Kapitel 44

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Mit einem Lächeln auf den Lippen lehnte ich an der Wand im Wohnzimmer und sah zu Darek, der in der Küche stand und das Frühstück machte. „Ich weiss, dass du da bist.“ sagte er, ohne sich dabei zu mir umzudrehen. „Ich weiss, dass du das weisst. Ich beobachte dich einfach gerne.“ am liebsten hätte ich ihn weiter angehimmelt, aber ich stiess mich dennoch von der Wand ab und ging zu ihm.

Kurz bevor ich bei ihm ankam, drehte er sich zu mir um. Sein Lächeln, das ich so an ihm liebte und mich immer wieder um den Finger wickelte und mein Herz höher schlagen liess, schwand, als er mich genauer betrachtete. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, zog er mich an seine Brust und schlang seine Arme um mich. Automatisch schloss ich meine Augen und atmete seinen unverkennbaren Duft ein. „Wir bekommen das hin.“ flüsterte er, während er mit seiner Hand meinen Rücken hoch und runter fuhr.

„Wenigstens weiss ich jetzt, woher diese kriminelle Ader in mir kommt.“ versuchte ich die Stimmung etwas aufzulockern, denn unter keinen Umständen wollte ich wieder in Tränen ausbrechen. Das hatte ich in den letzten Tagen zu genüge getan und ich glaubte kaum, dass ich überhaupt noch eine Träne übrig hatte. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Du wusstest einfach nicht, wie du mit deinen Gefühlen umgehen musst und hast deshalb diese Scheisse abgezogen.“ er sagte es. Diese Sachbeschädigungen und Autodiebstähle waren völliger Schwachsinn.

Ich wusste bis jetzt nie, wieso ich diese Veranlagung hatte, aber nach allem, was ich in den letzten Tagen erfahren hatte, war es völlig klar, wieso ich das immer wieder tat. Es war nämlich keineswegs aus dem Grund, dass ich mit meinen Gefühlen nicht klarkam, sondern weil es in meinen Genen lag und diese Seite nun mal ab un zu zum Vorschein kam, wenn ich wütend war, mich an jemandem rächen wollte, oder weil ich einfach keine Kontrolle über mich hatte.

„Wenn ich nicht weiss, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen soll, dann renne ich davon, schreie mir die Seele aus dem Leib, oder weine wie ein kleines Mädchen. Die anderen Sachen habe ich getan, weil ich scheinbar die Veranlagung dazu habe.“ widerwillig hob ich meinen Kopf und sah Darek an, als er seine Hand an meine Wange legte. „Du bist kein schlechter Mensch, Elly.“ „Mittlerweile sehe ich das nicht mehr so.“ mit einem Seufzen löste ich mich aus Dareks Armen und ging ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch setzte.

„Wegen dieser Scheisse hast du dich von mir getrennt.“ „Hatte.“ korrigierte er mich gleich, während er sich neben mich setzte. „Ich verstehe sogar, wieso du das getan hast. DU bist ein Cop und mein neues Leben spiegelt genau das wider, was du hinter Gitter bringst. Brody hat es doch gesagt: das ist Gut gegen Böse.“ „Zwischen uns gibt es kein Gut gegen Böse. Du hast doch selbst gesagt, dass du nicht mit diesem Leben zu tun haben möchtest. Wieso sollte ich mich also von dir trennen? Ausserdem liebe ich dich viel zu sehr, als dass ich dich einfach gehen lassen könnte.“ wieder hatte er dieses umwerfende Lächeln auf den Lippen, als er seine Hand in meinen Nacken legte.

„Ich möchte nicht wieder heulen wie ein kleines Kind.“ flüsterte ich, denn gerade traute ich meiner eigenen Stimme nicht mehr. „Erstens brauchst du dich bei mir nie zu verstellen und zweitens, steht dein Leben gerade völlig auf dem Kopf. Also hast du überhaupt keinen Grund deine Gefühle zurück zu halten.“ leidend schloss ich meine Augen und schmiegte meinen Kopf an seine Hand. Leider hatte er wie immer völlig recht.

„Ich weiss nicht, wie ich mit allem umgehen soll. Meine Eltern haben mir mein gesamtes Leben verschwiegen, dass ich nicht ihre Tochter bin und auch nicht die Schwester von Willow und Brody. Meine 'Mutter' wurde von Alex und ihrem eigenen Ehemann umgebracht und dabei haben sie es so inszeniert, dass ich dachte, sie hätten es wegen Brody getan, weil du ihn nicht rauslassen wolltest. Sie wollen dich gegen mich aufhetzen und haben es darum so geschoben, weil sie genau wissen, dass sie nicht an mich rankommen, wenn du bei mir bist. Ich...ich kann das alles einfach nicht.“ damit, dass mich meine 'Eltern' angelogen hatten, könnte ich ja noch irgendwie klarkommen, aber wie sollte ich mit dem Rest umgehen?

Eleanor - ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt