Kapitel 24 - Der letzte Schatten

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Und dann geschah es. Der tote Körper von Raivi lag vor den Geschwistern und die glasigen Augen starrten die beiden fast schon vorwurfsvoll an, wobei Flusspfote glaubte, sich das nur einzubilden. 

Wie bei Rostwind stieg langsam ihre Seele empor und strafte die beiden mit einem hasserfüllten Blick. 

"Wir haben gewonnen, Raivi. Und wir werden gegen dich immer wieder gewinnen", stellte Flusspfote kühl fest und trat mutig einen Schritt auf die tote Kätzin zu. 

Ihr Fell hatte an Glanz verloren, es sah zerzaust aus, jedoch ohne das Blut und die Kratzer. 

"Es wird andere geben, die euch zerstören werden. Und ob es ihnen gelingt oder nicht ist dabei gleichgültig - ihr werdet eure Liebsten trotzdem verlieren. So wie ich meine Familie verloren habe, werdet ihr eure sterben sehen und dann werdet ihr euch selbst vernichten. Das ist euer Schicksal, euer Vermächtnis. Ich habe meins erfüllt nun seid ihr an der Reihe. Denn bevor ich gehe, möchte ich an euch auch eine Prophezeiung weitergeben...wobei, sie vollenden wäre wohl das bessere Wort: Die Katze der Schatten wird kommen und Tod und Verderben über euch bringen! Sie wird scheitern, aber der Vorbote von etwas Großem sein: dann werden die Bäume fallen, die Flüsse schwinden und die Clans endgültig zerbrechen"

Damit verschwand sie zwischen den Wolken und übrig blieb bloß ihre reglose Leiche auf dem kalten Boden. 

Die Brüder warfen sich skeptische Blicke zu. "Wer weiß, vermutlich war noch nicht einmal das das wahre Ende der Prophezeiung. Bestimmt geht sie so weiter: Bevor das geschieht werden die Bedrohungen vernichtet und die Clans können in Frieden leben, so, wie sie es immer taten und immer weiter tun werden", beendete Stachelpfote die Worte der Kätzin. 

Flusspfote rollte mit den Augen: "Sicher doch. Aber Stachelpfote, weißt du was? Wir haben gesiegt. Wir haben gewonnen. Und jetzt lass uns diese Schatten zerstören"

Es war leichter gesagt als getan. Auch diese Schatten waren nicht unbedingt zufrieden damit, sich gegenseitig zerstören zu müssen doch irgendwie schafften es die Geschwister dennoch sie aufzulösen. 

"Jetzt können wir wirklich in Frieden leben"

_ _ _

Einige Sonnenaufgänge später war das Schlachtfeld vom Regen gesäubert wurden. Das Blut weggewaschen und die Toten weggetragen. Raivis Körper hatte man außerhalb des Territoriums fortgeschafft, an einen Ort, an dem es hungrige Krähen im Überfluss gab. 

Nun schien beinahe alles wie früher, wie damals, bevor die Dachse kamen und sich Flusspfotes Leben so rasant geändert hatte. Mittlerweile hatte er sogar sein Schock-Problem bewältigt und er verfiel nicht mehr wegen jeder Fliege, die unbedacht auf seiner Schnauze landete in Panik. 

Das Einzige, was fehlte war Rostwind. Der Kater hatte es nicht verdient zu sterben. Seine Familie, seine Jungen, all jene die ihn geliebt und gemocht hatten trugen nun ein klaffendes Loch in ihrem Herzen. Auch Flusspfote spürte jeden Tag aufs Neue diese Wunde bluten.

Rostwind hatte ein besonderes Grab bekommen - nahe am Ufer des Wassers, zwischen Wald uns See hatten sich die Krieger durch die weit verbreiteten Wurzeln der Bäume gegraben. Jeden Tag besuchte Flusspfote es um sich an seinen Mentoren zu erinnern. Er fühlte sich verantwortliche für den Tod des Kriegers. Als wäre es seine Schuld gewesen. Vielleicht war es sogar seine Schuld. 

Jeden Tag brachte Flusspfote ihm ein wassergetränktes Moosknäul mit, mit dem er die Blumen bewässerte, die er rund herum in die Erde gesetzt hatte. Es schien Flusspfote nur fair, ihm dieses Grab so schön wie möglich zu gestalten, auch wenn Rostwind es nur von oben herab betrachtete. In gewisser Weise war der Kater ein Vater für Flusspfote gewesen. Einer, den er nie gehabt hatte. 

"Ich fordere alle Katzen des WasserClans dazu auf, sich hier, vor mir zu versammeln!", ertönte plötzlich Bernsteinsterns Stimme. 

Flusspfote riss sich aus seinen Gedanken und verließ den Rand des Lagers, der aus kühler Erde bestand und tappte hinaus an die Oberfläche, wo im Regelfall die Clan-Versammlungen abgehalten wurden. 

Die Sonne schien, auch wenn ein kühler Wind wehte und das Gras duftete gut nach dem Regen, der in der letzten Nacht gefallen war. Einige Vögel zwitscherten fröhlich vor sich her und ein paar Junge spielten in der weichen Wiese. 

Es dauerte nicht lange und der Clan war versammelt. Wie in alten Zeiten, dachte Flusspfote etwas bekümmert. Doch noch mehr war er interessiert, was die Anführerin zu verkünden hatte. 

"Ich möchte mich nochmal für euren Einsatz in der Schlacht bedanken. Wir sind als Clan gegangen, haben als Clan gekämpft und uns unterstützt. Wir waren Eins, in diesem Kampf. Und dafür bedanke ich mich ein weiteres mal bei euch. Auf das alle weiteren Kämpfe so gekämpft werden!", kurz ließ sie den aufkommenden Jubel gewähren ehe sie fortfuhr. 

"Doch heute soll es nicht darum gehen. Heute möchte ich drei neue Krieger in unseren Reihen begrüßen. Flusspfote, Stachelpfote und Blitzpfote, tretet vor"

Überrascht taten die drei, wie ihnen befohlen wurde und stellten sich vor ihre Anführerin. 

"Das Gesetzt der Krieger ist die Stütze für das harmonische Zusammenleben der Clans. Ich bin überzeugt davon, dass ihr diese Gesetzte achtet und ehrt, eurem Clan loyal bis ans Ende bleibt und bereit seid, euer Leben für eure Kameraden zu geben. Dennoch brauche ich euer Wort, damit ich euch zu Kriegern ernennen kann. Also - schwört ihr, die Gesetzte zu respektieren und deren Willen, so wie dem des SternenClans zu folgen und eurem Clan mit eurem Leben zu dienen?" 

Einen kurzen Herzschlag lang herrschte Pause, ehe alle drei einstimmig und mit fester Stimme antworteten: "Wir schwören es" 

"Dann will ich euch nun eure Kriegernamen geben. Blitzpfote - aus dir soll Blitzfarn werden! Wir ehren deinen Mut und deine Tapferkeit und heißen dich als Krieger in unseren Reihen willkommen. 
Stachelpfote - von nun an wird man dich Stachelschatten nennen. Wir ehren deinen Tatendrang und deinen Ehrgeiz und heißen auch dich als Krieger willkommen. 
Und Flusspfote - du bist von nun an Flusswind. Wir ehren deine Fürsorge und deine Geschicklichkeit. Auch du bist dem Clan willkommen!"

Stolz reckte der Kater die Brust und leise vernahm er Wespensturz Worte in seinen Ohren. 

Ich bin stolz auf dich, mein Sohn. Und ich werde es immer sein. 

Gefährliche Blicke | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt