Flusspfote musste schlucken und war froh, vor den beiden Katern zu laufen, die ihn nicht sehen konnten. Sonst wäre wohl ziemlich schnell aufgeflogen, das dieser Weg einen Hintergrund hatte und nicht einfach so gewählt wurden war.
"Schüler können auch Fehler machen", versuchte Hirschblut seinen Schüler zu verteidigen, was ihm jedoch misslang, da auch seine Stimme leicht zitterte. Es war keine große Sache, nur am Wortende, schienen seine Wörter etwas wackelig und unsicher, doch Schattengeist war diese Art von zögern und Angst sicherlich aufgefallen. Auch wenn der schwarze Kater dazu nichts sagte.
Stattdessen fuhr er ungerührt fort: "Natürlich dürfen sie das. Deswegen sind sie Schüler. Aber ich schätze Flusspfote bei weitem nicht so dumm ein, ausgerechnet diesen Weg zu wählen. Wir laufen zu einer Grenze, außerhalb unseres Gebietes und dessen, der anderen Clans. Dort leben Dachse und Füchse, selten treibt sich da Beute herum. Nein, wenn wir bei diesem Wetter etwas finden wöllten sollten wir es im Wald versuchen, nicht auf einer geraden Fläche"
Flusspfote schluckte erneut. Der zweite Anführer hatte sie in gewisser Hinsicht durchschaut, doch Hirschblut schien das überhaupt nicht zu stören. "Ich bin sicher, mein Schüler weiß, was er tut", kam die knappe Antwort. Federleicht ging sie dem Rot-braunem über die Lippen, ganz anders als wenige Momente zuvor.
"Das tut er sicherlich. Oder Flusspfote?", Schattengeist hatte ihn absichtlich angesprochen. Denn nun war der Schüler gezwungen, seinen Kopf nach hinten zu wenden um dem Älteren in die Augen zu sehen. Noch dazu war er ein miserabler Lügner. Doch ihm blieb keine Zeit, um darüber nachzudenken, was der nächste, klügste Schritt wäre.
Des Weiteren hatten sie die Grenze beinahe erreicht, es trennten sie nicht mehr viele Baumlängen und sie wären sogar außerhalb des Territoriums, zu dem Ort, an den sie gelangen wollten.
Sie mussten mit der Zeit spielen, mussten hinauszögern, dass Schattengeist sich langsam die Lösung bildete, mussten Ablenken. Doch dem grauen Kater blieb keine Zeit.
Sein Kopf drehte sich nach hinten um, ehe er nickte und dem zweiten Anführer in die braunen Augen blickte. "Ich kenne einen Ort, an dem etwas sein könnte", miaute der Schüler schließlich prompt und log dabei auch nicht wirklich.
Doch der schwarze Krieger wurde mit jedem Schritt misstrauischer, vorsichtiger und lies keine Bewegung seiner Clankameraden aus dem Auge. Vermutlich hätte Flusspfote in seiner Situation nicht anders reagiert.
Schattengeist öffnete gerade den Mund, vermutlich um nachzufragen, was die beiden anderen Kater im Schilde führten, doch Hirschblut fiel ihm ins Wort: "Was meinst du, Flusspfote, wie lange dauert es noch?", fragte er gespielt fröhlich.
In seiner Stimme klang Vorfreude mit, wie ein kleines Junges klang er, dass sich freute, gleich Beute zu finden. Tatsächlich passte seine Freude auch irgendwie in die Situation, immerhin sollte Schattengeist wirklich denken das sie gleich Beute erlegen würden.
Ein Donnergrollen übertönte weitere Geräusche, bis es in weiter ferne wieder verklang. Der Regen prasselte immer noch, durchnässte den drei Clan-Katzen das Fell und ließ sie zittern, aber so genau bemerkte Flusspfote nicht, dass ihm kalt war.
"Gleich", antwortete er wahrheitsgemäß. Man erkannte auch schon die Grenze, ein paar Bäume und Felsen markierten sie. Da der Rest des Territoriums hauptsächlich aus geraden Wiesenflächen bestand war die Grenze nicht zu übersehen.
"Sicher, dass ihr so dicht an der Grenze jagen wollt?", hackte Schattengeist nach. Seine Stimme war deutlich und klar, zeigte aber seine Unsicherheit und sein Misstrauen. Mit hoch erhobenem Kopf und zusammengekniffenen Augen starrte er auf die Felsen und abwechselnd zu seinen beiden Clan-Gefährten.
"Ich erinnere mich gut an einen Tag, an dem du noch kleiner warst, Flusspfote", begann er leise zu reden.
"Ja", hauchte der Schüler als Antwort.
"Es war ein warmer, trockener Tag, ein sonniger. Heute ist es ganz anders als damals, du erinnerst dich sicherlich. Und du hast offensichtlich verstanden, warum ich damals so schnell wie nur möglich von dort verschwunden bin", der schwarze Kater sprach immer noch leise, verhängnisvoll und erschüttert. Seine Augen spiegelten etwas Trauer wieder, keine Zuversicht. Nur die Angst, die er schon damals in den Augen hatte.
"Ich will meinen Clan nicht verlieren", sein krächzten war so leise, dass es Flusspfote nur mit Mühe verstand.
"Ich habe Angst, Flusspfote. Der ganze Clan hat Angst. Wir sind gejagte in einem Territorium in dem wir selbst schon so oft Jäger waren. Ich kann nicht zulassen nach Rostwind noch jemanden zu verlieren. Er war mein bester Freund, das weißt du. Ich habe bei meinem Leben geschworen jeden vor Raivi zu beschützen - mit meinem Leben. Nach Rostwinds...tot..."
"Rostwind ist nicht tot", versuchte Hirschblut ruhig einzulenken. "Natürlich ist er das!", fauchte Schattengeist wütend. Seine Stimme bebte, er zitterte, was vermutlich nicht nur am Regen lag, "er ist fort, schon lange! Seit er zurückgekehrt ist, aus dem Wald! Und er weiß dass! Er weiß das wir einen Verräter unter uns haben! Er wusste es von Anfang an. Und ich habe ihm nicht geglaubt! Er ist tot - wegen mir!"
Er zuckte zurück, als hätte ihn jemand geschlagen und warf sich erschöpft auf den schlammigen Boden.
"Wer ist Raivi?", fragte Flusspfote leise Hirschblut.
"Die Schattenkatze", antwortete Schattengeist matt. Offenbar hatte er den grauen Schüler gehört.
"Du bist nicht schuld an seinem Tod. Es ist gekommen, wie der SternenClan es gelenkt hat", miaute Hirschblut nun, "versink nicht in der Schuld. Ich bin sicher, Rostwind hätte dir verziehen"
Er ist nicht mehr hier", Schattengeist Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Und damit hatte er recht. Egal, wo Rostwinds leblose Hülle war, sein Geist war fort.Für immer.
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Gefährliche Blicke | Warrior Cats FF
Fanfiction"Die Katze der Schatten wird kommen und Tod und Verderben über euch bringen!" Bei den Clans bricht Unruhe aus; Gefahr droht und die Clans werden von Innen heraus zerfressen. Flusspfote ist eine der Ersten Katzen, die von den Geschehnissen erfährt un...