Kapitel 29

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Der Eintopf muss noch einige Zeit bei niedriger Hitze vor sich hinsimmern, bevor er fertig ist. Daher nutzen Mama und ich die Chance um mit Nari zu sprechen. Im Wohnzimmer machen wir es uns zu dritt gemütlich. Nari sieht uns mit großen Augen an. Was sie wohl zu dem Ganzen sagen wird?

"Nari-ah...", legt meine Mutter los. "Du weißt ja, dass Papa uns den Vorschlag gemacht hat, dass wir zu ihm nach Deutschland ziehen könnten..."
Nari nickt eifrig. "Ye, das habe ich mitbekommen."
Seufzend stellt Mama die alles entscheidende Frage. "Was sagst du dazu, wenn wir das machen würden?"
Naris Augen werden immer größer. So ganz kann ich es noch nicht zuordnen, wie ihre Gefühlslage dazu ist. Doch plötzlich beginnt sie zu strahlen. "Jaaaaaaaaaaa... Ja, Mama! Das machen wir! Ich will auch endlich meinen Papa an der Seite haben! Ich will Mama UND Papa bei mir haben, so wie meine Freunde auch!"
Nun wendet sich Nari mir zu. "Eonni... Appa ist sooooo lieb. Ich will ihn nie wieder alleine gehen lassen. Wir gehen alle zusammen mit ihm, ja?"

Mühsam schlucke ich den aufsteigenden Kloß in meinem Hals herunter. Ich kann die Kleine ja verstehen. Sie hatte noch nie ihren Papa an der Seite. Da herrscht großer Aufholbedarf.

Langsam schüttel ich den Kopf. "Ani, Nari. Ich werde nicht mitkommen. Zumindest nicht gleich. Ich mache erst das Studium hier fertig und dann komme ich vielleicht nach."
Naris Augen werden kugelrund und Tränen bilden sich darin. "Aber... aber Eonni! Ich mag nicht ohne dich sein!"
Sie beginnt zu weinen woraufhin ich sie sofort in den Arm nehme und sie sanft wiege.

"Schschsch... Es wird alles gut. Ich habe ja nicht mehr so lange, bis das Studium beendet ist. Nur knapp ein Jahr. Das schaffen wir. Und ansonsten können wir viel miteinander telefonieren.", versuche ich sie zu trösten.

Ausgerechnet jetzt klingelt es an der Tür. Papa scheint schon etwas früher gekommen zu sein. Mama öffnet ihm und Nari wischt sich hektisch die Tränen aus ihrem hübschen Gesicht.
"Appaaaaaaaa!", ruft sie laut aus, stürzt sich in die ausgebreiteten Arme unseres Vaters und schmiegt sich an ihn.
Nachdenklich betrachte ich die beiden. Es ist vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn sie ihren Papa auch erstmal eine Weile für sich alleine hat. Ich hatte ihn knapp 15 Jahre für mich alleine, bevor er uns dann zurückgelassen hat. Papa hat Naris Herz im Sturm erobert. Sie liebt es, wenn er sie "Prinzesschen" nennt und ihr schöne Kleider und Spielzeug kauft.

"Ist alles in Ordnung, Seri?", spricht mein Papa mich auf einmal an.
"Ye, ye... alles in Ordnung. Ich habe nur gerade über etwas nachgedacht.", belasse ich es dabei und helfe Mama beim Tischdecken.

Kurz danach sitzen wir alle am Tisch und lassen es uns schmecken.
"Mmmh, was habe ich diesen Eintopf vermisst!", schwärmt mein Papa mit vollem Mund und meine Mama lächelt geschmeichelt vor sich hin.
"Es ist sehr lecker.", bestätige ich meiner Mama und auch Nari nickt, während sie sich bereits den nächsten Löffel in den Mund schiebt.

"Aber nun sagt mal. Ihr habt seit Silvester nichts zu meinem Vorschlag geäußert, ob ihr mit mir nach Deutschland kommen wollt. Morgen muss ich bereits zurück. Was sagt ihr denn jetzt dazu? Ich würde mich jedenfalls sehr freuen wenn ihr mitkommen würdet und wir dann endlich wieder alle beisammen wären."
Mama wirft mir einen Blick über den Tisch zu und räuspert sich.
"Yeobo, wir haben vorhin miteinander darüber gesprochen, nachdem sich zunächst jeder selbst seine Gedanken dazu gemacht hat..."
Erwartungsvoll blickt mein Vater auf. "Ye? Und?"
Aufmunternd nicke ich Mama zu, die noch einmal schluckt ehe sie weiterspricht. "Nari und ich kommen sehr gerne mit dir nach Deutschland. Seri möchte hier erst noch ihr Studium beenden und wird dann nachkommen."

Aufmerksam beobachte ich Papas Gesicht. Es ist mir nicht entgangen, dass er zunächst erleichtert auflachen wollte. Doch als er gehört hat, dass ich nicht mitkommen werde, fiel ihm die Kinnlade herunter. Aber egal, was jetzt kommt... Ich werde hier bleiben.

Nachdenklich stiert mein Papa auf seinen Teller. "Aber wir können das Mädchen doch nicht hier alleine zurücklassen...", murmelt er ehe er wieder aufsieht und mich anschaut. "Seri-ah... Kannst du dein Studium nicht auch in Deutschland beenden?"
Traurig schüttel ich meinen Kopf. "Aniyo, Appa. Dazu muss ich doch erst einmal die Sprache können. Selbst in Englisch bin ich nicht fit genug dazu. Und ich habe ja nur noch knapp ein Jahr bis zum Abschluss. Außerdem bin ich nicht alleine. Eun-Mi ist auch noch da. Sie ist beinahe wie eine große Schwester für mich."
Stirnrunzelnd nickt Papa nun. "Ye, arraso. Dann ist das eben so. Aber eine Bedingung habe ich..."

Unsicher werfe ich einen Blick zu meiner Mama, die eine Augenbraue fragend anhebt.
"...Ich wüsste dich gerne in einer sichereren Gegend als diese hier. Ich will dir eine neue Wohnung suchen und einrichten. Am besten in der Nähe deiner Uni. Ich bezahle alles. Einverstanden? Yah! Starr mich nicht so an!"

Hastig schließe ich meinen Mund wieder, der vor Überraschung offen gestanden hat und nicke eifrig. "Ye, einverstanden, Appa. Danke! Gamsahamnida!", rufe ich und falle ihm dankbar um den Hals.

Ich würde also hier bleiben können - zumindest vorerst.


Do you love the Bangtan Style? Pt.3 - Taehyung-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt