wahrscheinlich hatte er meinen Blick bemerkt und trank ihn, bevor ich es tun konnte.

„Mum hat gesagt, dass du dich mit einer triffst.“ „Heisst nicht, dass sie meine Freundin ist.“ das sah Mum wirklich ähnlich. Wenn es nach ihr gehen würde, dann waren alle ein Paar, die sich nur schon miteinander unterhielten. „Aber da läuft was.“ „Nein, sie ist einfach eine gute Freundin.“ „Auch keine in Aussicht?“ schmunzelnd schüttelte er seinen Kopf, aber ich konnte auch einen Funken Schmerz in seinen Augen sehen.

„Was ist los?“ „Nichts.“ seufzend verdrehte ich meine Augen. „Mir kannst du nichts vormachen. Bist du unglücklich verliebt, oder was?“ sein Blick sagte alles. „Muss ich sie schlagen?“ „Nein, musst du nicht.“ traurig lächelte er mich an und sagte etwas, aber dadurch, dass er sich sein Bierglas an die Lippen hielt, konnte ich es nicht verstehen. Offensichtlich wollte er nicht, dass ich es hörte, also fragte ich auch nicht nach.

Eleanor - ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt