Die Tonleiter zur Liebe ᵖᵃʳᵗ ᵛˡˡ - Jeonglix

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POV. Felix

„Morgen werde ich zum Arzt gehen und dann hoffentlich wieder spielen dürfen", erzählt mir Jeongin am nächsten Mittwoch. Wir sitzen wieder gemeinsam auf dem Balkon und warten, bis es beginnt. Überrascht schaue ich zu dem Pianisten. Dieser allerdings hat seinen Blick auf den noch geschlossenen Vorhang gerichtet. Wahrscheinlich sehnt er sich danach, wieder auf der Bühne stehen zu können. „Das freut mich für dich!", sage ich ehrlich. Ich würde mich wirklich freuen, ihn wieder spielen zu hören und natürlich freut es mich auch für ihn. Immerhin steckt er so viel Leidenschaft in das Spielen. Doch irgendein mir unbekannter Geschmack setzt sich in meinem Mund nieder, wenn er wieder auf der Bühne ist, dann würde er nicht mehr hier mit mir sitzen und wir könnten uns nicht mehr unterhalten. Das will ich nicht verlieren, auch wenn ich ihn gerne wieder spielen hören will.

„Würdest du mir erlauben, dich dieses Wochenende zu mir einzuladen?", fragt nun Jeongin mit Blick auf mir. Die Überraschung ist mir sicherlich anzusehen, denn ich höre, wie er kichert. „J-Ja gerne!", bestätige ich und zaubere uns beiden damit ein Lächeln auf die Lippen. „Ich werde dir meine Adresse schicken", versichert er mir und ich nicke bestätigend.

Dann gehen auch schon die Lichter im Saal aus. „Du musst auf den Geiger in der vorderen Reihe achten", flüstert mir Jeongin zu. „Den mit dem Welpenblick. Er ist ein guter Freund von mir und wird heute sein erstes Solo haben." Ich folge seiner Anweisung und erblicke den beschriebenen Geigenspieler. Neugierig höre ich ihnen zu.

Am Samstagabend stehe ich vor dem Haus von Jeongin. Es ist groß und sehr schön, doch ist er auch ein sehr bekannter Pianist, der im Opernhaus auftritt. Dort wird er einiges an Geld verdienen, womit er sich das leisten kann. Unsicher drücke ich schließlich auf die Klingel. Ich stand hier sicherlich schon fünf Minuten und habe überlegt, wie ich Jeongin begrüßen soll. Soll ich ihn umarmen? Oder nur die Hand schütteln. Womöglich will er auch gar nichts von beidem. Weitere Gedanken kann ich mir allerdings nicht darüber machen, da auch schon die Tür geöffnet wird. Jeongin begrüßt mich mit einem breiten Lächeln. „Wie schön, dass du da bist, Felix!", sagt er und öffnet die Tür einladend und deutet mir hereinzukommen. Genau das mache ich dann auch. Das Haus ist von innen genauso schön, wie es von außen den Anschein macht. Die Einrichtung ist hell und einladend. Große Fenster lassen tagsüber sicherlich viel Licht hinein, doch draußen ist die Sonne bereits untergegangen, weshalb man nun die Lichter der Stadt sehen kann.

Ich spüre zwei Hände auf meinen Schultern und schaue nach hinten zu Jeongin. „Darf ich dir deine Jacke abnehmen?", fragt er mich und ich bin zu nichts imstande, als zu nicken. Mit seinen Fingern greift er den Stoff und zieht ihn mir von den Schultern. Schließlich hängt er die Jacke auf und ich ziehe meine Schuhe aus. Immerhin will ich nichts dreckig machen.

„Komm rein", sagt Jeongin und führt mich in ein großes Wohnzimmer. Neben dem Üblichen wie Couch und Fernseher, steht hier auch ein großes Klavier. Bei dessen Anblick fällt mir wieder ein, dass Jeongin ja beim Arzt war. Sogleich wandert mein Blick zu dessen Händen und ich kann keine Bandage entdecken. „Oh! Darfst du wieder spielen?", frage ich ihn und schaue nun auf, in seine schönen braunen Augen. Er nickt bestätigend. „Ja. Die Sehnenscheidenentzündung ist so weit verheilt, nur soll ich nach dem Arzt langsam wieder anfangen und es nicht direkt übertreiben", erzählt er. Ich grinse breit. „Das ist doch toll! Ich ..." Meinen Satz führe ich nicht fertig aus, da ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ich freue mich für ihn, doch werde ich auch unsere gemeinsame Zeit vermissen, die wir auf dem Balkon hatten. Jeongin kommt einen Schritt auf mich zu. Ihn scheint es wohl nicht zu stören, dass ich meinen Satz nicht beende. „Ich würde dich gerne noch einmal tanzen sehen", sagt er und schaut mir derweil tief in die Augen. Ich glaube unter dem Blick der schokoladenbraunen Augen da hinzuschmelzen. Wie kann ein einzelner Mensch auch nur so schöne Augen haben? „Würdest du mir diesen Tanz gestatten?", fragt Jeongin und ich brauche ein paar Sekunden, um wieder in die Realität zurückzukommen. Yang Jeongin will mich erneut tanzen sehen. Zudem will er auch noch dazu spielen. Wie könnte ich ihm diesen Wunsch auch nur abschlagen? „Ja!", sage ich schließlich und befeuchte meine Lippen mit meiner Zunge. Es ist, als wäre die Luft hier drin unglaublich trocken. „Danke", sagt Jeongin mit seiner melodischen Stimme. Dann entfernt er sich leider auch schon von mir, um sich an das Klavier zu setzten.

Er streicht über das Holz, ehe er den Schutz hochklappt. Ich streiche mir die Haare hinter die Ohren, um auch jeden Klang einwandfrei zu hören. Für einen kurzen Moment ist es komplett still im Raum. Solange, bis Jeongin anfängt. Das Lied beginnt langsam. Für ein paar Augenblicke bleibe ich noch stehen und lausche den langsamen Tönen. Das Lied kannte ich nicht, doch harmonieren die Töne so unglaublich schön miteinander. Flatternd schließe ich die Augenlider und spüre, wie die Musik meinen Körper erfüllt. Kaum, dass ich den ersten Schritt gemacht habe, tragen mich die Klänge von ganz allein. Es ist als würde die Musik meinen Körper bewegen. Es ist, als würde Jeongin hinter mir stehen und mich führen. Wie, als würde er meine Arme bewegen und entscheiden, was ich als Nächstes mache. Ich fühle mich schwerelos und geborgen in der Umarmung der Musik. Selbst nachdem die letzten Töne ausgeklungen sind, brauche ich einige Momente, um den Boden unter meinen Füßen wiederzufinden.

„Oh Felix! Das war wunderschön", kommt es begeistert von Jeongin. Blinzelnd öffne ich meine Augen wieder und sehe wie er von dem Klavier aufsteht um zu mir zu kommen. Mein Atmen geht noch etwas schneller vom Tanzen, als Jeongin bei mir ankommt. Ich löse mich aus meiner Position und lächle ihn an. „Ich kannte das Lied gar nicht." Ich glaube zu sehen, wie sich eine leichte Röte auf seine Wangen schleicht. „Na ja, ich ... habe es selber komponiert", gesteht er mir. Ich habe das Gefühl, mein Mund würde aufklappen. „Das ... es ist unglaublich", stammle ich und nehme seine linke Hand in meine. Ich hebe sie etwas an und hauche einen Kuss darauf. „Verletzt dich nie wieder. Es wäre eine Schande, wenn man deine Lieder nicht mehr hören könnte"; „Das ..." Jeongin stockt kurz, ehe er weiterredet. „Die Noten waren einfach in meinem Kopf, nachdem ich dich das erste Mal tanzen gesehen habe." Darauf weiß ich nichts zu erwidern. Er hatte dieses unglaublich schöne Lied meinetwegen komponiert. Ich war seine Inspiration, seine Muse gewesen.

Wir schauen uns einfach still an. Dabei glaube ich, dass die Luft um uns herum knistert und sich elektrisch auflädt. Jeder Atemzug, den ich nehme, lässt auch das Blut in meinen Adern kribbeln. In dem Moment gerade gibt es nur Jeongin und mich. Ich glaube das wir uns immer näherkommen, doch kann ich nichts daran ändern. Es ist, wie als würden sich zwei Magnete gegenseitig anziehen. „Ich habe gedacht, wir könnten uns etwas zu essen bestellen", flüstert Jeongin in die Still hinein. Ich nicke bestätigend. „Das klingt gut." Mein Blick ist noch immer mit seinem verankert. Nur noch wenige Zentimeter trennen uns. Ich kann beobachten, wie Jeongins Augen von meinen ein Stück nach unten wandern. Wie automatisch teilen sich meine Lippen und meine Zunge befeuchtet sie. „Verdammt, Felix", flüstert Jeongin. „Ich will dich so sehr küssen." Mein Herz bleibt für einen Augenblick stehen, nur um dann viel zu schnell weiterzuschlagen. „Bitte tu es einfach", hauche ich zurück. Jeongins Blick richtet sich von meinen Lippen wieder zu meinen Augen und dann überbrückt er endlich den letzten Abstand.

Stray Kids OneShots ᵇᵒʸˣᵇᵒʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt