Kapitel 9 - Der Sturm

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Nach Blitzpfotes Erzählung begannen alle mit einem langen Schweigen. Flusspfote suchte eifrig nach Worten, doch er konnte keine finden. Was sollte er auch sagen? >Klingt super, wir haben es ja nicht mit einer wütenden Mörderin zu tun sondern nur mit...mit genau dieser!< Nein, das wäre völlig absurd. 

Doch es verwunderte Flusspfote nicht, dass Stachelpfote diesen Satz voll Ironie kurze Zeit später sagte, um das Schweigen zu beenden. 

"Im Prinzip wissen wir genauso viel wie vorher - nichts", fuhr der graue Kater hitzig fort. Sein verstrubbeltes Fell wirkte noch zerzauster als sonst, das tat es immer, wenn er frustriert war. 

Hirschblut öffnete den Mund: "Wir sollten am besten..." 

Seine Worte wurden von einem lauten Donnern verschlungen. Es war ein lautes Krachen und kurz darauf folgten Aufschreie von Jungen, die sich erschreckt hatten. Gewitter, ging es Flusspfote durch den Kopf. Das hatte ja noch gefehlt. 

Hirschblut sah jedoch sehr zufrieden aus. "Ich sagte dir doch: Ein bunter Himmel kündigt Regen an. In diesem Falle wäre wohl Sturm der richtige Begriff, aber das kann nur der SternenClan voraussehen!", schrie der rot-braune Kater über den Krach hinweg

Tatsächlich hatte Flusspfote die Warnung vor schlechtem Wetter schon längst wieder verdrängt gehabt. Vermutlich lag es an dem riesigen hin und her, Blitzpfotes Widerkehr und dem Gewusel wegen der Schattenkatze. 

Nachdem der Donner ein Ende gefunden hatte und die Geräusche in der Ferne verschwanden, fuhr Hirschblut ungerührt fort: "Ich sagte, dass wir die Symbole, die Wespensturz euch gezeigt hat finden sollten. Und vielleicht sollten wir ein paar Worte mit Schattengeist wechseln, wenn sich die Möglichkeit bietet" 

Alle drei Schüler nickten. "Am Besten nehmen wir Schattengeist mit zu einer Patrouille zu der Grenze und gehen von da aus zu dem Ort weiter, den mein Vater mit gezeigt hat", schlug Flusspfote fort. 

Blitzpfote wollte etwas erwidern, doch ein erneutes Donnergrollen übertönte seine Stimme. 

Nun hörte man auch den Regen prasseln, unzählige Tropfen prallten auf die Erde über Flusspfotes Kopf und ließen den Boden schlammig und nass werden. Glücklicherweise blieben alle Katzen im Lager trocken. 

"Ihr solltet weiter nach Erinnerungen schauen, die Wespensturz euch zeigt. Er und Schattengeist scheinen etwas über diese Katze zu wissen", miaute Blitzpfote schließlich. 

Zustimmend nickte Hirschblut und auch Stachelpfote empfand diese Idee nicht als schlecht. 

"Hirschblut!", ertönte Schattengeists Stimme durch das Lager. Der schwarze Kater schrie über das Grollen und Blitzen hinweg, über den tosenden Lärm des Regens und die Stimmen der anderen Katzen. 

Flusspfotes Mentor verließ den Schülerbau und Flusspfote tat es ihm neugierig nach. Hatte Schattengeist etwa gehört, über was sie geredet hatten? Über den Krach hinweg? Konnte das wirklich sein? - diese Fragen schwirrten dem grauen Kater durch den Kopf und er schien keine Antwort darauf zu finden. 

Nur die Angst mischte sich in seine Gefühle, mehr Fragen kamen auf, doch er unterdrückte diese. Sicherlich würde er gleich erfahren, was Schattengeist von seinem Mentoren wollte. 

Als beide Kater bei dem zweiten Anführer ankamen, der inmitten des Lagers saß und neben seiner Pfote eine Maus liegen hatte war kein Donnern zu hören. Es schien in diesem Moment so leise, so schweigsam, dass die Stille unangenehm wurde. 

"Hirschblut, wir brauchen trotz dem Wetter Nahrung. Und der Beutehaufen geht langsam zu neige - du bist ein geschickter Jäger. Stell dir deine Patrouille zusammen und such dem Clan etwas Essbares", wies der schwarze Kater freundlich an. 

Der Mentor warf Flusspfote einen kurzen, siegessicheren Blick zu und nickte schließlich. "Würdest du uns zur Patrouille begleiten? Flusspfote würde ich auch gerne mitnehmen, damit er seine Jagtfähigkeiten verbessern kann, auch wenn es matschig ist. Wenn das für dich in Ordnung ist", miaute der rot-braune Kater schließlich. 

Schattengeist blickte zu seiner angeknabberten Maus hinüber und seufzte. "Sandpfote, bring die Maus bitte den Ältesten oder den Königinnen. Ich, Hirschblut und Flusspfote gehen auf Jagt!", rief er schlussendlich der Schülerin zu, die ebenfalls im Lager war und stand auf, streckte sich und tappte weiter Richtung Ausgang. 

Der Regen hatte wieder eingesetzt und in der Ferne hörte man weiter das Donnergrollen. 

"Flusspfote, such du uns doch einen Ort heraus, wo man bei diesem Wetter Beute finden kann", bat Hirschblut seinen Schüler, als sie mit nassem Pelz vor dem Lagereingang standen. 

Natürlich verstand der Schüler und tappte in eine Richtung, in die er vor langer Zeit schon mal gegangen war. Dieses Mal war er vielleicht etwas älter, hatte mehr Begleitung dabei und wusste, was er suchen musste. Doch das Letzte mal, war es ebenso da gewesen. Dieses Symbol. Und Schattengeist hatte es gesehen. 

Der junge Kater erinnerte sich nicht mehr haargenau an die Situation, die es damals gab - er war noch ein Junges gewesen, jedoch konnte er sich wieder einige Szenarien zusammenstellen und füllte seinen Kopf mit der Erinnerung. 

Es war ein schöner, warmer Tag gewesen. Die Sonne hatte die Pelze gewärmt und die Vögel hatten fröhliche Melodien gezwitschert. Es war jener Tag gewesen, an dem Stachelpfote - damals Stacheljunges - allein mit Blitzjunges etwas unternommen hatte. Die beiden wollten Flusspfote nicht mit dabei haben - er schien zu nervig, zu quengelig und schreckhaft und Stachelpfote hatte verständlicher Weise wenig Lust darauf gehabt also hatten die beiden Jungkatzen ihn ausgeschlossen. 

Schattengeist hatte das mitbekommen und bot dem kleinen Flussjunges einen Ausflug aus dem Lager an. Sie waren nicht nur aus dem Lager gegangen sondern hatten für kurze Zeit das Territorium verlassen, bis hin zu jener Lichtung, auf der der zweite Anführer das Symbol entdeckt hatten und den Rückweg angetreten war. Selbstverständlich war das Junge viel zu erschöpft um den gesamten Weg nochmals zurückzulegen, daher hatte Schattengeist ihn getragen. 

Die Erinnerungen verschwammen und Flusspfote fand sich wieder bei seinen Clangefährten wieder, die bis vor kurzem noch geschwiegen hatten. Nun unterhielten sich die beiden Kater. 

"Ich frage mich nur eines", maunzte Schattengeist gerade, "warum hat Flusspfote diesen Weg gewählt?", seine Stimme klang nicht vorwurfsvoll und ebenso wenig böse, nur ein leichter Hauch von Misstrauen mischte sich in seine sonst so besonnene Stimme. 

Misstrauen. In Schattengeist Tonlage. 

Er schien etwas zu merken, das etwas nicht ganz stimmte. Und noch durfte er nicht erfahren was. 

Gefährliche Blicke | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt