Kapitel 4 - Die Prophezeiung

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"Die Katze der Schatten?", fragte Flusspfote verblüfft, "wer ist das?" Windbeere schüttelte ratlos den Kopf und deutete so, dass sie es ebenfalls nicht wusste. Auch Stachelpfote blickte verwirrt drein. "Vielleicht wissen die Ältesten etwas", schlug sein Bruder vor. Die Heilerin nickte bedächtig und gemeinsam liefen die drei Katzen zum Ältestenbau. 

Dieser lag relativ zentral inmitten des Lagers und war im Prinzip ein großer, hohler Erdhügel mit verstärkten Wänden und innen gemütlich ausgeschmückt. Als Flusspfote noch ein Junges gewesen war, hatte er das herumtollen darauf und darin geliebt. Es hatte den ein oder anderen vielleicht genervt, aber das war es dem Kater auf alle Fälle wert. 

Windbeere stürzte ohne Ankündigung hinein. Sie rannte fast schon auf Frostwasser zu, die gerade dabei war zu schlafen und weckte die alte Kätzin unsanft. Diese knurrte genervt und rollte sich auf. Die Heilerin verlor keine Zeit. "Weißt du etwas über die Katze der Schatten?"

Die Älteste schloss kurz die Augen, dachte nach und öffnete den Mund. "Es gab einmal eine Geschichte über eine Katze die Verderben bringen würde...", meinte sie dann mit ihrer typisch tiefen Stimme. Sie öffnete die Augen und wieder und ihre eisblauen Augen schweifen über die drei Katzen. "Ich kann sie euch erzählen", bot sie schließlich an und gähnte. Windbeere schickte Stachelpfote mit einem Schwanzschnippen los um Bernsteinstern und Schattengeist zu holen. 

Als die beiden Krieger ankamen wollte Windbeere Flusspfote und seinen Bruder schon wieder wegschicken, doch Stachelpfote öffnete protestierend den Mund: "Ich hatte immerhin die Idee, Frostwasser zu fragen!" Doch diese Argumente reichten nicht und widerwillig verließen die beiden den Bau. 

"Lass uns alleine etwas über diese Schattenkatze herausfinden. Frostwasser wird uns sowieso nichts erzählen", meinte der Kater mit zerzaustem Fell. Flusspfote versank kurz in Erinnerung. Er war nie der besonders abenteuerlustige Kater gewesen, aber er konnte sich das hier nicht entgehen lassen. Er hatte schon oft Spaß verpasst, weil er keine Lust gehabt hatte. Auch wenn das hier nichts witziges werden würde. Es ging hier darum, den Clan, vielleicht sogar alle Clans zu retten. Aber Flusspfote wusste, wie töricht es von ihm war und wie gefährlich. 

"Ist gut", willigte er schließlich ein, "forschen wir also nach" "Darf ich erfahren, was ihr vorhabt?", ertönte es hinter den beiden Katzen. Blitzschnell fuhren die Brüder herum und entdeckten Hirschblut. Der Kater mit dem rotbraunen Pelz schaute sie interessiert an. 

"Nichts", miaute Stachelpfote schnell. Doch Hirschblut hatte bestimmt fast alles mitgehört. "Da ich ranghöher als ihr bin", fing er an, "ist es meine Aufgabe bei diesem Schwachsinn auf euch aufzupassen" Hirschbluts Augen funkelten belustigt, aber auch in seinen Augen war die Furcht zu lesen. Die Furcht alles zu verlieren. So wie Rostwind alles verloren hatte. 

"Das würdest du zulassen?", fragte Flusspfote überrascht. Der Kater nickte beschwichtigend. "Natürlich. Ich war vor nicht allzu langer Zeit ein Schüler und wollte dem Clan helfen. Man lebt schließlich nur einmal. Aber ihr müsst mir versprechen, auf mich zu hören, verstanden?"

Die Geschwister sahen sich an und nickten. "Gut. Wir versprechen es!" 

Hirschblut schnippte mit dem Schweif, drehte sich zum Kriegerbau um, schlüpfte hinein und nach wenigen Herzschlägen kam er mit Stachelpfotes Mentorin wieder heraus. "Zwei Schüler erfordern zwei Krieger. Aber erzählt ihr nichts", flüsterte Flusspfotes Mentor leise, so leise, dass es nur die beiden Schüler hören konnten.

Blattzweig. Die braune Kätzin war sehr liebenswürdig und freundlich aber sie hielt sich aus vielen Sachen heraus und blieb lieber auf der sicheren Seite. Schade fand Flusspfote das schon immer. Sie war so verzweigt in das Gesetzt und die Wichtigkeit des Überlebens, dass sie oft vergaß selbst zu leben. Egal, wie oft man es ihr ans Herz legte, sie verstand es nicht. Sie war dem SternenClan zu treu und zu blind dafür einzusehen, dass es Katzen wie Flusspfote waren. Keiner wusste alles. 

"Machen wir also die Morgenpatrouille?", fragte die braune Kätzin. Hirschblut nickte und gemeinsam verließen die vier Katzen das Lager. Sie gingen ein Stück in Nähe des Waldes, doch da stoppte die Patrouille. Vor einem Tag war hier ein Krieger tödlich verletzt wurden. 

Natürlich wollte niemand diesen Wald betreten, die Angst war deutlich warnehmbar. Aber es war auch Neugierde, die sich Flusspfote breit machte. Man sollte alljene die Fallen ehren, sagt das Gesetzt der Krieger. Dazu gehört es auch, weiterzumachen, was er begonnen hat. 

Vielleicht war es nicht sicher, vielleicht würde er selbst mit dem Leben bezahlen, aber etwas sagte ihm, dass er es tun musste. Und Hirschblut sah so ähnlich drein, warf den beiden einen auffordernden Blick zu. "Blattzweig, wir müssen die Grenze kontrollieren. Ob wir wollen oder nicht" 

Zögerlich tappte die Kätzin einige Schritte auf die hohen Laubbäume zu. Sie waren mit grünem Laub geschmückt. Die Blätter waren frisch und kämpften um die Nähe der aufgehenden Sonne. Rostwind hatte ihm einmal erzählt, dass die Clans genau wie Blätter waren. 

Stritten sich um Nähe, um Geborgenheit obwohl das alles war, was sie verband. Es waren junge Blätter, wie die Jungen und alte Blätter, die den Schutz der jüngeren Krieger suchten. Es war das Clanleben. Wenn die alten Blätter fielen, so sprossen neue und kämpften um das Licht der Sonne. 

"Der SternenClan ist unsere Sonne. Scheint sie nicht, geben wir uns geschlagen. Manche nennen es Abhängigkeit und sehen es als unsere Schwäche an. Aber wir wissen beide, dass es eine Stärke ist", hatte sein alter Mentor einst miaut. 

Flusspfote wollte auch oft solche schlauen Worte sagen, anderen Katzen damit helfen. Stachelpfote sagte immer, das er Poet werden sollte, wenn er Ältester war. Oder am besten gleich Nachrichtenübermittler beim SternenClan. 

Aber nun war nicht der passende Moment für Erinnerungen. 

Gefährliche Blicke | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt