Kapitel 6 - Der Hinweis

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Flusspfote horchte auf. Warum war ihm das vorher nicht eingefallen? Warum hatte er das wichtigste Übersehen? "Es kann nicht gewollt haben, dass es unauffällig ist. Ansonsten wäre das Zeichen nicht da gewesen", meinte er dann. Hirschblut nickte bedächtig. Es musste einen anderen Grund geben, einen Grund, den Flusspfote wohl noch nicht kannte. Noch nicht. 

Es wurde langsam Zeit, zurück zum Lager zu gehen und schlussendlich taten dies die vier Katzen auch und stapften zurück. Auch Blattzweig überlegte rätselhaft weiter. Sie schien wie ausgewechselt - ihre Vorsicht war nicht mehr bemerkbar und sie schien sich auf die Geheimnisse stürzen zu wollen. 

Aber das konnte so ziemlich niemand von ihnen. "Wem können wir noch vertrauen?", wollte Stachelpfote an seine Mentorin gewandt wissen. Diese schüttelte nachdenklich den Kopf. "Wir sind ein Clan. Ich glaube kaum, dass jemand uns..." "Aber das ist es doch! Wir glauben, dass alle von uns loyal wären", schnaubte Hirschblut dazwischen, "wir erzählen niemandem etwas, dass er nicht wissen muss, verstanden?"

Wiederwillig nickte Flusspfote. Er erzählte Windbeere immer sehr viel, vor Allem Geheimnisse oder Sonstiges, sie war wie eine große Schwester für ihn. Eine gute Freundin, Jemand, dem er vertrauen konnte - bis jetzt. Jetzt war die Zeit des Misstrauens gekommen, eine Zeit, die Flusspfote nie anbrechen sehen wollte. Er liebte seinen Clan und die Monde zuvor waren so ruhig und friedlich gewesen, selbst der FeuerClan hatte die Gesetzte endlich respektiert und nicht gebogen, wie es ihnen passte. Aber das Leben wollte eben, dass Flusspfote im Risiko lebte. Und wenn das Leben es so wollte, dann musste er es eben, ob er wollte oder nicht, akzeptieren. 

Die Patrouille erreichte das Lager und einer nach dem Anderen, vorsichtig tappte in die Dunkelheit des Höhlensystems. Als die Katzen im Lager ankamen, schien nicht viel passiert zu sein. Einige Krieger, darunter Spatzenkralle und Mondquell, die wohl jüngsten Krieger des Clans, aßen gemeinsam ein großes Kaninchen. 

Trotz ihres Alters hatte Mondquell bereits eine Schülerin - Sandpfote. Um genau zu sein, hatte sie sie wenige Tage nach ihrer Ernennung bekommen. Warum war Flusspfote unergründlich aber wenn Bernsteinstern es für richtig hielt, so einer jungen Kätzin so viel Verantwortung zu geben, dann war es nun mal so.

Moorpelz, Windbeere und Blaubeersilber unterhielten sich nahe des Eingangs des Kriegerbaus und Wolkenspringer, Wolfsblüte und Tupfenpfote machten sich bereit, zur Jagtrotte aufzubrechen. 

Im Heilerbau erkannte man unschwer und anhand der Geräusche Fuchsjunges und Steinjunges. Die beiden Jungkatzen wurden wahrscheinlich von ihrer Mutter gedrängt, ihren Vater zu besuchen. Doch sie verstanden das nicht, sie fanden es vermutlich unglaublich toll, dass ihr Vater so mutig war und so gefährliche Wunden hatte. Quellenherz war auch im Heilerbau, vermutlich um ihrer Freundin Gesellschaft zu leisten. Diese musste erst einmal akzeptieren, was mit ihrem Gefährten geschehen war. 

Schattensprung lag müde im Lager auf dem Boden, in der Höhle war es angenehm warm, und hielt ein Schläfchen und Frostwasser zog gerade einen Floh aus Asterbarts Pelz. Trotz ihres Alters hingen die Ältesten nicht die ganze Zeit im Lager herum sondern spazierten oft durch das Territorium, auch wenn die Strecke nicht lang war. 

Aber Windbeere hatte gesagt, ein bisschen Bewegung würde ihnen nicht schaden und die ganze Zeit im dunkel zu hocken war nicht gesund. Und so fingen sie sich deutlich weniger Zecken oder Flöhe ein, also war dieser kleine Floh, den Asterbart hatte eine Seltenheit. 

Stachelpfote tappte ohne Zögern zu Frostwasser und miaute: "Kannst du uns auch über die Schattenkatze erzählen?" Doch die alte Kätzin blickte ihn nur starr mit ihren eisblauen Augen an. "Ich halte mich an Bernsteinsterns Anweisungen", war das einzige was sie sagte. Mit gesengtem Kopf kehrte Flusspfotes Bruder wieder zurück zu Blattzweig. "Ruht euch aus. Diese Vision hat ganz schön an der Kraft gezerrt", wies Hirschblut die beiden an und so tappten sie, erschöpft wie der rot-braune Kater gesagt hatte, zum Schülerbau. 

Beide legten sich in ihr Nest und fielen in einen Schlaf. 

Flusspfote träumte erneut, aber er hatte keinen Albtraum, glücklicher Weise. Er träumte etwas wichtigeres, als er noch ein kleines Kätzchen war. Er stand auf einer Lichtung, außerhalb des Gebietes in dem der Clan wohnte. Sein Vater stand neben ihm. Flusspfote, der sich das ganze nur anschaute wich zurück. Sein Vater war bereits Tod gewesen, als er diese Tour unternommen hatte und damals war Schattengeist mit ihm gegangen. Doch nun stand Wespensturz an eben der Stelle, an der der zweite Anführer einst gestanden hatte. Doch die Erinnerung änderte sich, als sein Vater sich zu ihm umdrehte. 

"Ich habe lange gewartet", schnurrte er erfreut. Flusspfote wusste nicht, was er tun sollte, also öffnete er einfach den Mund, bekam aber keinen Ton heraus. 

Erst nach einigen Momenten bekam seine Stimme wieder klang: "Du bist keine SternenClan-Katze" SternenClan-Krieger hatten leuchtende Sterne im Peltz. Der seines Vaters war jedoch bräunlich, mit ein wenige gelb gemischt. So wie er zu Lebzeiten war.

"Ich bin ein Teil von Wespensturz der zu dieser Erinnerung geschickt wurde. Zu einigen Erinnerungen hat er Seelenstücke von sich geschickt. Ich habe hier gewartet, bis du dich an diesen Tag erinnerst. Ich kann nicht lange bleiben, ich lebe nur kurz wenn du erscheinst und kehre dann zu deinem Vater zurück. Aber ich soll dir eines von ihm ausrichten: Sei stark. Immer und überall. Zweifle niemals an deiner Familie oder an deinen wichtigen Freunden. Er hat mir diese Sache aufgetragen zu sagen, da war er erst vor kurzem Tod. Nun ist einige Zeit vergangen, nicht wahr? Deshalb ist es etwas veraltet. Nun würde er vermutlich sagen: Gib auf dich acht!" 

Und damit verblasste das Seelenstück und die Erinnerung nahm wieder Gestalt an. Nun stand auch Schattengeist da aber das interessierte den Schüler nicht: Er hatte Chancen gefunden, mit seinem Vater zu kommunizieren! Wenn auch kurz, aber er konnte es schaffen. 

Doch nun musste er sich auf die Erinnerung konzentrieren - sie schien wichtig, wenn sein Vater hier mit ihm reden wollte und wollte, dass er sich daran erinnerte. 

Der junge Flusspfote lief an einem Baum vorbei und legte sich dann erschöpft ins nasse Gras. Dann endete die Erinnerung wieder. Flusspfote ließ geknickt den Schweif hängen bis er einen wichtigen Hinweis fand. 


Gefährliche Blicke | Warrior Cats FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt