Am darauffolgenden Tag schlich ich mich schon um kurz vor sechs aus dem gemeinsamen Bett, um mit meinem morgendlichen Work-out zu beginnen. Nur zwei Stunden später schulterte ich bereits meine Tasche für das Training.
Heute standen zwei Trainingseinheiten auf dem Programm, die erste davon würde um zehn beginnen. So leise wie ich nur konnte schlich ich mich aus dem Haus, um Sophia nicht zu wecken.
Sie hatte heute einen freien Tag und üblicherweise verbrachte sie diesen zur Hälfte mit Schlafen. Schönheitsschlaf, wie sie immer zu sagte, pflegte. Verstehen konnte ich es nicht, da ich sie ohnehin schon schön fand, selbst wenn sie wenig geschlafen hatte. Aber sie war nun einmal eine Langschläferin, woran ich mich in den letzten Jahren gewöhnt hatte.
Höchst motiviert kam ich am Cobham Trainingsground an, dem Trainingsgelände vom FC Chelsea, wo ich zuerst ein Treffen mit unserem Ernährungsberater hatte, bevor ich mich dann für das Training aufwärmte.
Als schließlich pünktlich um zehn alle auf dem Platz standen, ging es auch schon los. Graham Potter, unser Trainer legte den Fokus heute auf das Aufbauspiel und Torabschlüsse. Alles Dinge, die wir schon hunderte Male verinnerlicht hatten, jedoch immer wieder daran feilen mussten, um noch besser zu werden. Wir waren schließlich in der Premier League und da wollten wir auch bleiben. Nachdem wir auch die zweite Trainingseinheit für diesen Tag erfolgreich beendet hatten, sprang ich schnell unter die Dusche und zog mir meinen Trainingsanzug über.
Ich hatte während der Mittagszeit eine Nachricht von unserem Manager erhalten, dass er mich nach dem Training erwartete. Er hatte mir keine Gründe für das kurzfristig einberufene Meeting genannt, daher musste ich wohl vom Schlimmsten ausgehen. Was auch immer das war.
Als ich kurze Zeit später an die Tür unseres Managers klopfte, war das mulmige Gefühl noch immer nicht verschwunden. „Herein", ertönte seine mürrische Stimme. Schnell ging ich in den Raum hinein und schloss die Tür hinter mir. „Havertz, ich wusste gar nicht, dass Sie auf Schwänze stehen", war das erste was er zu mir sagte. Nicht einmal die Zeit für eine anständige Begrüßung hatte er sich genommen. Mit großen Augen sah ich ihn an. Ich spürte, wie mir augenblicklich eiskalt wurde. Dass ich auch auf Männer stand, war ein Geheimnis, dass ich bisher nur mit meinen engsten geteilt hatte. Woher wusste also er davon? „Wie kommen Sie auf einen solchen Schwachsinn?", fragte ich und versuchte dabei, seinen provokanten Tonfall zu imitieren. Mr. Boehly zog eine Augenbraue gefährlich nach oben, während er mich mit einem stechenden Blick musterte. Als er schließlich den Blick wieder von mir abließ, deutete er auf ein paar Gegenstände auf seinem Schreibtisch. Schnell ließ ich mich gegenüber von ihm auf einem Besucherstuhl nieder und betrachtete die Zeitschriften. Alle waren verschieden und doch irgendwie gleich. Auf jedem einzelnen Cover waren Timo und ich abgebildet. „Ich dachte, Sie wollten ihre Freundin heiraten? Dass Sie Hochzeitspläne mit einem Mann schmieden, ist mir neu. Außerdem werde ich so etwas in meinem Verein nicht dulden. Können Sie sich vorstellen, was dieser Imageverlust für finanzielle Konsequenzen für unseren Verein nach sich ziehen würde? Nicht auszudenken", wetterte er. Ich blickte kurz von den Zeitschriften auf, um einen Augenblick lang sein wutverzerrtes Gesicht zu mustern, bevor ich mich wieder den Schlagzeilen zuwandte. Jedoch konnte ich nicht sagen, was mich mehr in Rage brachte.
Unser homophober Chef oder die Klatschblätter, die alle von Timo's und meiner Verlobung berichteten. Auf jedem einzelnen Cover war ein Bild, das wohl gestern Abend in dem Café entstanden war, als wir uns beide über den Tisch gelehnt und Timo mir den Namen seines ungeborenen Kindes zugeflüstert hatte. Es sah aus, als hätten wir uns gerade geküsst und auch der Rosenstrauß, der zwischen uns lag, machte es nicht besser. „Dann wären wir endlich verlobt", wurde Timo zitiert. Wenn ich mich recht erinnerte, dann hatte er das gesagt, als die Kellnerin zu uns an den Tisch gekommen war, während er mir von seinem geplanten Heiratsantrag an Paula berichtet hatte. Ich seufzte und strich mir einmal mit der Hand übers Gesicht. „Das haben die komplett falsch verstanden. Nicht Timo hat etwas zu einer Verlobung gesagt, sondern ich habe ihm erzählt, wie gut es zwischen Sophia und mir läuft, seit wir verlobt sind."
Unser Manager brauchte gar nichts von Timo's geplantem Heiratsantrag zu erfahren, schließlich sollte das ja eine Überraschung für Paula werden.
„Die Rosen habe ich für Sophia gekauft. Sie können Sie gerne anrufen. Die stehen bei uns zu Hause auf dem Wohnzimmertisch."
Todd Boehly grunzte und sprang dann von seinem Stuhl auf. „Wenn das wirklich stimmt, was Sie da sagen, dann verlange ich, dass Sie das schleunigst richtigstellen. Wir können nicht zulassen, dass eine Falschmeldung unseren ganzen Club in den Ruin treibt."
Innerlich rollte ich mit den Augen, jedoch setzte ich ein höfliches Lächeln auf, als ich mich ebenfalls erhob. „Natürlich, Sir. War das dann alles?" Mr. Boehly schnaubte und machte eine abfällige Handbewegung, die mir als Abschiedsgruß genügte. Schnell verließ ich das Büro und machte mich dann auf den Weg nach Hause.
Sophia traf ich in unserem Fitnessraum, wo sie gerade auf dem Laufband trainierte. Ich stützte mich mit beiden Händen auf die Halterung und gab ihr einen Kuss auf die Lippen, bevor ich ihr eine Weile beim Training zusah. „Liebling, du machst mich ganz nervös. Hast du nicht noch etwas zu tun?", fragte sie lächelnd, sodass ich wusste, dass es nicht böse gemeint war. Ich schüttelte den Kopf und grinste ebenfalls.
„Was hältst du davon, heute Abend Essen zu gehen? Wir waren schon lange nicht mehr aus und ich habe einen Bärenhunger." Meine Verlobte lachte etwas, bevor sie ihr Training beendete und das Laufband abstellte. „Das würde mir gefallen", sagte sie fröhlich, bevor sie mich noch einmal küsste und dann im Badezimmer verschwand. Ich machte mich dann auf ins Schlafzimmer, wo ich gleich meinen Trainingsanzug ablegte und in andere Klamotten schlüpfte.
Kurze Zeit später stand Sophia in einem kurzen, weißen Rock vor mir, der meinen Blick sogleich zu ihren langen Beinen wandern ließ. „Wow", pfiff ich aus, was von ihr mit Gekicher kommentiert wurde. Ich drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen, bevor ich nach ihrer Hand griff und mich mit ihr zusammen auf dem Weg zu dem Restaurant machte, bei dem ich vorhin angerufen hatte.
Und vielleicht oder vielleicht auch nicht, würden wir während des Spaziergangs dorthin von ein paar Paparazzi gesehen werden. Selten war es so einfach mit einem Abendessen gleich zwei Menschen glücklich zu machen. Sophia und unseren Manager.
➤ Ouuhhh, da hat Kai uns einfach preisgegeben, nicht hetero zu sein.
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Sunflower | Bravertz ff
FanfictionKai ist Profifußballer in der Premiere League, dessen Leben zur Zeit nicht besser laufen könnte. Wäre da nicht diese eine Begegnung, die nicht loslassen wollte. ➤ A/N: mal wieder keine klischeehafte Bravertz FanFiction, da ist davon meiner Meinung...