Kapitel 70

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"Du bist waaaaaaas?", kreischt meine Mom so laut in den Hörer, dass ich ihn vor Schreck beinahe hätte fallen lassen.
"Eomma... Bitte...", krächze ich kraftlos. Ich befürchte, dass ich hier einen Tornado losgesetzt habe. Aber was solls?
"Yeobo! Kommst du mal? Wir haben hier ein Problem!", ruft meine Mutter meinen Vater herbei.
"Ich komme ja schon. Was ist denn los?", brummt der Herbeigerufene.
"Deine Tochter ist schwanger.", bringt es meine Mutter gnadenlos auf den Punkt.
"Waaas? Gib mir mal den Hörer... Seri? Stimmt das? Du bist schwanger? Warum? Von wem? Seit wann?"
Fragen über Fragen purzeln aus Papas Mund.
"Es tut mir so leid, Appa. Ich habe doch schon bevor ihr nach Deutschland gezogen seid einen netten jungen Mann kennengelernt. Und wir waren einfach unvorsichtig und..."
"Wie weit bist du? Kann man das noch wegmachen?"
"Appa! Ich bin Ende dritter Monat. Und nein, ich kann das einfach nicht!"
"Seri, hör mir gut zu. Entweder du machst das weg und dein Studium zu Ende oder du kommst sofort hierher zu uns nach Deutschland! Wie kann man nur so unachtsam sein! Wir haben dir vertraut! Menschenskind!"
Papa scheint sich immer weiter reinzusteigern.
"Appa! Ich..." Weiter komme ich gar nicht. Papa steigert sich in seine Schimpftiraden dermaßen rein, dass ich erschöpft auflege und mein Handy erst einmal ausschalte. Dicke Tränen kullern über meine Wangen. Was soll ich nur machen?

------------------------------ ZEITSPRUNG ------------------------------

Einige Monate sind vergangen und es ist viel passiert.
Mein Vater hat die Zahlungen für mich eingestellt und einfach meine Wohnung vorzeitig gekündigt. Er wollte auf jeden Fall erreichen, dass ich zu ihnen nach Deutschland ziehe. Nun möchte man denken, dass das nicht so schlimm wäre. An sich sicher nicht. Der Haken an der Sache ist, dass mein Vater darauf besteht, dass ich das Baby abtreiben lasse oder - wenn das nicht mehr klappt - will er sicherstellen, dass ich es zur Adoption freigebe. Es gehört sich
in Korea nunmal nicht, dass man Nachwuchs erwartet bevor man geheiratet hat. Und an dieser alten Tradition will er festhalten.
Liebevoll streichel ich über den mittlerweile runden Bauch. Wie könnte ich? Das ist MEIN Baby! Wenigstens eine lebendige Erinnerung an Tae. In diesem Moment spüre ich das Baby wieder, wie es sich in meinem Bauch herumdreht und tritt. Lachend beobachte ich die Beulen, die dabei entstehen.
Nein! Niemals könnte ich das wegmachen lassen oder zu irgendwelchen fremden Leuten abgeben. NIEMALS!

Traurig sehe ich mich in meinem neuen Zuhause um. Ich bin in einer 1-Zimmer-Wohnung mit kleiner Kochnische und Mini-Bad gelandet. Irgendwo abseits draußen von Seoul, wo mich niemand kennt. Das Geld dafür verdiene ich mit mehreren kleinen Mini-Jobs. Dabei versuche ich so viel Geld auf die Seite zu legen, damit ich nach der Geburt noch Zeit mit meinem Baby haben kann, bevor ich wieder arbeiten gehen muss.
Seufzend stehe ich auf und schalte den kleinen Mini-Fernseher an, der auf meinem Tisch steht. Es ist mittlerweile November geworden. Gleich werden die Grammy-Nominierungen bekannt gegeben. Auch wenn ich keinen Kontakt zu irgendeinem der Members habe, so drücke ich ihnen doch fest die Daumen, dass es mit einer Nominierung für sie klappt.
Vor Aufregung und Spannung fange ich schon wieder an die Haut von meinen Fingern herunter zu knibbeln und zu knabbern.
Da! Da war es! Sie wurden tatsächlich nominiert! Wie sehr ich mich doch für sie freue! Mit klopfendem Herzen schalte ich den Fernseher wieder aus.
"Dein Appa wird vermutlich noch ein Grammy-Star!", lache ich und streiche über meinen Bauch.

Kurz danach klingelt ein Benachrichtigungston auf meinem Handy los, das ich mir mit einer neuen Nummer zugelegt habe. Das alte Handy besitze ich zwar noch, aber ich schalte es nicht mehr ein. Zu groß ist meine Angst, dass mein Vater mich aufspürt. Wir hatten zwar noch einmal telefoniert, aber er hat so auf mich eingeredet und geschimpft, dass ich mich hier verkrochen habe.
Als ich auf meinem Handy nachschaue, sehe ich, dass die Jungs von BTS ein Live machen. Zögernd halte ich meine Finger über den Button. Soll ich?
Ich möchte sie schon gerne wieder einmal sehen und möchte auch wissen, wie es Tae geht...
Langsam drücke ich auf die Schaltfläche. Das Video springt auf und da sind sie auch schon! Wieder klopft mein Herz wie wild.
Wie sehr ich sie doch alle vermisse! Ihre Späße, ihr Lachen! Da kommt auf einmal Tae ins Bild und mir wird ganz anders. Wie sieht er denn aus?
Ganz blass und tiefdunkle Augen! Sein Lachen wirkt auch sehr aufgezwungen.
Was ist los mit dir? Müsstest du nicht der glücklichste Mensch auf der Welt sein?
Meine Augen fangen an zu verschwimmen. Tränen steigen hoch. Hastig schalte ich das Handy aus und wische mir die Tränen aus dem Gesicht.
Nein! Er hat es sich so ausgesucht, dann wird er wohl so leben müssen.

Erneut streiche ich mir über den Bauch, worin das Baby wieder kickt.
"Nun gibt es nur noch uns beide.", flüstere ich meinem Baby zu.


Do you love the Bangtan Style? Pt.3 - Taehyung-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt