Kapitel 13 - Geheimnisse

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Windbeere kam schneller als gedacht zurück vom Halbmond-Treffen. Ihr Pelz leuchtete sanft im Mondlicht und ihre Augen wirkten verträumt und nachdenklich.

Sie schien keine Bedenken dabei zu haben, diesen Pfand entlangzuschreiten, obwohl die Krieger des eigenen Clans ihr hier eine Falle stellen würden. Wie sollte sie es auch wissen?

Hirschblut stupste seinen Schüler leicht an, um zu zeigen, dass er sich mehr hinter das Dickicht ducken sollte, was der Kater sofort tat. Schweigend lunste er durch die Äste und Blätter der Sträucher und Bäume, sodass er seine Heilerin die ganze Zeit im Blick behielt.

Diese blieb kurz stehen und prüfte die Luft - offenbar hatte sie Blitzpfotes frischen Duft wahrgenommen. Verdattert blieb sie stehen, wollte dann jedoch weiterlaufen.

Bevor sie einen Schritt nach vorne machen konnte preschte Stachelpfote von hinten an sie heran und sprang der Kätzin auf den Rücken.

Erschrocken fauchte diese auf und jaulte. Nun war Hirschblut an der Reihe: während Stachelpfote sie versuchte auf den Boden zu drücken, kam der Krieger von der Seite auf sie zu gerannt und rammte sie seitlich weg, sodass sie unsanft mit der Flanke auf dem Boden aufkam. Sie keuchte entsetzt und brauchte einige Sekunden um zu verstehen, was um sie herum passierte.

Stachelpfote war kurz vor ihrem Fall elegant von ihrem Rücken gesprungen und sprang nun wieder auf sie zu.

Doch dieses mal war die Kätzin schneller und rollte sich weg, ehe der junge Kater sie erreichen konnte. Sie stemmte sich auf die Hinterpfoten und fuhr mit der Vorderpfote über Stachelpfotes Schnauze. Dann sprang sie zurück, um Hirschbluts Schlag auszuweichen.

Nun war Flusspfote an der Reihe - Hirschblut hatte damit gerechnet, dass die Heilerin erlernte Kampfzüge gegen die Katzen anwenden würde. Deshalb sollte der Schüler ebenfalls von hinten an sie heranschleichen.

Auch Blitzpfote machte sich bereit, um ihr den Weg abzuschneiden, falls sie fliehen wollte, denn der kleine Kater war schnell und konnte die weiße Kätzin im Nu wieder einholen.

Flusspfote konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Langsam schlich er um Windbeere herum, die immer noch die Schläge von Stachelpfote und Hirschblut abwehrte. Dann duckte er sich, spannte seine Muskeln an - bereit zum Sprung. Kurz überlegte er, den Sprung nicht zu wagen und seiner Freundin zu helfen - verwarf diesen Gedanken jedoch wieder.
Sie würde es verstehen. Bestimmt.

Tut mir leid, Windbeere, entschuldigte er sich in Gedanken und hob vom Boden ab.

Nicht ansatzweise so elegant wie sein Bruder landete er auf ihrem Rücken und versuchte sie mit seinem Gewicht nach unten zu drücken. Es war vielleicht nicht besonders elegant, dafür effizient, denn durch den Überraschungsmoment hatte er wenige Sekunden, die er sich zu nutzen machte, um die Heilerin am Boden festzunageln.

Diese gab ein dumpfes Keuchen von sich als sie auf dem Boden landete.

"Ich hab euch verteidigt wann immer die anderen über euch geredet haben, dass ihr Verräter seid. Und es war umsonst. Ich bin enttäuscht von euch allen. Besonders von dir, Flusspfote. Das du Rostwind so etwas antun konntest...", hustete sie erschöpft.

Hirschblut legte den Kopf leicht schief.

"Wir sind keine Verräter", erklärte er dann mit einem schneidendem Unterton. "Wir wollen den Clans helfen - wer auch immer den Clan verraten hat, wir waren es nicht"

"Und das soll ich euch glauben? Nachdem ihr eure Heilerin angegriffen habt?"

"Glaub was du willst", knurrte Stachelpfote, "wir brauchen Informationen - was weiß Schattengeist über diese Schatten? Und woher wisst ihr von dem Verräter?"

Windbeere schnaubte: "Ganz sicher werde ich euch jetzt bereitwillig alles erzählen, was ich weiß. Ihr haltet mich hier ja auch nicht fest und lasst mich nicht gehen, oder hockt über mir wie ein paar Geier"

Den Sarkasmus hörte man deutlich aus ihren Worten heraus.
Blitzpfote verdrehte nun die Augen. Hirschblut blickte zögerlich in die blauen Augen der Heilerin.
Stachelpfote knurrte und leckte sich etwas Blut von seiner Schnauze. Dann tappte er unruhig umher, während Hirschblut und Flusspfote die Kätzin immer noch festhielten.

"Bitte Windbeere", flehte der graue Schüler mit dem Knickohr, "wir erzählen auch was wir wissen. Und was wir planen"

Windbeere öffnete zögerlich den Mund. Sie schien zu überlegen, was sie tun sollte. Schließlich verließen die Worte ihren Mund.

"Lasst mich los und ich erzähle euch das, was ich euch erzählen kann"

"Das kann eine Falle sein", warnten Blitz- und Stachelpfote zeitgleich die anderen beiden Kater.

"Das Risiko werden wir eingehen müssen", meinte Hirschblut gleichgültig und tappte ein paar Schritte rückwärts. Flusspfote tat es ihm zögernd nach. Er kannte Windbeere. Sie würde sich nicht einfach geschlagen geben, wenn sie die Chance hätte zu fliehen. Und die hatte sie jetzt.

Doch die Heilerin blieb an Ort und Stelle. Ihre Ohren zuckten, etwas Blut lief hinaus und versetzte ihrem Weiß-grauem Pelz rötliche Tupfen. Auch Hirschblut blutete etwas aus einer kleinen Wunde hinter seinen Ohren. Stachelpfote hatte mehrere Wunden, doch jede schien klein zu sein.

"Also schön...ich schätze ihr habt schon einige Symbole gefunden? Wie einige weitere Clankatzen? Deshalb wissen wir von dem Verräter. Die meisten Symbole sind schon alt, mehrere Blattwechsel. Doch dieses bei Rostwind ist neu - ein Zeichen der Schattenkatze. Raivi, wie sie heißt.

Einige sollten sich noch an sie erinnern können. Wenn nicht...wenn sie nicht ausgelöscht wurden wäre" 

Gefährliche Blicke | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt