Kapitel 39

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Angespannt sass ich in diesem grossen Raum an einem Tisch und wartete wie das letzte Mal darauf, dass mein Bruder reingeführt wurde. Am liebsten hätte ich Darek dabeigehabt, weil ich absolut keine Ahnung hatte was mich erwarten würde, aber angesichts dessen, dass er dagegen war, dass ich meinen Bruder sah, hatte ich ihm nichts von dem Besuch erzählt.

Ich wollte aber unter keinen Umständen alleine zum Gefängnis fahren, also hatte ich solange auf Myles eingeredet, bis er sich geschlagen gab und mich begleitete. Myles hatte mir aber gleich gesagt, dass er im Wagen auf mich warten würde, weil er genau wusste, dass er Brody umbringen würde, sobald er ihn sah. Ich verstand ihn völlig, denn auch mir fiel es nicht leicht Brody zu sehen, aber mir blieb keine andere Wahl. Wenn ich Antworten wollte, dann musste ich mit meinem Bruder reden.

„Wenn das nicht meine kleine Schwester ist.“ ich sah von meinen Händen hoch zu Brody, der breit grinsend zu mir kam. „Keine Umarmung?“ schmollend setzte er sich auf den Stuhl mir gegenüber, setzte aber gleich wieder sein Lächeln auf. Ich hatte absolut keine Ahnung was ich davon halten sollte. Das letzte Mal, als ich Brody besucht hatte, zeigte er mir mehr als deutlich, wie sehr er mich hasste und jetzt verhielt er sich so wie früher und lächelte auch noch. Irgendetwas stimmte hier doch nicht.

Misstrauisch richtete ich mich im Stuhl auf. „Es ist schön dich zu sehen.“ für einen Moment hatte ich wirklich das Gefühl, als würde mein Bruder vor mir sitzen, so wie ich ihn kannte. Dieses ehrliche Lächeln auf den Lippen und das Strahlen in seinen Augen. „Ich bin nur hier, damit du mir meine Fragen beantwortest.“ gab ich schroff von mir. Als ob ich mich von seiner Show verarschen liess.

„Du kannst mich fragen was du möchtest.“ „Was soll das?“ fragte ich und deutete dabei mit meiner Hand auf ihn. „Was meinst du?“ er musste sich gar nicht erst so dumm stellen. „Das weisst du ganz genau. Das letzte Mal hast du mir deutlich zu verstehen gegeben, dass du mich hasst und mich umbringen möchtest und jetzt sitzt du hier mit einem lächeln und freust dich mich zu sehen. Was spielst du für ein Spiel?“ während ich sprach, beobachtete ich Brody genau, aber er liess keine Gefühle ausser diesem bescheuerten Lächeln, das ich ehrlich gesagt vermisst hatte, durchsickern.

„Ja, das ist so eine Sache.“ verlegen kratzte er sich den Nacken. „Es tut mir leid, dass ich das alles gesagt habe. Ich habe es nicht so gemeint.“ ohne, dass ich es wollte, fing ich an zu lachen und das so laut und unkontrolliert, dass einige, die hier an den Tischen sassen, schon zu uns rüber sahen. „Du willst mich doch verarschen.“ kopfschüttelnd fuhr ich mit den Händen durch meine Haare. „Du hast das Haus betrunken in Brand gesteckt und hast auch noch zugegeben, dass du mich so umbringen wolltest. Und jetzt entschuldigst du dich dafür? Wen willst du eigentlich verarschen?“ tief durchatmend versuchte ich mich wieder zu beruhigen, bevor ich doch noch die Beherrschung verlor und Brody eine knallte.

„Ich habe dieses 'Geständnis' nur abgelegt um dich zu schützen und ich war an diesem Abend auch nicht betrunken.“ „Ich fasse es nicht.“ zischte ich wütend und stand auf. „Nein, warte.“ widerwillig blieb ich stehen, als er meine Hand festhielt. „Kein Körperkontakt!“ kam es auch schon von einem der Wachmänner, die hier herumstanden und alles im Blick behielten. Sofort liess Brody meine Hand los und hob seine Hände etwas nach oben. „Setz dich bitte.“ unschlüssig sah ich zum Ausgang.

Eigentlich wäre es besser gewesen, jetzt zu gehen, damit ich mir seine lahme Geschichte nicht anhören musste, aber wieder einmal war die Neugier in mir grösser, so dass ich mich zurück an den Tisch setzte. Ich glaubte ihm kein Wort, aber trotzdem wollte ich wissen, was für Lügen er mir noch auftischen wollte.

„Du sagst also, dass du nicht betrunken warst.“ zustimmend nickte Brody. „Das macht die Tatsache, dass du mich umbringen wolltest auch nicht besser.“ ich versuchte ihm die Enttäuschung nicht zu zeigen, aber es war klar, dass es nicht funktionierte. „Ich wollte dich nicht umbringen, sondern dich schützen. Und ich habe auch das Feuer nicht gelegt.“ „Du sitzt deswegen im Knast, wenn ich dich daran erinnern darf. Du hast ein Geständnis abgelegt.“ leidend sah mich Brody an. „Ich komme in zwei Tagen aus dem Knast raus.“ das hatte er jetzt nicht gesagt.

Eleanor - ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt