Kapitel 10

35 3 0
                                    

Schluchzend lief ich die Auffahrt nach oben und blieb vor der Haustür stehen. Im Verlauf des Tages konnte ich einige Dinge erledigen, aber jedes Mal, wenn ich etwas von der Liste abhaken konnte, kam etwas neues dazu. Meine Nerven wurden immer weiter strapaziert, bis ich genug hatte und in eine Bar ging um mich zu betrinken.

Leider hatte das nicht den gewünschten Effekt, den ich wollte. Denn anstatt all meine Probleme zu vergessen, verstärkten sich alle Gefühle nur noch mehr und liessen mich völlig verzweifeln. So sehr, dass ich aus der Bar verschwand, durch die dunklen Strassen von Orlando lief, bis ich nun vor Dareks Haustür stand.

Er hatte mich noch einige Male angerufen, aber weil ich nie abgenommen hatte, sah er schnell ein, dass ich nicht mit ihm reden wollte und gab es irgendwann auf. Ich hatte erwartet, dass er irgendwann im Restaurant auftauchen würde, aber weder er, oder sonst einer meiner Freunde liess sich blicken und ich war verdammt froh darum. Sie wussten wohl, dass ich im Moment meine Ruhe brauchte.

Darek schlief wohl schon, denn im ganzen Haus brannte kein Licht und auch wenn ich ihn nicht wecken wollte, drückte ich auf die Klingel. Ich hätte auch zu mir gehen können, aber ich hatte keinen Schlüssel und so kam ich nicht in mein Haus. Gut, ich hätte auch einen Schlosser holen können, aber dieser würde meinen Ausweis sehen wollen, den ich immer noch nicht hatte.

Die Bank kannte mich zum Glück und konnte mir gleich eine neue Karte ausstellen, ohne einen Ausweis von mir sehen zu wollen. Kaum hatte ich diese, ging ich zur Gemeinde um einen neuen Ausweis zu beantragen. Leider ging es mindestens zwei Wochen, bis ich diesen bekommen würde, also konnte ich in dieser Zeit nicht in mein Haus gehen und das war auch der Grund, wieso meine neuen Klamotten in meinem Büro vom Restaurant standen. Als ob ich all diese Tüten quer durch die Stadt tragen würde.

„Darek!“ ungeduldig drückte ich ein weiteres Mal auf die Klingel, aber er öffnete mir einfach nicht die Tür und so zog ich kurzerhand mein Handy aus meiner Tasche um ihn anzurufen.Während ich diesen nervigen Ton hörte, setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich mit dem Rücken an die Tür.

„Bist du betrunken?“ drang auch schon Dareks Stimme zu mir durch. „Etwas?“ murmelte ich, während ich das Shirt zurecht zupfte. Ja, ich ging in Dareks Klamotten in die Bar und dabei war es mir völlig egal, wenn ich mich lächerlich machte, weil mir seine Klamotten zu gross waren. „Elly, du hast den ganzen Tag meine Anrufe ignoriert und jetzt, wenn du betrunken bist, rufst du mich an. Soll ich dich abholen, oder was?“ „Denkst du, dass ich dich ausnutze?“ das wollte er mir doch damit sagen, oder etwa nicht.

„Ich weiss es nicht.“ wenigstens war er ehrlich. „Wo bist du?“ „Ich bin noch auf dem Revier. Sag mir wo du bist, dann komme ich.“ ich sagte doch, dass er perfekt war. „Ich sitze vor deiner Haustür, aber du bist nicht hier.“ „Hast du eine Jacke an?“ ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich die Besorgnis in seiner Stimme hörte. „Nein.“ „Elly, draussen sind es zehn Grad.“ mir war aber nicht kalt. Wahrscheinlich hatte ich das nur dem Alkohol zu verdanken.

„Bleib da. Ich bin gleich bei dir und lasse dich rein.“ verwundert sah ich auf mein Handy, aber Darek hatte wirklich aufgelegt. Seufzend stiess ich die Luft aus und rief Sofie an. „Ich habe mir Sorgen gemacht, bis Michael mich angerufen hat und gesagt hat, dass du auf der Arbeit bist.“ stumm sah ich auf mein Handy. „Ist das Elly?“ hörte ich Myles im Hintergrund. „Ja, du...Elly, wie geht es dir?“ „Es geht mir gut, Myles. Ich warte auf Darek.“ „Und wo bist du?“ fragte er mich gleich. „Vor seiner Haustür, aber er ist noch auf dem Revier.“ ich wusste nicht, ob ich ein schlechtes Gewissen haben sollte, weil er wegen mir extra von der Arbeit wegging, oder nicht.

„Du hast dich betrunken, oder?“ kam es nach wenigen Sekunden von Sofie. „Ja. Ich dachte, dass ich damit einen Moment alles vergessen kann, aber es hat alles nur schlimmer gemacht.“ „Elly.“ seufzte Myles. „Du weisst doch, dass es nichts bringt.“ „Das musst du mir nicht sagen. Du hast ja Sofie, die sich um dich kümmert. Ich kann nicht einmal in mein eigenes Haus, weil meine Schlüssel verbrannt sind.“ tief durchatmend blinzelte ich die aufkommenden Tränen weg.

Eleanor - ein NeuanfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt