Kapitel 25

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Überglücklich verlassen wir das Flughafengelände. Ein Taxi bringt uns zurück nach Seoul. Papa hat sich ein Hotelzimmer genommen, nachdem er nicht wusste, ob wir ihn wirklich sehen wollten. Dorthin fahren wir als erstes, damit er einchecken, seine Koffer abstellen und sich ein wenig frischmachen kann. Danach würden wir essen gehen. Mein Papa hatte sich bereits im Vorfeld um eine Tischreservierung gekümmert.

Möglichst unauffällig mustere ich ihn. So fein herausgeputzt habe ich ihn zuletzt bei meiner Einschulung gesehen. Die Haare sind ordentlich nach hinten gekämmt und sein Gesicht glatt rasiert. Die Brille auf seiner Nase wirkt sehr modisch. Ein kleiner Schriftzug darauf erweckt meine Aufmerksamkeit. Gucci? Warte... was? Er kann sich eine Markenbrille leisten? Na ja, vielleicht hat er sie ja auch nur geschenkt bekommen... wer weiß? Wobei... Wenn ich ihn mir so genau betrachte... Der Anzug wirkt schon sehr edel. Das ist bestimmt kein billiger Stoff und auch
seine Schuhe wirken hochwertig.
Genau in diesem Moment hebt mein Vater seine Hand, um auf seine Uhr zu schauen. Als ich diese genauer ansehe, gefriert mir das Blut in den Adern. Rolex? Hat er wirklich eine teure Rolex-Uhr am Handgelenk?
Eine leichte Wut im Bauch steigt in mir auf. Meine Mutter und ich wissen nicht, wo wir noch Geld
auftreiben sollen und er kauft sich teure Markensachen? Ich schufte neben meinem Studium im Bistro, um mir mein Teilstipendium zu finanzieren, um Mama nicht noch mehr zu belasten und er führt ein Leben wie Krösus?
Nur mit Mühe kann ich mich zusammenreißen und balle meine Hände zu Fäusten. Na warte... Wenn ich dich alleine erwische, dann werde ich dich zur Rede stellen, Papa!
Wütend richte ich meinen Blick ich aus dem Autofenster und erstarre erneut. Das Taxi bleibt vor dem teuersten Hotel unserer Stadt stehen - dem Banyan Tree Club. Während Papa den Taxifahrer bezahlt, steigen wir Frauen aus dem Taxi aus und bleiben mit offenen Mündern stehen.

"Yeobo! Was...? Wie...? Warum...?", stotternd wendet sich meine Mutter nun meinem Papa zu. Doch dieser legt ihr nur seinen Zeigefinger auf den Mund.
"Später, Jagiya. Lass es mich später beim Essen erklären. Ich werde euch dann alles erzählen. Lasst mich eben hier einchecken und alles aufs Zimmer bringen. Ihr wartet so lange hier in
der Empfangshalle, ja?"
Stumm nickt meine Mutter und nach einem Zeichen von ihr, nehmen wir alle Platz und sehen uns staunend um.

Die Angestellten des Hotels wuseln in schicken Anzügen und Kostümen herum. Über dem Empfangstresen hängt eine große goldene Uhr, welche die Uhrzeiten aus verschiedenen Ländern anzeigt. Gäste, die hier in der Halle sitzen oder herumlaufen, sehen ebenso edel gekleidet aus. Bestimmt handelt es sich hierbei um Politiker, Geschäftsführer und Ärzte. So langsam werde ich wirklich neugierig, welchen Job mein Vater nun gefunden hat.

Zwei Frauen, die gerade an uns vorbei gehen, mustern uns argwöhnisch und verziehen ihren Mund, als wären sie von uns angewidert. Verunsichert schaue ich an mir herunter. Sicher... Ich trage keine teuren Klamotten, aber meine Sachen sind sauber und nicht kaputt. Beunruhigt nehme ich zur Kenntnis, dass die beiden Frauen sich an den Portier wenden und ihn anscheinend auf uns aufmerksam macht. Jedenfalls gehen die Blicke der drei immer wieder in unsere Richtung. Der Portier nickt und erwidert irgendetwas, bevor er schließlich auf uns zukommt.
"Kann ich Ihnen helfen?", fragt er mit übertrieben höflicher Stimme und lächelt uns schief an.
Hastig erhebe ich mich und verbeuge mich kurz vor ihm. "Vielen Dank, aber wir warten hier nur auf jemanden."
Der Portier beäugt mich misstrauisch von oben bis unten. "Darf ich Sie darum bitten, dass Sie vor der Tür warten? Ich glaube nicht, dass die Person, auf die Sie warten, zu unserem Clientel passt."
Empört schnappe ich wie ein Fisch nach Luft. "Also hören Sie mal. Wir warten auf meinen Vater, Yoon Manseok. Er hat eben erst bei Ihnen eingecheckt!"
Spöttisch zieht der Portier eine Augenbraue nach oben und fragt gedehnt: "Ist das so?".
"Sie können gerne in Ihrer Gästeliste nachsehen, wenn Sie mir nicht glauben." So langsam reißt mir der Geduldsfaden. Was glaubt dieser Affe eigentlich, wer er ist? Ich möchte schon explodieren, als ich eine warme Hand auf meiner Schulter spüre und die tiefe Stimme meines Vaters vernehme. "Gibt es hier irgendein Problem?"
Die Augen des Portiers werden immer größer und nun ist es an ihm sich hastig zu verbeugen.
"N-n-nein, k-k-kein Pr-pro-problem, Sir."
"Dann möchte ich Sie bitten, meine Familie in Ruhe zu lassen und sie nicht öffentlich in Kritik zu stellen, ist das klar?", brummt mein Vater energisch.
"Ye, Sir. Ich habe verstanden. Herzlich Willkommen in unserem Haus. Wir wünschen einen guten Aufenthalt.", stammelt der Portier ehe er zusieht, dass er schnell verschwindet.
Überrascht sehe ich zu meinem Vater auf. "Appa, was hat das alles hier zu bedeuten?"
"Ja, Yeobo. Was soll das alles hier?", klinkt sich nun auch meine Mutter mit ein.
Mein Vater sieht sich kurz um. "Nicht hier. Ich erkläre euch alles, wenn wir beim Essen sind. Aber nun lasst uns erst einmal losgehen. Ich habe gesehen, dass nicht weit von hier ein Einkaufszentrum ist. Ich würde euch gerne etwas kaufen. Lasst uns zuerst dorthin fahren und dann gehen wir essen, ja?"
Stumm nicken wir und verlassen zusammen das Hotel, von wo aus wir erneut in einem Taxi losfahren.

Die Gedanken in meinem Kopf kreisen. Was für eine Arbeit hat mein Vater? Warum kann er sich das alles hier leisten? Und warum müssen wir - verglichen dazu - in einer Bruchbude hausen?

Was ist hier eigentlich los?

Do you love the Bangtan Style? Pt.3 - Taehyung-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt