Kapitel 27

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„Glaubst du ihm?“ „Jedes einzelne Wort.“ ich sah keinen Grund, wieso mich Darek hätte anlügen sollen. Den ganzen Tag verbrachte ich damit Zuhause zu sitzen und meinen Gedanken nach zu hängen. Jedes einzelne Wort, das mir Darek gesagt hatte, ging ich immer und immer wieder in meinem Kopf durch und kam zum Entschluss, dass er mir die Wahrheit erzählt hatte.

Wieso sollte mich Darek auch anlügen? Ich hatte doch gesehen, wie schwer es ihm fiel mir das alles zu erzählen, wo er doch das Risiko eingehen musste, dass ich mich nun völlig von ihm abwenden würde. Ich ertrug es doch selbst nicht den Schmerz und die Verzweiflung in seinen Augen zu sehen, wie also hatte er sich dabei gefühlt, als er mir das alles gesagt hatte.

„Wieso bist du überhaupt hier?“ fragte ich Myles, der neben mir auf der Couch sass. „Weil du mich angerufen hast?“ das konnte gut möglich sein, denn auch wenn ich der Überzeugung war, dass mich Darek nicht angelogen hatte, brauchte ich doch den Rat von meinem besten Freund. Ich hätte auch Sofie fragen können, aber angesichts dessen, dass ich wirklich wütend auf sie war, hatte ich absolut keine Lust sie zu sehen.

„Es gefällt mir wirklich nicht, dass er dich geschlagen hat, aber wenn ich so darüber nachdenke, macht das alles doch Sinn.“ „Was meinst du?“ schmunzelnd sah mich mein bester Freund an. „Im letzten Jahr hat er dich häufiger gesehen als ich. Sofie hat mir oft erzählt, dass er mehr als einmal im Restaurant war und dich dabei immer so verliebt angesehen hat. Ich dachte, dass Sofie übertreibt, weil sie wollte, dass du glücklich bist, aber wenn du mir das alles so erzählt hast, bin ich eigentlich davon überzeugt, dass er dich nicht anlügt. Die Frage ist doch, wieso wir dann immer noch hier sitzen.“ mit einem Seufzen sah ich runter auf meine Hände.

„Weil ich mich nicht traue ihm zu schreiben.“ gab ich ehrlich zu. Heute morgen hatte ich so einen feigen Abgang gemacht und Darek dabei zu verstehen gegeben, dass wir uns nie wieder sehen würden, dass ich mich bis jetzt nicht dazu aufgerafft hatte ihm zu schreiben. „Ach, wenn das alles ist.“ irritiert sah ich Myles an, der plötzlich dieses fiese und hinterhältige Grinsen im Gesicht hatte, dass er nur dann aufsetzte, wenn er irgendetwas vor hatte, was mir nicht gefiel.

Meine Befürchtung bestätigte sich, als Myles sein Handy nahm, irgendetwas darauf herumdrückte und es sich gleich ans Ohr hielt. „Myles!“ sofort griff ich nach seinem Handy, aber er streckte nur abwehrend seine Hand nach mir aus und drehte sich von mir weg. „Darek? Ja, hier ist Myles.“ mit geweiteten Augen sah ich dabei zu, wie mich Myles schadenfroh angrinste und auch noch aufstand. „Bist du gerade beschäftigt? Nein? Das trifft sich gut.“ „Wag es nicht!“ zischte ich ihm zu, aber natürlich hörte er nicht auf mich.

„Ich dachte mir, da heute so ein warmer Tag ist, dass du vielleicht Lust hast vorbei zu kommen. Ich bin bei Elly Zuhause und wir wollten gerade in den Pool gehen.“ das war es dann mit seinem Plan. Darek hatte Angst vor dem Wasser, also würde er Myles garantiert eine Abfuhr erteilen. „Wann?“ fragend sah er mich an, wobei ich ihm einen flehenden Blick zuwarf der soviel hiess, dass ich überhaupt nicht bereit war Darek jetzt schon zu sehen.

„Wie wäre es um sechs Uhr? Sofie und Joel kommen sicher auch noch. Wir essen etwas und kühlen uns nebenbei ab...alles klar, bis dann.“ kaum hatte Myles aufgelegt, griff ich nach einem Kissen und warf es nach ihm. „Bist du bescheuert?“ „Was ist los?“ mit Tränen in den Augen sah ich meinen besten Freund an, der plötzlich mehr als besorgt wegen meinem Stimmungswandel war. „Ich bin noch nicht bereit dafür.“ „Aber du hast noch drei Stunden um dich umzuziehen.“ „Das meinte ich doch nicht.“ verstand er denn nicht, dass ich mit diesem ganzen Gefühlschaos immer noch nicht klar kam?

Völlig verzweifelt stand ich von der Couch auf und ging in die Küche, wo ich mir die Wodkaflasche aus dem Schrank nahm und sie gleich an meine Lippen setzte. „Elly.“ angeekelt schüttelte ich meinen Kopf, als diese ekelhafte Flüssigkeit brennend meinen Hals runter floss. „Ich bin einfach nur überfordert, okay?“ wieder nahm ich einen Schluck. „Nur weil ich ihm glaube, heisst es nicht, dass ich einfach so weitermache wie bisher. Ich habe mit Isaac vor seinen Augen rumgemacht. Verstehst du? Ich möchte gar nicht wissen, wie er sich dabei gefühlt hat.“ jetzt schien auch Myles endlich zu verstehen um was es hier überhaupt ging.

Eleanor - ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt