Kapitel 26

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Einige Zeit später kommen wir beim Einkaufszentrum an. Mama und ich wechseln kurz Blicke, als uns bewusst wird, dass dies hier wieder ein teurer Nobelschuppen ist. Ein Kleid würde mehr kosten, als mein Jahreslohn im Bistro beträgt.
"Appa, was sollen wir hier? Es gibt hier nur teure Sachen, welche wir uns sowieso nicht leisten können. Lass uns lieber woanders hinfahren."
Mit eiserner Miene schüttelt mein Vater seinen Kopf. "Aniyo. Wir sind goldrichtig hier. Ich möchte gerne, dass ihr euch schicke Kleider und neue Schuhe aussucht, damit ihr für den heutigen Abend standesgemäß gekleidet seid."
Standesgemäß? Was meint er denn jetzt damit? Wir sind doch nicht adelig.
Wir geben uns schließlich geschlagen und folgen ihm schweigend. Nari hüpft aufgeregt im Geschäft zwischen den einzelnen Kleiderständern hin und her. Mein Papa betrachtet sie lächelnd und zeigt ihr ein Kleid nach dem anderen. Zum Schluss hat Nari ein Prinzessinkleid schlechthin. Es ist pastellrosa und besitzt aufwändige Stickereien zudem auch Perlen und Spitze. Dazu passend bekommt sie rosafarbene Lackschuhe.
Meine Mama hat ein schlichtes Kleid in dunkelblau gewählt. Und obwohl es keine großartigen Stickereien oder Verzierungen hat, wirkt sie richtig hübsch und selbstbewusst darin.
Mein Kleid ist dunkellila mit Stickereien am Oberteil und einem luftigleichten Rock bis zu den Knöcheln. Wenn ich mich drehe, bekommt der Rock eine schöne Form. Es fühlt sich an, als wären wir drei Frauen über Nacht Prinzessinnen geworden.
Mein Vater betrachtet uns liebevoll und gibt der Verkäuferin bescheid, dass wir die Sachen gleich anbehalten würden und sie uns die Alltagskleidung einpacken soll. Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Restaurant.

Einige Zeit später finden wir an einem großen runden Tisch in einem noblen Restaurant Platz. Ein Kronleuchter verziert mit Swarovski-Steinen hängt darüber. Leise gedämpfte Musik - klassische Musik - wird abgespielt. Die Servicekräfte sind auch hier mit einem Anzug oder einem Kostüm bekleidet. Zu den edlen Blusen und Hemden tragen sie eine Fliege - sowohl Männer als auch Frauen.
Mit großen Augen schauen wir uns um, solange wir auf das Essen warten, welches mein Vater schon vorbestellt hat.
Der Boden wirkt, als wäre er mit großen beigen Marmorplatten ausgelegt worden. Die Wände sind dagegen anthrazit vertäfelt. Sogar die Tischplatten scheinen aus Marmor zu sein. Spitzentischdecken verleihen ihnen ein edles Aussehen. Auf jedem der Tische steht ein kleines Rosenbouquet als Deko. Edle dunkelrote Rosen verziert mit weißen Bändern und Perlen. Ob das echte Perlen sind?
Die Stühle sind farblich passend mit edlem Leder überzogen und sie sind richtig bequem. Nicht so, wie die alten Holzstühle im Bistro.

Mama fängt sich als erstes wieder und räuspert sich. "Yeobo. Können wir nun über uns reden? Was ist in den letzten sieben Jahren passiert? Wie ist es dir ergangen? Woher kommt der plötzliche Wohlstand?"
Verlegen blickt mein Vater auf seine gefalteten Hände herunter.
"Zu allererst...", beginnt er zögernd. "Zu allererst möchte ich mich bei euch allen entschuldigen, dass ich einfach so verschwunden bin und euch nur eine kurze Nachricht dagelassen habe, anstatt mit euch zu reden. Jeongmal mianhae! Die Sache ist nur die, dass ich mich furchtbar geschämt habe. Ich empfand mich als zu unfähig. Unfähig, meiner Jagiya, ein guter Ehemann zu sein und euch Kindern ein guter Vater. Ich habe mich dafür geschämt, dass ich euch nichts - einfach nichts - bieten konnte. Ich hatte immer nur kleine Jobs, mit deren Hilfe ich gerade das Essen für ein paar Tage bezahlen konnte. Die Wohnung haben meine Eltern damals mühevoll
abgezahlt, ehe sie verstorben sind. Daher mussten wir wenigstens dafür keine Kosten auf uns nehmen. Nur die monatlichen Gebühren, die gerade so machbar waren."
Er legt eine Pause ein und runzelt die Stirn. Mama und ich tauschen erneut Blicke aus, doch schon redet Papa weiter.
"Ein Freund von mir hat mir dann von Deutschland erzählt. Er hatte dort mehrere Bekannte, die sich dort ein gutes Leben aufgebaut haben. Er meinte, dass ich es doch mal versuchen sollte, wenn ich euch eine echte Hilfe sein will. Er bezahlte mir das Flugticket und verschaffte mir bei seinen Bekannten eine Unterkunft. Und diese haben mir geholfen, dass ich bei einer Mobilgerätefirma eine Anstellung gefunden habe. Dort habe ich zunächst als Bote angefangen, konnte mich dann aber immer höher hinauf arbeiten. Jetzt bin ich der Direktor der
Marketingabteilung. Und endlich verdiene ich genug, dass ich euch finanziell etwas bieten kann."
"Ach, Yeobo!", ruft meine Mutter und schlägt ihm auf den Arm. "Ich hätte dich HIER gebraucht. Ich war alleine, als Nari zur Welt kam. Seri war noch so jung, doch sie gab alles, um mich zu unterstützen. Sie hat mir nachts oft die Kleine abgenommen, damit auch ich ein wenig Schlaf finden konnte. Während ich nur einen kleinen Teilzeitjob wahrnehmen kann, arbeitet sie neben ihrem Studium in einem Bistro, damit sie das Teilstipendium finanzieren und uns unterstützen kann. Wir hätten dich hier gebraucht. Was nützt einem alles Geld der Welt, wenn die Person fehlt, die man braucht?"
Stumm rollen uns Frauen nun die Tränen über die Wangen und auch die Augen meines Vaters glänzen verdächtig.

Genau in diesem Moment bringen uns Servicekräfte das Essen, verbeugen sich höflich und wünschen uns einen guten Appetit.
"Lasst uns erst essen, bevor es kalt wird. Danach reden wir weiter, ja?", fleht mein Vater leise. Zögernd greifen wir zum Besteck und fangen langsam an zu essen.
Meine Gedanken rattern im Kopf. Würde da noch mehr kommen?

Wie soll es weitergehen?

Do you love the Bangtan Style? Pt.3 - Taehyung-FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt