Kapitel 63

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Seri POV:
Ich fühle mich schwer wie Blei, als ich wieder wach werde. Nur mit Mühe bekomme ich meine Augen auf. Es ist mittlerweile Abend geworden und in meiner Wohnung ist alles ruhig und dunkel. Nanu? Ist Tae gar nicht da?
Vorsichtig taste ich die Seite neben mir ab. Es raschelt und ich ertaste ein Stück Papier. Müde blinzelnd schalte ich das Licht auf meinem Nachtkästchen an und warte, bis sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, bevor ich die Buchstaben auf dem Zettel entziffern kann.
Tae hat mir eine Nachricht hinterlassen und schreibt, dass er in die Agentur zu einem Termin müsse, aber danach wieder zu mir zurück kommen würde. Er hätte eine Kleinigkeit zum Essen besorgt und es in den Kühlschrank gestellt.
Überlegend lege ich den Zettel wieder zur Seite.
Stimmt ja. Er hat mir erzählt, dass sie einen Termin haben und er auf jeden Fall dabei sein muss.
Langsam stehe ich auf und muss mich prompt an der Wand festhalten, da mich ein Schwindel überkommt. Als das Flimmern vor meinen Augen nachlässt, gehe ich nach unten in die Küche. Vielleicht wäre es gut, wenn ich eine Kleinigkeit esse und mir einen Tee koche.

Als ich die Kühlschranktür öffne, muss ich schmunzeln. Tae hat mir etwas Porridge besorgt - das wird wohl das Beste sein für meinen nervösen Magen. Er ist schon sehr fürsorglich und ich weiß es wirklich sehr zu schätzen.
Während ich darauf warte, dass die Mikrowelle mir mein Essen aufwärmt, sehe ich auf dem Handy nach, ob ich irgendwelche Nachrichten erhalten habe.
Tatsächlich ist eine Nachricht von Eun-Mi dabei. Ob es ihr inzwischen leid tut und sie mich wieder zurück nimmt? Mit klopfendem Herzen öffne ich die Nachricht und lasse das Handy kurz danach enttäuscht sinken. Von wegen!
Sie hat nur geschrieben, dass ich meine Jacke im Bistro vergessen hätte. Wenn ich sie bis heute Abend zur Ladenöffnung nicht abgeholt habe, würde sie die Jacke im Müll entsorgen. Genervt seufze ich auf. Soll sie sie doch wegwerfen. So lange Eun-Mi nicht vernünftig wird, möchte ich sie gar nicht sehen. Ich meine... Was soll das auch? War sie noch nie verliebt? Na ja... Vielleicht schon... Das weiß ich nicht. Wir haben nie über sowas gesprochen. Aber was kann ich dafür, dass ich mich in Tae und andersrum er sich in mich verliebt hat? Wer kann seine Gefühle schon abschalten? Wir sind doch alle nur Menschen und keine Roboter!

Das Klingeln der Mikrowelle holt mich aus meinen Gedanken zurück. Vorsichtig bugsiere ich den heißen Teller an den Tisch und setze mich. Nachdenklich puste ich die erste Portion auf meinem Löffel, um sie etwas abzukühlen.
Ob ich mich mit Eun-Mi jemals wieder vertragen werde? Obwohl... Warum ich? Sie war es doch, die mich knallhart abserviert hat!
Mürrisch atme ich durch und stecke mir den Löffel mit der Mahlzeit in den Mund. Autsch! Das ist ja noch immer heiß! Hastig greife ich nach einer Serviette und spucke das Essen dort hinein. Ah! Mein ganzer Mund brennt! Suchend sehe ich mich nach einem Glas Wasser um und renne schließlich in die Küche um mir frisches kaltes Wasser aus dem Kühlschrank zu nehmen. Langsam schiebe ich das Wasser mit der Zunge in meinem Mund hin und her.
Als das alles noch nicht zu helfen scheint, hole ich einen Eiswürfel aus dem Gefrierfach und lasse ihn langsam auf meiner Zunge zergehen.
Ganz allmählich lässt der brennende Schmerz nach und ich atme erleichtert durch.

Mein Magengrummeln erinnert mich daran, dass ich etwas essen sollte und so setze ich mich wieder an den Tisch zurück. Misstrauisch beäuge ich das Essen, das immer noch vor sich hin dampft. Zögernd nehme ich den Löffel wieder zur Hand und nehme diesmal nur wenig vom Rand des Tellers auf. Vorsichtig puste ich erneut das Essen, damit es sich abkühlt, ehe ich es in
den Mund nehme und herunterschlucke. So mache ich es, bis der Teller nahezu leer ist und ich beim besten Willen nichts mehr herunter bekomme. Aber irgendwie fühlt sich mein Magen noch immer komisch an.

Bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen kann, lässt mich das Klingeln meines Handys aufhorchen und lächelnd nehme ich den Anruf entgegen. Es ist - wie könnte es auch anders sein - Tae!
"Hey!", melde ich mich am Telefon. "Seid ihr mit euren Terminen schon fertig heute?"
"Nein, leider nicht.", brummt Tae mürrisch. "Unsere Manager haben eine Tour beschlossen und wir sind gerade dabei diese durch zu planen und zu besprechen. Ich kann heute leider nicht mehr vorbei kommen. Das tut mir schrecklich leid. Ich vermisse dich!"
"Ich vermisse dich auch Tae.", flüstere ich leise und rappel mich dann hoch. "Aber das macht nichts. Gib dein Bestes! Ja? Fighting!"
"Das mache ich. Aber wie geht es dir? Geht es dir besser? Hast du was gegessen?", will er nun wissen.
"Ich bin mir nicht sicher. Ich habe zwar was gegessen, aber irgendwie ist mein Magen trotzdem nur am Grummeln.", antworte ich ihm wahrheitsgemäß.
"Vielleicht solltest du dir noch einen magenberuhigenden Tee machen? Vielleicht hilft das? Oder soll ich dir was aus der Apotheke besorgen und es dir vorbeibringen lassen?"
Tae klingt ziemlich beunruhigt.
"Nein, ich denke, das braucht es nicht. Ich werde mir gleich Tee kochen und ihn langsam trinken. Mach dir keine Sorgen. Ich habe dir doch gesagt, dass mein Magen empfindlich auf Stress reagiert. Das wird sich schon wieder legen. Okay?", versuche ich ihn zu beruhigen.
"Ja, vielleicht hast du recht. Ich muss jetzt leider auflegen. Für uns wird es wohl ein langer Abend. Wir haben noch viel zu besprechen und zu planen. Hitman Bang möchte den groben Zeitplan noch heute fertig haben. Und wir wissen gerade mal, in welchen Städten wir überall auftreten sollen."
Tae hört sich ziemlich gestresst an und er tut mir leid. Ich möchte ihn mit meinen Wehwehchen nicht noch zusätzlich belasten.
"Alles gut. Mach dir keine Sorgen mehr und kümmere dich gut um eure Tourplanungen. Ich liebe Dich!"
"Ich liebe Dich auch. Du fehlst mir jetzt schon so sehr. Ich weiß gar nicht, wann wir uns wieder sehen können. Es gibt einfach viel zu viel zu tun! Am liebsten möchte ich dich klein zaubern können und mit in meine Tasche packen."
Leise schmunzel ich in mich hinein. Tae ist aber auch einfach zu goldig. "Wir werden uns wiedersehen, keine Angst. Es wird wohl eine Weile dauern, da du viel um die Ohren hast. Aber auch auf mich kommt jetzt eine harte Zeit zu, weil ich eine Klausur nach der anderen schreiben muss und meine Abschlussarbeit steht auch noch an. Wir werden beide einfach unser Bestes geben und dann wird die Zeit schon schnell vergehen. Was hältst du davon, wenn wir nach all dem ein gemeinsames Wochenende haben? Wir könnten vielleicht auch wegfahren? Also... Zumindest wenn dir noch ein Ort einfällt wo man euch noch nicht so kennt...?", schlage ich ihm vor.
"Das wäre traumhaft! So, jetzt muss ich aber wirklich. Sonst komme ich wieder zu spät! Pass gut auf dich auf! Ich liebe Dich!", ruft er ins Telefon. Dann hat er auch schon aufgelegt.

Traurig starre ich auf das Handy. Na toll! Erst fliegt meine Familie tausende Kilometer weit weg nach Deutschland, um sich da ein neues Leben aufzubauen, dann schmeißt Eun-Mi mich aus ihrem Laden und nun hat Tae keine Zeit mehr für mich.
Na gut... Ja, er ist ein Idol. Das ist sein Job und dafür muss er auch zur Verfügung stehen. Und wenn das Management nun beschlossen hat, dass sie eine Welttour machen sollen, dann ist das eben so. Ich kann ihn nicht nur für mich beanspruchen, das ist mir schon klar.
Für ihn ist das sicher auch nicht leicht, die Arbeit zu machen, die er so sehr liebt und und innerlich gespalten zu sein, weil er sich noch eine Freundin an Land gezogen hat, die er ebenfalls liebt. Ich sollte es ihm nicht noch schwerer machen und mich an ihn klammern. Noch dazu kommt in der Uni nun wirklich der große Prüfungsstress und da habe ich dann so viel zu tun, dass ich nicht zum Nachdenken kommen werde.

Ein lautes Grummeln und ein Magenkrampf lassen mich zusammenzucken. Irgendwie war mir das Essen wohl nicht vergönnt. Ich versuche ruhig ein- und auszuatmen, merke dann aber, dass ich ganz schnell die Flucht in Richtung Bad antreten sollte.
So eine starke Übelkeit hatte ich noch nie!


Do you love the Bangtan Style? Pt.3 - Taehyung-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt