Kapitel 29

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Lilah
Der Mann stand mit den Händen in den Hosentaschen an den Türrahmen von Marcos' Büro gelehnt. Er trug ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte und dunkelblauer Hose. Sein Jakett hatte er wohl irgendwo abgelegt und sein graues Haar war kurz genug um ihm nicht ins Gesicht zu hängen, dennoch war es zurück gegelt. Seine kalten grauen Augen blickten direkt in meinen Verstand und lösten dort eine Art Angststarre aus. Ich konnte nichts weiter tun als den älteren Mann anzustarren.

Die Luft wurde zum schneiden dick und die Temperatur sank um 10 Grad als der Mann das Wort erhob. ,,Doch sie kann. Es ist zwar nicht ihre Schuld, dass sie hier ist." Er sah vorwurfsvoll zu Marcos, welcher seinen Kiefer anspannte um nicht genervt die Augen zu verdrehen. ,,Aber es ist wohl ihre Schuld, dass wir jetzt Probleme mit einem Russen aus Kalifornien haben. Dann ist es nur richtig von ihr, ihr eigenes Problem zu beseitigen." Er bemühte sich um einen ruhigen freundlichen Ton doch ich konnte sehen, dass er von oben auf mich herab blickte und dass es ihn nicht interessieren würde wenn mir etwas zustoßen würde. Pure Gleichgültigkeit.

,,No, ich werde sie nicht nach Kalifornien lassen." Marcos' wütende Stimme riss mich aus meiner Starre. Erst jetzt merkte ich, dass er und Mateo neben mir standen. Ich saß immer noch, wie ein kleines Kind das Angst hat, auf dem Stuhl und starrte den ergrauten Mann an. Dieser zuckte die Schultern und kam ein weiteres Stück auf uns zu. Marcos und Mateo verspannten sich merklich und mein Blick huschte unsicher zwischen den drei Männern hin und her. Er erhob erneut das Wort, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Und nicht einen von der guten Sorte. ,,Warum nicht? Sie hat doch eine äußerst gute Bindung zu Simirnow und die Selbstverteidigung kann man ausbauen."

Marcos schnaubte ungläubig und sendete Todesblicke an den Mann vor uns. ,,Gute Bindung? Simirnow hat sie entführt und-" ,,hatte mit ihr Sex. Ich weis und er hat sie als Spionin eingesetzt. Woher weiß ich, dass sie wirklich nicht für ihn arbeitet? Sie könnte uns genauso gut alle anlügen und mit dem Russen unter einer Decke stecken. Entweder sie geht nach Kalifornien oder ich setzte sie auf die Straße." unterbrach er Marcos und zeigte auf mich. Seine Stimme war nicht mehr gefasst und ruhig sondern klang wütend. Als müsste er sich zusammenreißen mich oder jemand anderen zu erschießen. Er war es nicht gewohnt, dass Marcos ihm in irgendeiner Weise widersprach.

,,Pero padre.." versuchte Mateo seinen Vater zu überzeugen. Doch dieser stoppte seinen Sohn mit einer Handbewegung und brachte ihn so zum schweigen. Mateo senkte sofort den Kopf und wirkte so zerbrechlich, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. ,,Ich habe gesagt was ich sagen musste und jetzt geht ihr alle drei nachhause und macht einen Plan oder sowas."

Ein letzter abfälliger Blick traf mich bevor Gustavo aus Marcos' Büro verschwand. Vorsichtig drehte ich mich zu den beiden Brüdern um. So war die ganze Sache eigentlich nicht geplant gewesen. Ich konnte nur hoffen, dass Marcos und Mateo nicht sauer auf mich waren. Denn jetzt hatten sie noch mehr Probleme mit ihrem Vater.

,,Marcos ich..-" Ich stand auf und ging auf ihn zu. Doch er wich einen Schritt zur Seite. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Marcos sah mich kühl an. Keine Emotion, keine Bewegung, einfach nur kalte Leere. Ich konnte nichts aus seiner Miene lesen. Eins wusste ich aber. Er war so sauer wie noch nie. Und unser *Ding* würde das nicht unbeschadet überstehen. 'Warum verschließt er sich vor mir?'

Kühl drang seine Stimme zu mir durch. ,,Du gehst jetzt nachhause und bleibst im Zimmer. ¿Has entendido?" (Hast du verstanden?) Die Härte in seiner Stimme ließ mich zusammenzucken. Mein Blick huschte unsicher zu Mateo, der musterte aber nur den Boden unter sich. Ich wandte mich wieder Marcos zu, der mich immernoch kalt ansah.

Plötzlich fühlte ich mich ganz klein unter seinem Blick und wünschte ich wäre irgendwo anders. Marcos schnaubte wütend und trat einen Schritt auf mich zu. Ängstlich schloss ich meine Augen. Doch ich riss sie wieder auf, als Marcos' kräftige Hand mir die Luft abschnürte. ,,¿Lo has entendido?" (Ob du das verstanden hast?) brüllte er mir ins Gesicht was mich erschrocken zusammenzucken ließ.

La Mafia - Meine EntführungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt