Kapitel 16 - Der Angriff

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Sofort wirbelten die Katzen herum. Doch am oberen Rand des Hanges stand niemand, nur ein paar vereinzelte Bäume. 

Die Stimme, die mit ihnen geredet hatte war tief gewesen, es war mit Sicherheit ein Kater, der geredet hatte. 

"Zeig dich!", forderte Blattzweig den Fremden auf. 

"Gerne", antwortete dieser und tauchte auf der gegenüberliegenden Seite des Hanges auf. Es war ein sandfarbener Kater. Seine Augen hatten einen tiefen Grünton, während seine Pfoten von weißen Sprenkeln überzogen wurden. Er war stämmig und sah kräftig aus. Auf seinem Gesicht bildeten sich bereits einige Narben ab. 

Es schien, als sei er im gleichen Alter wie Blattzweig. Diese sträubte das Fell und fauchte feindselig in seine Richtung. 

"Was willst du, Fremder", knurrte sie ihm entgegen.
Er schnippte ungeduldig mit dem Schweif. "Na, das nenn ich unentspannt. Ich bin doch nur ein armer Kater, mit seiner Gefolgschaft der ein bisschen Aktion in eure Leben bringen will. Wie ich gerade herausgehört habe, sind diese ja wirklich entsetzlich langweilig, wenn ihr die Zeit findet darüber zu diskutieren, dass ein Junges euer Anführer sein soll" 

"Ich bin kein Junges!", fauchte Stachelpfote zurück. 

"Sicher. Ich habe sogar einen Gast mitgebracht. Ich bin sicher, ihr kennt ihn"

Neben ihm erschien eine Kätzin. Sie hatte eine Narbe über dem rechten Auge. Ihr Fell war in einem hellen Silberton, ihre Augen waren gelb wie die Sonne. 

"Silberschrei!", Hirschblut war der erste, der ihren Namen schrie, "was haben sie dem WasserClan angetan?"

Der Kater zuckte unruhig mit den Ohren: "Bis jetzt noch nichts. Aber Silberschrei kann euch das ja selbst erzählen. Immerhin hat sie beim WasserClan eine lange Zeit gelebt"

"Ganz recht", erwiderte diese, "eine große Verschwendung meiner Lebenszeit. Ich will es kurz machen, bis ihr darauf kommt sind ja Monde vergangen..."

"Du bist der Verräter!", Stachelpfote taumelte einige Schritte zurück, als er diese Worte aussprach, als hätte er ihre Bedeutung erst jetzt signalisiert. 

"Ihr habt also doch etwas im Kopf", miaute die Silberne mit einem argwöhnischen Unterton. 

"Er hat recht?", fragte Blattzweig entsetzt. 

Silberschrei antwortete darauf nicht, stattdessen tappte sie langsam auf Stachelpfote zu. Dieser wich einen weiteren Schritt vor ihr zurück. 

"Lass es mich schnell über dich bringen", bat Silberschrei genervt. 

"Was hast du vor?", fragte Blitzpfote panisch. Blattzweig ging auf die Königin zu, wollte sie von ihrem Schüler wegschieben, aber der sandfarbene Kater ging dazwischen und warf die Kätzin unsanft auf den Boden. 

Es tauchten mehr Katzen am Rand der Lichtung auf. Vermutlich gehörten sie zu dem Sandfarbenen.

"Ich habe Befehl ihn zu töten", erklärte Silberschrei, "ich habe Befehl euch alle zu töten"

"Wieso?", fragte Hirschblut. 

"Ihr habt es geschafft eine Bedrohung für Raivi und ihre Pläne zu werden. Bedrohungen soll man bekanntlich ausschalten, damit sie nicht wachsen können"

"Wie kannst du ihn töten wollen? Er ist dein Clangefährte!", die Stimme gehörte Flusspfote selbst. Er ging langsam einige weitere Schritte auf Silberschrei zu, sodass es niemand merkte - zumindest hoffte er das. Nun war er in Sprungreichweite. 

"Ich gehörte einmal zum WasserClan - bevor ich Raivis Geschichte hörte. Bevor ich sie suchte und mich ihr anschloss"

"Was hast du davon?", wollte Blattzweig wissen. 

"Ich werde verschont", lächelte Silberschrei und holte mit der Pfote nach Stachelpfotes Flanke aus. Bevor sie traf, rollte der Kater seitlich weg. Zeitgleich sprang Flusspfote hinter sie und biss ihr in die Hinterpfote. 

Sie schrie auf und fuhr herum. Um Flusspfote herum wurde bereits gekämpft. Streuner stürzten sich auf Hirschblut. Und auch Blattzweig und Blitzpfote wehrten Schläge ab. Silberschrei holte mit der Pfote aus und traf Flusspfote an der Schnauze. 

Dieser fauchte und rollte sich unter ihren Bauch. Ehe sie reagieren konnte kratze er ihr Bauchfell auf. Stachelpfote verbiss sich währenddessen in ihrem Rücken und kratze diesen auf. 

"Helft mir!", schrie die Kätzin panisch und versuchte erfolglos die beiden Kater von sich loszubekommen. Ein rötlicher Streuner eilte ihr schließlich zur Hilfe und stieß Flusspfote unsanft von ihr weg. 

Dieser schaffte es, ihm die Pfoten über ein Ohr zu ziehen, doch er wurde schlussendlich auf den Boden gewirbelte. Der Kater kam seiner Kehle gefährlich nah, doch Flusspfote schaffte es mit den Hinterpfoten seine Flanke zu treffen, wodurch der Fremde Kater kurz abgelenkt war. Dann sprang Flusspfote auf und flüchtete auf einen der umherstehenden Bäume. 

Klettern war schon immer eine seiner Stärken gewesen. 

Der Schüler blutete bereits aus mehreren Wunden, doch er durfte seine Freunde nicht im Stich lassen. Also kletterte er geschickt vom Baum und stürzte sich auf einen Kater, der Hirschblut von hinten angreifen wollte. 

Die Streuner waren ein paar mehr als sie, doch die Fremden hatten weniger Kampferfahrung, so war die Schlacht ausgeglichen. 

Fauchend währte sich der Kater gegen Flusspfotes Tritte und Angriffe, kassierte trotzdem mehrfach Schläge. Doch auch Flusspfote wurde tief in die Flanke geschnitten. 

Schlussendlich zog der Kater ab und versteckte sich hinter seinen Gefährten, mit denen er gegen Blattzweig kämpfte. Hirschblut hatte seinen Gegner verjagt und half Stachelpfote gegen Silberschrei zu kämpfen. Blitzpfote half Blattzweig. 

Flusspfote suchte den sandfarbenen Kater und fand ihn in der Nähe von Silberschrei. Jedoch kämpfte er nicht an ihrer Seite sondern sah ihr nur zu, wie sie von Hirschblut gebissen wurde. Blut tropfte aus unterschiedlichen Wunden von ihr zu Boden. Flusspfote schlich Hinter den Sandfarbenen und dachte nicht darüber nach, dass dieser vermutlich stärker als er war. 

Nachdem er sich das Überraschungsmoment zu nutzen gemacht hatte, griff der Kater ihn geschickt an, sodass Flusspfote keine Zeit mehr für einen Gegenangriff fand. 

Doch das Schlachtfeld leerte sich. Weitere Streuner verließen die Lichtung, sodass Blattzweig Flusspfote gegen den Fremden helfen konnte. 

Silberschrei war ebenfalls geflohen. Auch die restlichen Katzen verschwanden langsam und ließen ihre toten Gefährten auf der Lichtung zurück. 

"Flusspfote, Blitzpfote ist schwer verletzt! Er verliert zu viel Blut!", Blattzweig hatte diese Worte geschrien, nachdem der letzte Fremde abgezogen war

"Ich komme!", antwortete und eilte zu seinem Freund. 

Gefährliche Blicke | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt