Gedächtnis Lücken ᵖᵃʳᵗ ˡᵛ

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POV. Jisung

So sehr ich mich auch mit dem Rätsel, mit wem ich nun geschlafen habe, beschäftigen will, so habe ich nun anderes im Kopf. Den Streit zwischen Changbin und Chan beziehungsweise zwischen Minho und Chan, haben wir alle mitbekommen. Es war beängstigend so einen Streit zu sehen, gerade, da es so etwas noch nie in so einem Ausmaß gegeben hat. Klar, es gab schon ein paar Auseinandersetzungen, aber nicht so.

Seit wir zurück waren, war Chan in seinem Zimmer und kommt nicht mehr heraus. Selbst als Hyunjin und ich ihn zum Essen holen wollten, weigerte er sich sein Zimmer zu verlassen. Nun stand ich vor seiner Tür und klopfe. Ich klopfe einmal, doch ist nichts zu hören. Auch, als ich ein zweites Mal klopfe, höre ich nichts. Beim dritten Mal öffne ich schließlich die Tür. „Hyung?", frage ich. Der Leader sitzt auf seinem Bett und starrt die Wand an. Ich klopfe ein viertes Mal an den Türrahmen, doch er reagiert immer noch nicht. „Ich komme jetzt rein, Hyung", warne ich ihn vor.

Ich laufe einmal um das Bett herum, sodass er mich nun sehen kann. Augenblicklich zuckt er zusammen und nimmt seine Kopfhörer aus den Ohren. Ich kann leise die Melodie von einem von Changbins Solo-Liedern spielen hören. „Was willst du hier, Jisung?", fragt Chan mich. Ich setze mich neben ihn. Seine roten, leicht geschwollenen Augen kann ich auch in dem spärlichen Licht hier drin sehen. So wie es scheint hat er geweint. „Wir machen uns Sorgen, Hyung", meine ich und lege ihm eine Hand aufs Knie. Sogleich zuckt er zusammen. „Mir geht es gut!" Die Antwort kam viel zu schnell, als dass sie wahr sein könnte. „Hyung ..." Chan seufzt und senkt seinen Blick. „Um was ging es denn überhaupt? Vielleicht ist es nur halb so wild!" Ich versuche ihn aufzumuntern, doch an dem Blick den ich danach zugeworfen bekommen, kann ich sehr gut erkennen, dass ich es nicht geschafft habe.

„Wir hatten Sex", sagt Chan schließlich. „Das ist doch... IHR HATTET WAS?!" Mit großen Augen und offenem Mund schaue ich ihn an. „Sex ... Sungie ich dachte du wärst alt genug dafür", meint er und verdreht die Augen. „Ja ... nein ich ... Ich bin nur überrascht", gestehe ich. Wenn Changbin und Chan Sex hatten, dann hieß das immerhin, dass ich keinen Sex mit ihnen hatte. Oder ... nein ich glaube nicht, dass es ein Dreier gewesen wäre. Zudem scheinen beide ihre Erinnerungen zu haben. „Wir waren betrunken und ich habe ihn nicht um Erlaubnis gefragt. Jetzt hasst er mich und ich weiß nicht was ich machen soll." Chan sieht aus wie ein geprügelter Wolf. Ich würde gerne etwas Aufmunterndes sagen, doch weiß ich nicht wirklich was. „Auf der Bühne hat er mir gesagt, dass ich ihn nie wieder anfassen soll, damit wollte ich ihm zeigen, dass ich ihn eigentlich mag", sagt Chan und in meinem Kopf bilden sich daraufhin zwei verschiedenen Fragen. Zum einen, Chan mag Changbin? Und zum anderen, warum hat er einen Dwaekki in seinem Zimmer der einen Löffel hält?

„Du Löffel ihn hier?", ist schließlich was aus meinem Mund kommt und damit verwirre ich mich nicht nur selber. „Was ... willst du damit fragen?" Ich öffne meinen Mund, hebe einen Finger, wie, als will ich etwas sagen, doch lasse ich den Finger wieder sinken und schließe meinen Mund. „Ich weiß es nicht", murmle ich. „Aber ich wollte fragen, warum du einen Dwaekki in deinem Zimmer hast?", frage ich schließlich die Frage, auf die ich wirklich keinerlei Antwort habe. „Ich kuschle gerne mit ihm." Okay das hätte ich mir denken können, aber, „warum hat er dann einen Löffel?"; „Ja.", Chan nimmt das kleine Besteck-Stück von dem Kuscheltier weg und öffnet eine Schublade seines Nachtisches. Normale Menschen hätten dort vielleicht eine Leselampe, eine Taschenlampe, einen Wecker, Medikamente, eine Brille, ein Buch, Kondome oder Taschentücher drin. Schwule Menschen oder Frauen haben vielleicht noch Gleitgel und Sexspielzeuge dort drin. Hetero Männer brauchen so etwas ja nicht ... aber ja. Chan hingegen, hat etliche Löffel in der Schublade. So viele, dass man nicht einmal den Boden der Schulblade sehen kann. Den jetzigen Löffel packt er dazu und schließt sie wieder und keine zwei Sekunden, nachdem er sie geschlossen hat, glaube ich schon geträumt zu haben. Welcher Mensch würde auch so viele Löffel haben? Und dann auch noch in seinem Nachtschrank ... oder ist das ein Kink, von dem ich bis jetzt noch nichts gehört habe.

„Ähm ja ... aber, wenn du ihn magst, warum sagst du es ihm dann nicht einfach direkt?", komme ich schließlich zu dem eigentlichen Gespräch zurück. „Weil ... er mich hasst und ich weiß nicht, ob ich seine Ablehnung ertragen kann." Ich sehe bereits wieder Tränen in seinen Augen glitzern. „Kann es denn schlimmer werden, als es gerade ist?", stelle ich nun die richtige Frage und bin tatsächlich etwas stolz, dass so etwas Intelligentes aus meinem Mund kam. „Nein, eigentlich nicht", murmelt Chan. „Dann geh zu ihm und sag ihm was du empfindest. Vielleicht erwidert er es, oder er weiß zumindest wie du fühlst und kann etwas Rücksicht darauf nehmen", sage ich und Chan nickt. Ich sollte eindeutig Paartherapeut werden! Das ich gerade selbst einige Sachen zu Regeln hatte, ignoriere ich gekonnt! „Vielleicht hast du ja recht ...", gibt Chan zu. „Ich habe immer recht!" Chan zieht daraufhin eine Augenbraue hoch und ich weiß genau an was er gerade denkt. „Okay, fast immer! Woher soll ich denn auch wissen das Schildkröten nicht fliegen können!", verteidige ich mich. Chan schaut mich allerdings noch immer mit demselben Blick an. „Okay, okay! Manchmal habe ich recht, aber, warum gibt es auch keine Toaster auf dem Mond?!"; „Jisung du gibst in 90 Prozent der Fälle Scheiße von dir", sagt Chan und ich schnappe entsetzt nach Luft. „So oft muss ich gar nicht kacken!" Chan öffnet seinen Mund doch nichts kommt raus. Stattdessen massiert er sich den Nasenrücken.

„Kann ich rein?", nun ist es Hyunjin, welcher in der, noch immer offenen, Tür steht. In seinen Händen hält er ein Tablett mit dem restlichen Essen von heute. Nachdem niemand von uns etwas sagt kommt er einfach herein und setzt sich auf die andere Seite von Chan. „Du musst etwas essen, Hyung", sagt er sanft und legt ihm das Tablett auf den Schoß. „Danke, Jinnie."

Stray Kids OneShots ᵇᵒʸˣᵇᵒʸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt