Kapitel 30

89 5 0
                                    

Mittlerweile ist einige Zeit vergangen. Wir haben Papa am Flughafen tränenreich verabschiedet. Er wird sich in Deutschland nun um eine Wohnung für uns alle bemühen und sie einrichten. Ja, für uns alle. Auch, wenn ich noch einige Zeit hier in Seoul sein werde, so ist er dennoch der Auffassung, dass er schon jetzt ein Zimmer für mich einrichten möchte, damit ich sie auch zwischendurch in den Semesterferien besuchen und mich heimisch fühlen kann.

Auch die Wohnungssuche hier in Seoul hat er in die Hand genommen. Vier Wohnungen habe ich bereits angeschaut und bei der letzten auch prompt zugesagt.
Sie liegt nicht weit von der Universität und auch zum Bangtan-Bistro ist es nicht weit. Es ist ein kleines süßes Appartment in einem Hochhaus. In der Wohnung wurde aus Platzgründen eine Zwischendecke eingezogen. Der Schlafbereich liegt im oberen Bereich und ist durch eine Treppe zu erreichen. Unten ist eine kleine Küche, ein kleines Bad und der Wohnbereich. Sie ist bereits möbliert. Ich muss mich eigentlich nur noch einrichten.

Mama und Nari schwirren jeden Tag in unserer alten Wohnung aufgeregt herum und suchen ihre wichtigsten Sachen zusammen und sortieren alte Sachen aus. Mama möchte alles fertig gepackt haben, wenn Papa in vier Wochen wieder kommt um sie abzuholen. Auch meine Sachen finden nach und nach Platz in einigen der Kartons.
Mama hat die Wohnung verkauft und auch ihren Job gekündigt. Ihre Kolleginnen sind einerseits sehr traurig darüber, dass sie geht, aber sie freuen sich irgendwie auch sehr, dass sie wieder mit ihrem geliebten Mann zusammen sein kann und ein gutes Leben haben wird.

Ein wenig wehmütig wird mir in der immer leerer werdenden Wohnung schon. Alte Erinnerungen kommen immer wieder in meinen Gedanken auf. Seit ich denken kann, wohnen wir in dieser Wohnung und nun ziehen wir plötzlich aus.
Mama und Nari werden mir sehr fehlen. Wahrscheinlich werde ich mich doch etwas einsam fühlen, wenn sie nicht mehr da sind... Ach was! Ich werde mich einfach mehr auf mein Studium konzentrieren, dann wird die Zeit schon vergehen.

Tae hat sich in der Zwischenzeit auch zurückgemeldet und wir haben einen Termin für die Wandgestaltung ausgemacht. Wir werden uns heute Nachmittag im Bistro treffen und dann loslegen. Gestern habe ich schon einmal einiges an Farben, Gips und Pinsel geholt. Die Schaufenster habe ich auch mit Zeitungspapier zugeklebt, um die Arbeiten vor neugierigen Blicken zu schützen. Auch die Tische und Stühle sind bereits beiseite geräumt und der Boden mit Malervlies abgedeckt. Eun-Mi würde mich sonst umbringen, wenn wir den Boden einsauen!

Die Ärmste liegt immer noch im Krankenhaus. Die Magenentzündung scheint zwar besser geworden zu sein, allerdings bereitet sie den Ärzten nun Sorge mit ihrem Blutdruck. Sie wird erst einmal noch überwacht. Eun-Mi schmeckt das natürlich gar nicht. Sie wollte unbedingt bei der Wandgestaltung mit dabei sein und zumindest überwachen, wenn sie selbst schon keine Hand anlegen darf. Zum Glück vertraut sie mir aber insoweit, so dass wir die Sache wie geplant durchziehen können.

Noch ein letztes Mal überprüfe ich mein Aussehen im Spiegel. Die Haare habe ich zu einem Zopf geflochten, damit sie mir bei der Arbeit nicht dauernd ins Gesicht hängen würden. Makeup habe ich nur dezent aufgelegt. Damit ich mir meine Klamotten nicht ruiniere, habe ich meine alte Jeans-Latzhose angezogen und ein etwas älteres T-Shirt.
Zufrieden betrachte ich mich ehe ich mir meine Jacke und meine Schlüssel schnappe und mich auf den Weg mache.
"Annyeong, Eomma. Ich bin weg. Wartet mit dem Essen nicht auf mich. Wir werden zusammen im Bistro essen.", rufe ich meiner Mama im Vorbeigehen noch zu.
"Ye.", nickt sie und sortiert weiter ihre Sachen durch. Für einen kurzen Moment versetzt es mir einen Stich in meinem Herzen, als ich die halbleeren Regale so betrachte. Nicht mehr lange und wir würden von hier ausziehen.
Mama und Nari nach Deutschland und ich in meine eigene kleine Wohnung hier in Seoul. Schnell schüttel ich meinen Kopf, reiße mich zusammen und mache mich endgültig auf meinen Weg zum Bistro.
Nach einem Blick auf meine Uhr nehme ich an Tempo auf. Ich werde noch zu spät kommen! So schnell es geht haste ich zur U-Bahn. Doch es kommt wie es wohl kommen musste. Die U-Bahn fährt mir vor der Nase weg und ich muss auf die nächste warten. Hoffentlich sind die Jungs nicht allzu pünktlich da.

Als ich endlich am Bistro ankomme, kann ich in der Dämmerung schon sieben Gestalten vor dem Bistro ausmachen.
Sie treten von einem Bein auf das andere und reiben sich die Arme. Es muss ihnen kalt sein. Wie lange stehen sie da schon? Leise aufstöhnend beschleunige ich meinen Schritt bis ich schließlich vor ihnen stehe.
"Annyeonghaseyo!", grüße ich verlegen und verbeuge mich tief vor ihnen.
"Annyeong.", grüßen sie freundlich zurück und schenken mir ein Lächeln.
"Entschuldigt bitte, wenn ihr so lange warten musstet. Mir ist meine U-Bahn vor der Nase weggefahren und ich musste auf die nächste warten. Mianhae. Wartet ihr schon sehr lange?" Beschämt blicke ich von einem zum anderen.
"Ye, eine Weile. Tae wollte so schnell wie... Autsch!" Mit zornigem Blick gegen Tae gewandt, reibt sich Yoongi sein Schienbein, gegen welches Tae ihn gerade getreten hat.
"Aniyo!", wirft Tae schnell ein. "Wir sind kurz vor dir hier angekommen. Also noch nicht so lange da."
Verwirrt schaue ich zwischen Tae und Yoongi hin und her, schüttel mich einmal durch damit ich meine Gedanken wieder ordnen kann.
"O-o-okay... Wie dem auch sei... Kommt schnell rein, ich mach euch was Warmes zum Trinken, damit ihr euch wieder aufwärmen könnt." Mit zitternden Händen schließe ich die Tür auf, schalte die Lichter an und lasse die Jungs eintreten bevor ich hinter ihnen wieder absperre. Im Augenwinkel sehe ich noch, wie Yoongi Tae einen Nackenklatscher verpasst und Tae daraufhin den Kopf leicht einzieht.

Bestimmt wollte er nur nicht, dass ich mich schlecht fühle weil ich zu spät gekommen bin.


Do you love the Bangtan Style? Pt.3 - Taehyung-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt